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In der WAZ von heute (Rhein-Ruhr, Seite WRG 1) wartet ein Journalist, nennen wir ihn einfach nicht beim Namen, mit einem Bericht (einer Reportage) über die gestrige Aktion der „Letzten Generation“ am Flughafen Düsseldorf auf, streift dabei die Frage der Sicherheit der Flughäfen und mutmaßt über den (möglichen) Anspruch der Reisenden auf Entschädigungen. Gegen Ende geht er dann auf die Stellungnahme eines Polizeisprechers ein, der zu der Beurteilung kommt, bei der Aktion handle es sich, strafrechtlich betrachtet, um einen gefährlichen Eingriff in den Flugverkehr, um einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, um Nötigung und Hausfriedensbruch. Mit dieser juristischen Bewertung lässt der Verfasser des „Berichts“ es aber nicht bewenden, sondern zitiert zum Schluss die „Letzte Generation“, für die diese Bewertung nicht nachvollziehbar sei, mit dem Satz: „Wo, wenn nicht auf einem Flughafen, ist der richtige Ort gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zu protestieren.“
Kann man aus dieser Anordnung am Schluss des Beitrags schon eine gewisse Sympathie für die Aktion ablesen, wird sie in einem Kommentar auf der Folgeseite nahezu legitimiert, wenn der Verfasser (auch sein Name soll verschwiegen werden) die Aktion am Flughafen mit dem Kampf um den Hambacher Forst und die Blockade von Gleisen nach Gorleben gleichstellt, was unzweifelhaft unsinnig ist (jenseits der Beantwortung der Frage, ob man das Ziel des Protestes teilt oder nicht). Die Besetzer des Hambacher Forsts haben eben dort ihre Besetzung durchgeführt, die Gleise nach Gorleben waren die Gleise, auf denen der Atommüll transportiert worden ist. Anlass des Protestes (Abholzung des Forstes, Lagerung von Atommüll) und Ort des Protestes waren kongruent, waren treffend gewählt. Hier aber regiert die Willkür bei der Wahl „des richtigen Orts“. Wenn Flughäfen der richtige Ort sind, warum dann die Blockade von Straßen, der Angriff auf Kunstwerke, das Stören von kulturellen Veranstaltungen, das Besprühen von Häusern (Parteizentralen) und die Zerstörung von Geschäftsräumen?

Es ist immer wieder das verkrampfte Suchen nach Rechtfertigung für das eigenen Handeln, wenn der Weg der Selbstermächtigung beschritten worden ist – das kann man schon überzeugend anhand von Schillers Karl Moor und Kleists Michael Kohlhaas studieren. Bei der „letzten Generation“ geht es nicht um die Abschüttelung von Herrschaft und Fremdbestimmung und auch nicht um, wie es modern heißt, Empowerment, sondern um die Selbstermächtigung, sich über die Gesetze und Regeln einer demokratisch verfassten Gesellschaft aus „übergeordnetem Ziel“ hinwegzusetzen und damit diesen Gesetzen die Legitimität abzusprechen. Ganz unabhängig davon, dass man Menschenleben riskiert und Menschen nötigt, also zu Mitteln zu greift, die „vor-demokratisch“ sind und auf einer Stufe mit absolutistischer Willkür stehen!
Die Aktionen der letzten Generation werden aber nicht nur direkt oder indirekt legitimiert (das höhere Ziel des Kampfes gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen), sondern sie werden auch überhöht und romantisiert. Der Kommentar spricht in der Überschrift von der „Botschaft der Klimakleber“, rückt, semantisch betrachtet, die Aktionen damit assoziativ in die Nähe der Evangelien, der Heilsbotschaft vom Leben und Sterben Christi (die Rettung der Menschheit als höheres Ziel). Im Artikel wird romantisierend die Überschrift formuliert: „Per Räuberleiter auf das Rollfeld“. Diese Formulierung übersieht nicht nur die Straftaten (Störung des Luftverkehrs, Nötigung, Hausfriedensbruch), sondern macht aus dem Vorgang, der bereits mit einer Sachbeschädigung (Zerstörung des Zauns) beginnt, eine Art Robin-Hood-Abenteuerspiel (Räuberleiter).
Woher kommt diese offene oder eben unterschwellig zu erkennende Sympathie für diese Aktion mit multiplem Gesetzesbruch? Nun, die übliche Antwort lautet: In den Redaktionsstuben von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen sitzt eine Generation, die mit dem grün-woken Zeitgeist, zu dem auch die Klimareligion gehört, sympathisiert. Das ist sicher zutreffend – kann aber auch noch ergänzt werden.
Ich glaube, dass es kein Zufall ist, wenn Redakteure ( und Redakteurinnen)  für die „letzte Generation“ Sympathie zeigen (offen oder verdeckt). Es hat vielleicht auch etwas damit zu tun, dass die letzte Generation geschickt einen bestimmten Frauentyp an die Pressefront bringt. Junge, teils sehr junge Frauen, zumeist aus „gutem Hause“, nett und adrett, durchaus gebildet und nicht unsympathisch. Und mit tollen (Vor-)Namen wie Carla, Lina und erst recht Aimée. Was dabei auffällt: der Typus bleibt, die Frauen selbst wechseln, teilweise rasch.

Beispiele für in Medien genannte „Sprecherinnen“ der „Letzten Generation“
Januar 23: Carla Hinrichs (t-online, 7.1.23)
Mai 23: Aimée van Baalen (FR v. 25.5.23)
Mai 23: Carla Rochel (ZDF 31.5.23)
Juli 23 : eine Sprecherin (WDR, 13.7.)
Juli 23: Lina Johnsen (ARD/tagesschau 14.7.23)
(Solchen) Frauen verzeiht der Redakteur /die Redakteurin sicher fast alles, selbst wenn, wie geschehen, auf der Pressekonferenz der „Letzten Generation“ im Mai keine Fragen gestellt werden durften.
Warum soll man auch als Redakteur oder Redakteurin  schon Läppisches wie Gesetzesbrüche (hinter-)fragen, wenn das Ziel die Rettung der Menschheit ist!

Verkündet aus den Mündern  hübscher Frauen!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ali-Emilia Podstawa

‚Konstruktiver Journalismus‘ und die Interpretation von Fakten zur Durchsetzung von machtpolitischen oder wirtschaftlichen Interessen. Zwei aktuelle Beispiele:
https://axelbojanowski.substack.com/p/wetterkatastrophen-und-klimawandel

https://norberthaering.de/propaganda-zensur/tagesschau-klimaschocker/

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