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 Der deutsche Anteil am Kuchen

Der Einfachheit halber gehe ich mal davon aus, dass es einen Klimawandel gibt und dass der Mensch daran einen entscheidenden Anteil hat und dafür wiederum wesentlich der Ausstoß von CO2 verantwortlich ist.

So, dann ist das jetzt geklärt, wir können uns den Mund abputzen und in Ruhe weitermachen!

Schauen wir deshalb einmal kurz auf die Situation in der Welt. Deutschland gehört zu den größten CO2-Emittenten, ja, das stimmt. Um noch genauer zu sein: Deutschland nimmt Rang 7 ein (2021) und hat sich damit seit 2018 um einen Platz verbessert (2018 Platz 6).

Das klingt katastrophal. Aber eben auch nur so lange, wie man sich von den Platzzahlen leiten lässt und nicht auf den prozentualen Anteil an der weltweiten CO2-Produktion schaut. Der betrug, was Deutschland angeht, 2018 gigantische 1,9% und 2021 nur noch 1,82% (Platz-Verbesserung). Für alle Verursacher zusammen, also Haushalte, Verkehr, Produktion, Energiegewinnung etc. Wobei am Gesamtvolumen Deutschlands  etwa 18% der CO2-Emissionen durch das Beheizen und das Kühlen von Gebäuden sowie die Warmwassserbereitung entstehen.

Um die Dimension des deutschen Anteils an der weltweiten CO2-Produktion zu veranschaulichen, mache ich Ihnen einen Vorschlag:

Legen Sie mal 100 Streichhölzer in einer Kette hintereinander (Standardgröße 9,5 cm). Sie bekommen eine Strecke von 950 cm. Jetzt nehmen Sie von den 100 % (100 Streichhölzer: ein Streichholz gleich 1 %) zwei Hölzchen für den (aufgerundeten) 2%-CO2-Anteil Deutschlands weg, was 19 cm ausmacht. Es verbleibt eine Strecke von 931 cm. ***

Damit die Größenordnung deutlich wird, legen wir neben die deutsche Streichholzkettenanteile die chinesischen. 2021 betrug der chinesische Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß 30,9%, macht (aufgerundet) 31 Hölzchen mit einer Länge von insgesamt 294,5 cm.

Vielleicht wird dadurch veranschaulicht, dass die hier kultivierte CO2-Hysterie ein wenig übertrieben ist, dass unser Anteil am weltweiten Ausstoß des „Klimagases“ so gering ist, dass selbst eine NULL-Emission ab morgen einen nicht nennenswert zu nennenden Reduktionsbetrag bedeuten würde. Jedes 10tel-Prozent, das wir einsparen, wird durch die dynamisch wachsenden Gesellschaften Chinas und Indiens und ihre Volkswirtschaften konterkariert, zumal die anderen Länder der Emittenten-Spitzengruppe auf den Plätzen vor Deutschland ebenfalls zu berücksichtigen sind (USA, Russland, Japan) ****

Der Heizungs-Flop

 Nimmt man diese Basisdaten, kann man sie als Ausgangspunkt für die Beantwortung der Frage verwenden, welche Bedeutung das Habecksche „Heizungsgesetz“ (korrekt: Gebäudeenergiegesetz/GEG) unter dem Gesichtspunkt der Einsparungen denn überhaupt hat, denn man konnte zeitweilig den Eindruck bekommen (jedenfalls, was die GRÜNEN angeht), dass die Welt morgen wegen des CO2-Ausstoßes kollabiert, wenn das Gesetz nicht verabschiedet würde. Das Ergebnis ist ernüchternd und zeigt das Habecksche Gesetz in seiner ganzen Absurdität auf: Laut Zahlen des Habeck-Ministeriums selbst (Beantwortung einer Anfrage der Linken-Fraktion) können von heute bis 2030 – unter günstigsten Voraussetzungen – durch die gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen 5,6% an CO2-Heiz-Emissionen eingespart werden, wobei dieser Einsparung noch gegenübersteht, dass bis 2030 ein höherer Stromverbrauch (Wärmepumpe) zu berücksichtigen ist, der nicht ausschließlich aus grünem Strom gespeist wird. Auf der zweiten Seite  stehen Ausgaben für den Umbau der Heizungen in Millionenhöhe, die auf Eigentümer von Immobilien zukommen, zugleich sollen Millionen (genaue Höhe nicht bekannt) aus Fördertöpfen fließen, die den Staatshaushalt – und damit auch die Steuerzahler – belasten. Der Klimabeitrag ist also äußerst gering, die Belastungen der Bürger hoch und der Vertrauensverlust gigantisch! Und das für einen die gesamte CO2-Bilanz betreffenden geradezu lächerlichen Anteil! Jan-Horst Keppler, Professor für Energiewirtschaft an der Universität Paris-Dauphine, wird in der FAZ (7.10.23) mit der Aussage zitiert: „Entweder hat man den Mund zu voll genommen, was traurig wäre, weil das Klimaproblem ja real ist, oder man ist unter Blut, Schweiß und Tränen zu erheblichen Einbußen bereit.“

Ich befürchte, dass der auch auf anderen Politikfeldern zu erkennende Realitätsverlust der Ampel-Parteien, besonders der GRÜNEN, dazu geführt hat, dass man den „Mund zu voll genommen“ hat, die Konsequenzen (die Lasten) aber auch weiterhin die Bürger zu tragen haben werden und schon tragen müssen!

Und was ist mit Burundi?

Burundi hat die Funktion, uns ein schlechtes Gewissen zu machen! Da der tatsächliche Gesamtanteil Deutschlands an den CO2-Emissionen so gering ist, wird, von interessierter Seite, eine andere Kategorie eingeführt, so etwa von der EU-Kommission, nämlich der CO2-pro-Kopf-Ausstoß im Verhältnis zu anderen Staaten. Und dann wird man mit einer Horror-Zahl konfrontiert:

Der CO2-„Pro-Kopf-Ausstoß in Deutschland (ist) 300 mal höher als in Burundi.“

Und damit hat man uns natürlich am Haken – uns Ressourcen-Verschwender, Vielflieger, Fleisch-Esser, Klamotten-Käufer, Kühlschrank-Betreiber, Autofahrer, Licht-beim-Verlassen-der-Wohnung-Anlasser, Chai-Latte-Schlürfer, Internet- und iPhone-Junkies. Und wie vorbildlich müssen die Bewohner von Burundi sein, wenn sie so wenig CO2 produzieren!

Wenn wir uns, um das Klima zu retten und unseren „Pro-Kopf-Ausstoß an CO2“ zu reduzieren, an Burundi orientieren wollen (das Land liegt in Ostafrika mit Grenzen zu Ruanda, Tansania und der Demokratischen Republik Kongo), dann – bitte schön! –  orientieren wir uns an einem Staat mit dem geringsten BIP der Welt, das laut Welthunger-Index seit nunmehr 25 Jahren das ärmste Land der Welt ist. Nur rund 11% der Bevölkerung haben elektrischen Strom zur Verfügung, in den ländlichen Gebieten nur 1,6%. Burundi weist eine Armutsquote von 70% auf. Etwa die Hälfte der Bevölkerung hat pro Tag weniger als einen US-Dollar zu Verfügung. Der „Index der menschlichen Entwicklung“ der Vereinten Nationen weist Burundi Platz 185 von 189 Ländern zu! Das BIP betrug (2022) pro Kopf der Bevölkerung 261 US-Dollar (BRD 51203 US-Dollar).

Das AA schreibt über die Zusammenarbeit mit bzw. Entwicklungshilfe für Burundi:

Die staatliche Entwicklungszusammenarbeit zwischen Deutschland und Burundi läuft bis Mitte 2026 sukzessive aus. Laufende Projekte konzentrieren sich insbesondere auf die Kernthemen Wasser- und Sanitärversorgung bzw. Gesundheit. Außerdem berücksichtigen einige regionale / globale Programme Burundi, zum Beispiel im Bereich humanitäre Hilfe und Ernährungssicherheit. Auch im Rahmen von Team-Europe-Initiativen ist Deutschland in Burundi aktiv.“ *****

Dieser statistische Wert des Pro-Kopf-Verbrauchs-an CO2 ist ein Maßstab, der zur Bedeutung des deutschen Anteils am weltweiten Ausstoß des Gases nichts beiträgt, aber natürlich durchaus aufzeigt, dass ein Industrieland Parameter in ganz anderen Größenordnungen aufweist als ein Land, dessen Bevölkerung zum weitaus größten Teil in Armut lebt und das, um die Situation dieser Menschen dort zu verbessern, Unterstützung von den CO2-Produzenten wie Deutschland und anderen EU-Staaten bekommt.

Und der Mensch?

Ich hatte ganz am Anfang geschrieben, dass ich die von der Klimabewegung angenommen Ursache für den „Klimawandel“ der Einfachheit halbe als Setzung annehme. Aber genau wenn man das tut, die Klimasorgen also ernst nimmt, sollte man auch erwarten können, dass die tatsächlichen Werte in diesem Zusammenhang ernst genommen werden. Und dann muss man zwangsläufig zu dem Ergebnis kommen, dass die Maßnahmen des „Heizungsgesetzes“ nicht nur lächerlich sind, sondern teilweise sogar kontraproduktiv und „verlogen“. Seit dem Beginn der Ampel-Regentschaft sind von der Dreier-Koalitionsregierung Maßnahmen ergriffen worden und werden weiterhin ergriffen, die dem „Klimaschutzgedanken“ und dem Naturschutz ins Gesicht schlagen. Dies bezieht sich einerseits auf die Energiegewinnung und die Verringerung des Energieverbrauchs (Import von Kohle, Import von Fracking-Gas aus den USA, dann auf Abstandsregeln für Windräder, Abbau von Standards, etwa im Wohnungsbau). Andererseits wird in Umfragen deutlich, dass die (finanzielle) Belastung der Bürger durch zahlreiche (zudem teilweise noch unsinnige, weil nicht effektiv) Maßnahmen die Bereitschaft der Bevölkerung zum „Klimaschutz“ eher schwächt, wobei ich davon ausgehe, dass sinnvolle und nachvollziehbare Maßnahme auch die Zustimmung der Bevölkerung finden würden und finden. Denn wer soll, angesichts der steigenden Energiepreise, nicht auch ein Interesse daran haben, Energie zu sparen. Schon allein, um den eigenen Geldbeutel zu schonen, nicht aber unbedingt wegen einer ideologisch überhöhten Propaganda für den Klimaschutz!

Interessant ist auch, dass in der Klimadebatte nahezu vollständig das rasante Wachstum der Weltbevölkerung im Kontext der CO2-Produktion  ausgeklammert wird. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung von zurzeit rund 8,2 Milliarden Menschen bis zum Jahre 2100 auf 11 Milliarden Menschen anwachsen wird. 2,8 Milliarden Menschen mehr, die nicht hungern wollen und Nahrungsmittel brauchen, Kleidung brauchen, Energie brauchen, die einen Anspruch auf Schulbildung, Ausbildung und Gesundheitsversorgung haben, die Autos fahren und in stabilen Häusern leben wollen.  Und die geschützt werden wollen vor Unwettern, Stürmen, Wasserfluten und Dürre und vor anderen Katastrophen. Und denen wahrscheinlich schnuppe ist, ob dafür der CO2-Ausstoß verantwortlich ist. Und schon mal gar nicht der CO2-Ausstoß in einem kleinen europäischen Land, dessen Anteil am weltweiten Ausstoß des Gases bei unter 2% liegt! In dem aber in einem Tonfall über den „Klimawandel“ diskutiert wird, als ginge von diesem Land die Rettung der Welt aus!

Dabei könnte man angesichts der wirtschaftlichen Daten und der Prognosen eher der Auffassung sein, Deutschland sei auf dem Weg, Burundi II zu werden! Da können wir nur hoffen, dass uns dann Burundi I bei den „Kernthemen Wasser- und Sanitärversorgung bzw. Gesundheit“ Unterstützung zukommen lässt und wir auf „humanitäre Hilfe“ und Unterstützung beim Ausbau der „Ernährungssicherheit“ setzen können!

*** wir rechnen der Vereinfachung wegen mit zwei Hölzern, also einem 2-%-Anteil am weltweiten CO2-Ausstoß Prozent statt den tatsächlichen 1,82 %.

**** Ranking: China, USA, Indien, Russland, Japan, Deutschland, Iran, Südkorea, Saudi-Arabien, Kanada

*****https://www.auswaertiges-amt.de/de/service/laender/burundi-node/-/222600

Quellen:

https://www.wiwo.de/politik/ausland/co2-ausstoss-deutschland-und-weltweit-der-vergleich-diese-laender-stossen-am-meisten-co2-aus/29263872.html

 EU-Kommission: Fossil CO2 and GHG emissions of all world countries, 2019 report.

WIKIPEDIA

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Fra.Prez.

Text ist Extraklasse. Die Kernaussage ist für mich „…wegen einer ideologisch überhöhten Propaganda für den Klimaschutz“. Mit dieser Überhöhung betreiben Grüne das Marketing für ihre Vertriebsstrategie (Rekrutierung von Wählern) und laden den Markenkern auf. Das Produkt (Botschaft), was verkauft wird, ist angesichts der im Beitrag genannten Fakten, ebenso belastbar funktional (Nutzen), wie das Anzünden einer Kerze in der Kirche.

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Mi.Rob.

Hauptsache es werden Maßnahmen umgesetzt, dass viele Arme noch ärmer werden und wenige Reiche noch reicher.
Dazu kommt dann die ominöse „Transformation“, die mittlerweile als Naturgesetz verkauft wird. Doch auch hier eine Mogelpackung. Denn vormals wurden die Interessen der Menschen & Wähler vertreten. Nun aber wurden die politischen Ziele zugunsten einer internationalen Interessenvertretung nach WEF-Vorbild verschoben/transferiert.
Die jüngsten Wahlergebnisse zeigen das feine Gespür der Menschen, die halt keinen internationalen Sozialismus wollen und daher die neue Mitte gewählt haben und linksaussen an den Rand gedrängt haben.

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