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Willy Brandt wurde für seine Entspannungs- und Ostpolitik von den Konservativen „Vaterlandsverräter“ genannt. Führende heutige Konservative, wie z.B. Anton Hofreiter, klagen bei Markus Lanz (ungefähr Minute 34) dass fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung bei Waffenlieferungen so zögerlich wie die „Landesverräter“ der AfD seien und arbeitet fleißig an der Dolchstoßlegende, dass eine Niederlage der Ukraine auf den überbordenden Diskussionsbedarf der Bürger zurückzuführen sei.

Anders die Dänen und Niederländer. Die würden ihre abgeschriebenen und vor der Ausmusterung und Verschrottung stehenden F16 Flieger nach nur einem Jahr ohne Gerede in den Krieg ziehen lassen. Ohne technologische- oder Softwareupgrades, ohne wirklich trainierte Piloten, die diese Maschinen vielleicht starten und landen können, aber keine Chance in Luftkämpfen gegen MIG Maschinen haben. Todesfallen.

So ist das also. Bedenkenträger, die nach den Kriegszielen fragen, die nie von unserer Regierung, von unseren Politikern benannt werden, machen sich schuldig am Leid und Sterben der Ukrainer und Russen.

Wer bezweifelt, dass Leopard-Panzer Gamechanger sind, erst recht nicht, wenn sie nicht im Verbund mit anderen Waffensystemen kooperieren und von untrainierten Mannschaften bedient werden, setzt sich in die Nähe der AfD-Verräter.

Ich hätte nie gedacht, dass aus meinem politischen Biotop eines Tages so viel reaktionärer Stuss, so viel antidemokratische Ideologie aus den Fernsehern über mich fluten würde.

Diejenigen, die hart daran gearbeitet haben, dass eins der korruptesten und undemokratischten Länder der Welt in die Nato und EU aufgenommen werden soll, die Mitschuld an der Eskalation tragen, die werfen Bürgern, die nach dem Sinn des ganzen fragen, Verrat vor.

Statt für eine behutsame politische, soziale, wirtschaftliche Entwicklung der Ukraine als neutrales Land zu werben, ging man in die Vollen. Folglich verstieg man sich auch zur Idee, dass Sanktionen Russland ruinieren würde, dass der Wohlstand in Deutschland wüchse, wenn man russisches Gas über die Umwege von Dritt- oder Viertländer zu erheblich höheren Preisen kauft.

Gut, dass nun der sehr konservative Politiker Hofreiter den Franzosen, Österreichern, Ungarn, Polen usw. die Leviten lesen will, weil die munter weiter Kohle, Gas, Uran und weitere Rohstoffe und Produkte aus Russland beziehen.

Da werden die aber Heulen und Zähneklappern haben, wenn Toni mit seiner Kavallerie angeritten kommt.

Mir wird munter weiter die Alternativlosigkeit des Sterbens, der Verstümmelungen von Menschen verkauft, weil die Russen bestenfalls militärisch vernichtet, schlimmstenfalls so geschwächt sein müssen, dass sie verhandeln wollen.

Adenauer fuhr mit dem Zug nach Moskau und holte die deutschen Kriegsgefangenen nach Hause.

Willy Brandts Emissär Bahr verhandelte zäh den Moskauer Vertrag aus.

Kissinger und Lê Đức Thọ verhandelten Jahre, bis es zum Frieden kam.

Beispiele gibt es genug, von den Bellizisten höre ich nur: Putin muss erst am Boden liegen, vorher geht nichts. Vielleicht hat es damit zu tun, dass unser politisches Personal kaum den Teppichrand überragt und nicht die politische Weitsicht hat, diese Krise zu bewältigen.

Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass sie zu behütet aufgewachsen sind, dass sie Not, Leid, Elend, Schrecken nur stilisiert aus Hollywood kennen.

Wer kann das wissen.

Ein Land, in dem das Zeigen von Buchstaben als Befürwortung von Angriffskriegen strafbar ist, eigene Angriffskriege oder die von Verbündeten aber als Wohltat verklärt, ist reif für eine therapeutische Behandlung.

 

 

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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Krö.Mar.

Der politische Aufstieg der mittelmäßigen, die damit werben, den Schwachen zu helfen. Heureka! – Ach nee.. Das wäre zu hoch!

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Fra.Prez.

Verhandlungen sind immer gut. Kontrollen sind besser. Ich möchte nicht in der Ungewissheit leben, dass ein bis an die Zähne bewaffneter Mafiaboss mit russischem Dialekt mich nachts aus dem Bett holt. Seit Beginn schaue ich mir russische Kanäle an, die mir etwas über die Haltung der Russen auf der Straße oder der Propaganda in TV-Talkshows sagen. Die Prägung von mehr als der Hälfte der Interviewten auf den Straßen ist schlicht Bellizismus nach Putin Art. Man wähnt sich auch als kleiner Bürger in der dicken Hose einer imperalistischen Großmacht. Nach Belieben kann man Berlin einnehmen, Warschau kurz und klein hauen, denn schließlich hat Stalin den Polen ihr Land geschenkt, und Atomraketen nach London schicken, weil man es kann. Aussagen wie diese habe ich zu tausenden gehört und gesehen. Die kritischen Stimmen gibt es auch. Aber man hat große Angst vor der Kamera und dem Knast. Zumindest wird das in den Interviews zugegeben. Mutig genug! Man liebt Putin, kennt kein Unrechtsbewusstsein und sieht Ukrainer als Nazis und Landesverräter, die es zu bestrafen gilt. Was das bedeutet weiß jeder. Mich stört besonders, dass Ihr das Etikett „Bellizist“ jedem anheftet, der militärische Stärke (…damit meine ich nicht 5.000 Helme) und Unterstützung befürwortet. Glaubt Redaktion HerrKules wirklich mit Putin und seiner Cosanostra an einem Tisch verhandeln zu können, ohne eine entsicherte Parabellum neben sich liegen zu haben? Der Unterschied zwischen der alten Sowjet Nomenklatura und Putin ist die Verlässlichkeit. Mit Chruschtschow und Breschnew konnte noch verhandelt werden, um belastbare Ergebnisse zu erreichen. Man war in gewisser Weise stockkonservativ und sah sich als „Ehrenmänner, die Wort halten“. Putin schert sich einen Dreck, als er Deutschland zu erpressen suchte. Er lügt und betrügt einfach weiter. Le duc Thoe war Widerstandskämpfer und kein Imperialist, der die Existenzberechtigung anderer Völker infrage stellte. Kissinger wollte im Interesse der USA nur noch raus aus Vietnam, um den innenpolitische Druck zu mindern. Die USA waren jene, die in Indochina den Krieg führten. Eine interessante Parallele zu Putin in der Ukraine. Hat sich Le duc Thoe ergeben? Sollte es Selenski tun? Ja, ich bin davon überzeugt, dass Putin den Krieg verlieren muss. Und ich bin beschämt, wenn ich den Scholzen Eiertanz sehe.

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Klau.Holl.

so sehe ich das auch.

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Den.Zitz.

Für eine Therapie aber, müsste der Patient die Einsicht zur Notwendigkeit haben. In einem Parlament, das sich selbst als das unfehlbarste seit dem Krieg inszeniert und dabei moralische, soziale und intellektuelle Totalausfälle zu Ministerinnen und Ministern macht, wird diese Einsicht nicht mitbringen. Einzig Olaf Scholz verfügt über den notwendigen politischen Kopf, ein Staatsmann zu sein. Dazu müsste er aber sprechen. Olaf aber schweigt. Er schweigt, damit andere nicht sprechen. Ein Therapeut ist hier fehl am Platz. Ein Staatsanwalt erscheint mir vielleicht geeigneter.

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Ali-Emilia Podstawa

Tolstoi geht längst nicht mehr, das solltest du wissen.
https://www.derstandard.at/story/2000138578940/auch-homer-und-tolstoi-saeubern
Und Hans Rolf Rippert hat sich seinen Ivan kulturell sowas von angeeignet. Sein Machwerk sollte schon aus diesem Grund längst geschreddert sein.
War die Kellerüberprüfung durch das Alleshatseineordnungamt noch nicht in der Altstadt? Hier in den Randgebieten des Reviers sind wir mittlerweile clean. Und das ist auch gut so.

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Vater Lands Verräter

Kann das sein? Fücks (Grüne) und Prigoschin (Wagner) sind ein und dieselbe Person? Da müsste die Geschichte neu geschrieben werden. Der Maoist und stalinistischer Nazi-Faschist?

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Vater Lands Verräter

die sehen doch wie Klone aus, ob da Putin hinter steckt?

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wagner.jpg
Bernd Matzkowski

Falsch! Beide sind dieselbe Person, gespielt von Kinski als Nosferatu

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Dracula-Kinski-1979.jpg
Fra.Prez.

Seine Sicht auf die Dinge teile ich nicht komplett. Seine Relativierung der ukrainischen Politik seit Maidan und Minsk, als von korrumpierenden Oligarchen gesteuert (wie wertet er über Orban und PiS?), überrascht mich. Selbst wenn, sind die Ukraine und ihre Menschen Opfer von Putin & Nomenklatura. Das Land verwüstet. Viele Menschen massakriert. Russland ist blindwütiger Aggressor mit Drohgebärden gegen uns. Gerade WEIL wir eine konsistentes europäisches Gebilde (wirtsachaftlich, politisch und werteorientiert) anstreben müssen, um gegen die zitierten BRICS gewappnet zu sein, müssen wir weiterhin die Menschen in der Ukraine unterstützen. Und das ohne Lamento oder Zögerlichkeit. Es wird unsere Freiheit und Sicherheit verteidigt. Verheugen sollte mal die Polen und Balten oder gar die Ukrainer selbst fragen, wie sie sich fühlen. Oder Finnen und Schweden. Eine Aussage unterstütze ich voll und ganz. Der deutsche Hang zur Moralpredigt mit mittlerweile erhobenen Zeigefinger im gesellschaftlichen und poltischen Diskurs. Besonders die Nachwuchspolitiker der Grünen, Sozen und Woken driften damit ins Land der Fantasien ab. Allerdings sehe ich im Interview, dass Verheugen auch nicht frei davon ist. Seine Hinweise auf Brandt haben ihre Berechtigung. Sind aber im Hier und Heute eher unkompatibel mit der Wirklichkeit und klingen nostalgisch. Wenn nicht sogar narzistsich.

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Ali-Emilia Podstawa

„In Wirklichkeit konnte sich im Februar 2022 noch niemand vorstellen, welches Eskalationspotential dieser erste klassische Krieg seit dem Koreakrieg beinhaltete. Wir hatten nach 70 Jahren unsere Vorstellungskraft über einen solchen Krieg verloren. Die politischen Schlussfolgerungen aus diesem Krieg sind keine Angelegenheit von Fachleuten, auch wenn sie selbstredend ihre Überzeugungen haben dürfen. Die einzige Funktion von Militärexperten und Sicherheitspolitik-Analysten ist die Schilderung möglicher Szenarien, die der Politik Handlungsalternativen aufzeigen.
Ein Szenario soll mögliche Entwicklungen abbilden, gerade wenn sich die eigenen Annahmen als Irrtum erweisen sollten. Sie operieren mit der Ungewissheit, die bekanntlich jeden Krieg auszeichnet. Vor allem sind sie das beste Mittel, um die formulierten Kriegsziele mit der Realität abzugleichen. Als Prognostiker sind Experten allerdings nicht besser als der Laie, eher im Gegenteil. Experten können ihr Wunschdenken nur besser begründen, wie man vor dem Krieg gesehen hat. Davon war seit Kriegsausbruch nur wenig zu sehen, weil diese Form der Auseinandersetzung ein Abstraktionsvermögen gegenüber den eigenen politischen Überzeugungen verlangt. Stattdessen erlebten wir ein psychologisches Phänomen namens kognitive Konsistenz. Es bezeichnet die Neigung, nur positive Signale im Sinne des Erwünschten wahrzunehmen und anderslautende Signale zu ignorieren.“
Das schrieb Frank Lübberding vor ein paar Tagen im Cicero mit anschließendem Bezug auf die Auseinandersetzungen zwischen den „Experten“ Johannes Varwick und Carlo Masala. Varwick (mit 13.900 Nachfolger auf X) teilte daraufhin diese Einschätzung, Masala (mit 150.000 Jüngern auf X ungleich „bedeutender“) antwortete: „Ich bin es schon gewohnt, dass Lübberding Unsinn über meine Position schreibt. […] Flood the zone with shit. Irgendwas wird schon hängenbleiben.“
Statt Argumentation, sofort voll auf den Mann. https://de.wikipedia.org/wiki/Argumentum_ad_hominem .
So macht man das (neuerdings) als Politikwissenschaftler mit Hochschulprofessur, denn man ist ja nur privat in den Netzwerken und im TV – also in voller Öffentlichkeit – unterwegs. – Hier kommt zu der oben zitierten „kognitiven Konsistenz“ (also dem Wunschdenken) die „kognitive Dissonanz“ hinzu, dass diese verschiedenen Rollen nicht in ein gemeinsames Online-Profil passen wollen. Allerdings bleibt wohl das Unbehagen darüber vollkommen aus, was sich in der Aufzählung der eigenen Auszeichnungen im Profilbild zeigt:

  • IR Scholar, Director Metis Institut
  • Co-Director Center for Intelligence and Security Studies (Uni der Bundeswehr)
  • Goldener Blogger 2023
  • Karl Carstens Preisträger 2023
  • Private Account

Bei der Hervorhebung des eigenen Standes bietet auch Meinungsgegner Varwick in seiner Selbstdarstellung alles auf, was sich finden lässt. Die Experten haben vor allem ein gesteigertes Interesse an sich selbst und ihren Auftritten, auch bekannt als Aufmerksamkeitsökonomie.
Dass ein Ende des Krieges im Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stünde, ist damit ausgeschlossen
 

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