In der BAR JEGLICHER VERNUNFT heißt es heute – leicht ironisch- „Karamba, Karacho: Mir kocht der Blut!“ Und das liegt nicht nur am Cha-Cha-Cha, der seinen Ursprung auf Kuba hat, sich aber in der heutigen (lateinamerikanischen) Standardtanz-Variante mit 30-32 TPM (120-128 bpm) von der kubanischen Urfassung deutlich unterscheidet. Nein, das liegt auch an den („männlich gelesenen“) Tänzern, die, als sie mit dem Tanzen beginnen, zu Tanzenden (m,w,d) werden. Grandios schon der Time Step (Cuban Cross), den das Traumpaar der Corona-Pandemie-Zeit aufs Parkett legt: Markus Lanz und Karl Lauterbach. Lanz hatte einen Gast, dessen Forderungen zur Eindämmung der Pandemie schärfer waren als die heißesten kubanischen Ch-Cha-Cha-Tänzerinnen, und Lauterbach begann seinen Aufstieg vom nahezu unbekannten Hinterbänkler mit dem Image des zerstreuten Professors bis in die erste Fernsehliga und die vorderen Reihen der SPD. Man merkt den beiden Tänzern die alte Harmonie auf der Basis gegenseitiger Nützlichkeit an, als sie auf einen Cuban Break Chasseé eine Shoulder-to-Shoulder-Passage folgen lassen, wenn auch der Gesichtsausdruck von Lauterbach leicht verkrampft erscheint, weil seine mediale Präsenz etwas verblasst ist seit dem Ende der Pandemie und dem Beginn des Ukraine-Krieges. Denn da hat ihm die FDP-Stracksi als Lautsprecherin den Rang abgelaufen, und auch der Hofreiter-Toni bekommt als Marschmusik-Meister viel Aufmerksamkeit. Da muss der Lauterbach immer mal wieder eine neue Sau durchs Dorf treiben, damit er bei den Talkern wie Lanz nicht ganz in Vergessenheit gerät. Aber die Zeiten, in denen Lauterbach überhaupt nicht mehr nach Hause ging und in einem Feldbett vor dem Lanz-Studio campierte, sind vorbei. Während Lanz mit ihm souverän eine Promenade ausführt, geht er im Kopf seine neue Idee von der Apotheke ohne Apotheker noch einmal durch, mit der er mal wieder die erste Seite etlicher Magazine und Zeitungen belegt hat. Da kommt doch diese Schrulle gerade recht, um nicht ganz im Marianengraben der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Dass es schon längst die große Internet-Apotheke gibt, kommt ihm nicht in den Sinn, als die Tanzeinlage mit einem Overturned Hockeystick und einem Cross Over Break nebst Spot Turn zum Abschluss kommt.
Und in der BAR JEGLICHER VERNUNFT gibt es warmen Applaus, als die beiden Tanzenden ihren Cha-Cha-Cha beenden und den Platz frei machen für die nächsten Ahnungslosen.
Und die Reihe derer ist noch lang!
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Zur Information über die bisherigen Tanzabende in der BAR JEGLICHER VERNUNFT
Baerbock/Roth: Slow Fox
Habeck/Geywitz: Langsamer Walzer
Wüst/Neubaur: (argentinischer) Tango
Lindner/Lehfeldt: Quickstep(p)*
*alte/neue Schreibweise
Lauterbach/Lanz: Cha-Cha-Cha
Alle genannten Schrittbezeichnungen entsprechen der Liste der jeweiligen Tanzschritte bei den genannten Tänzen