Wachsende Sorge befürchtet

Ein Streifzug durch die Titelseite der WAZ | Zeitung für Gelsenkirchen und Buer vom 15.06.2023 | Nr. 134 | 24. Woche

„Weiter Frust statt Lust – Für Nationalspieler des BvB läuft es nicht rund.“ Dazu äußern wir uns nicht. Das ist nicht unsere Baustelle. Sie mögen Spieler mit Ecken und Kanten. Solange es rund läuft. Ansonsten nicht. Und nun zu etwas ganz anderem.

„Wandern auf Nummer sicher – Nach Bergsturz in Tirol: Was Experten sagen“ Ja, was sagen sie, die Experten, die Nummer-Sicher-Experten? Vielleicht: Obacht!

Die Chefin der Ehrenamtsagentur Gelsenkirchen jedenfalls ist glücklich. „Ich freue mich auf die Babyboomer“ ist zu lesen. Endlich die rüstigen Rentnerinnen und Rentner, die teilweise noch in den Genuss von Vorruhestandsregelungen kommen, für unbezahlte Aufgaben einspannen können. Das bedeutet bald schon Ehrenamt für alle!

„Es bleibt freundlich und sonnig vor allem sommerlich mit einem lockeren Mix aus Sonne und Wolken.“ Das Wetter. Nicht das Klima!

Gleich daneben sind die „Stahlkocher in Sorge“. Die Transformation fordert alle unsere Anstrengungen und so waren „Tausende bei Großdemo in Duisburg. Doch die erlösende Nachricht, dass für Thyssenkrupp die Förder-Milliarden fließen, konnte Wirtschaftsminister Habeck noch nicht verkünden.“ Richtig gelesen: Noch nicht. Warum sind die Stahlkocher in Sorge? Es ist doch nur Geld.

„Schulministerin wusste von IT-Panne schon eher“. Ministerin Feller hatte frühzeitige Informationen zu Sicherheitslücken beim „EDV-Führerschein“. Eine Fahrerlaubnis für Elektronische Datenverarbeitung. Wann hat man „EDV“ zuletzt gelesen? Das klingt nach einer echten Zukunftsvision. Die Digitalisierung in Deutschland ist in einem Wahnsinnstempo unterwegs. Zeit für ein Tempolimit. Bitte einmal die Finger weg vom Tablet und die Fahrerlaubnis vorzeigen!

„Sorge vor großer Dürre in NRW wächst – Grundwasserspiegel sinkt trotz üppiger Niederschläge bis Mai. Getreidebauern bangen um Ernte“. Und „Wasser für Land- und Forstwirtschaft ist in der Tat ein Engpass, und ich befürchte, dass es schlimmer werden wird.“ Letzteres steht unter dem Foto eines spärlich behaarten, dafür aber üppig bebrillten Mannes mittleren Alters. Ein oder DER Gewässer-Ökologe von der Uni Duisburg-Essen? Muss er wohl so gesagt haben. Aber ist das die Hauptaussage des zugehörigen Artikels? Was meinen Sie?

„Bootsunglück: Hunderte Tote befürchtet“ steht über einer Randspalte. Ist es ein Unglück, wenn ein Boot unter keinen Umständen in Griechenland anlanden will? Ein Unglück, wenn die wie Heringe in der Büchse auf dem überladenen Schiffchen stehenden Personen jegliche Hilfe von anderen Schiffen in internationalen Gewässern ablehnen, und es unbedingt bis Italien schaffen wollen – und dann kentern sie? – Ein Unglück eben. Tote befürchtet.

„Fernwärme: Höhere Miete befürchtet – NRW-Wohnungsverband gegen Anschlusspflicht – Lob für neues Heizungsgesetz“ Des einen Freud ist des anderen Leid. Kaum loben die von einem neuen Gesetz tatsächlich Betroffenen dessen Inhalt, schon melden sich die nicht Betroffenen (irgendwelche Umweltverbände, also Lobbyorganisationen mit Machtinteressen) und kritisieren scharf das „entschärfte Gesetz“. Jemand fragt, wieso es eigentlich keinen Markt für Fernwärme gibt. Gibt es bei Gas und Strom doch auch. Beim Ausbau der Fernwärme lauter Monopole zu fördern, das ist doch asozial. Oder nicht? Wer will, wie der Habeck, seine Fernwärme aus Flensburg beziehen? Anteil Erneuerbarer Energien bei der Fernwärmeerzeugung in Flensburg: 1,72 %. Kann man sich nicht ausdenken. Der Flensburger im Klimaministerium hat derzeit überhaupt kein Glück im Job. Darauf ein Flens! Plopp und Kopp in Nacken! Fernwärme ist aktiver Klimaschutz. Ab dem vierten Flens immer!

„Migration: Viele Menschen fühlen sich zugehörig“. Nice! Aber wie viele sind viele? Und wozu zugehörig? Hier die Antwort: 84 % der Migranten in NRW fühlen sich zugehörig zu Deutschland und 57 % zu ihrem Herkunftsland. „Offenbar haben vier von zehn Menschen sowohl Bindungen zur alten als auch zur neuen Heimat“. Ähm, nein, vier von zehn sind es nicht. Es sind genau 4,3 von 10. Der Drittelmensch ist auf jeden Fall mehr zerrissen als doppelt gebunden. Und die vor Jahrzehnten migrierten Menschen, die sich nirgendwo mehr zugehörig fühlen? Was ist mit denen? Wer fragt die?

„Trump beteuert Unschuld in Dokumenten-Affäre“ Ach ja, der Typ muss wirklich für jeden Scheiß immer auf Seite 1. Er stapelte Kartons mit geheimen Schriftstücken neben dem Klo – sein Nachfolger in der Garage. Klo ist schlimmer. Aber wenigstens kann er mit Teuerung unschuldig umgehen – oder umgekehrt. Wer kann das noch in diesen Zeiten?

2,50 € kostet dieser tägliche Spaß mittlerweile werktags am Kiosk. Wie lange bleibt dieses pessimistische Meldungssammelsurium am Morgen noch erschwinglich? Ich befürchte, meine Sorge wächst. Was meinen die Experten?