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Adel und Umsturz

Bei den Bemühungen der WAZ („Ein Titel der FUNKE Mediengruppe“, wie es als Zusatz zum Namen der Zeitung heißt), das Niveau der BILD noch zu unterbieten, macht die Zeitung fast täglich Fortschritte. Damit meine ich jetzt nicht die unter die Wettersymbole (Wolken, Sonne, Regentropfen) und die Temperaturvoraussage gesetzten lyrischen Ergüsse im Stil von Kindergarten-Klapperversen unter dem Motto „Reim dich oder ich fress dich“ (heute: „Der Winter bleibt erstmal ganz schön kalt, doch mild und nass wird er allzu bald“). Nein, ich meine das journalistische Kerngeschäft selbst. Das wird gegenwärtig gerne durch die Reichsbürger-Putsch-Resteverwertung betrieben. Da gibt es nichts Neues zu berichten, aber immerhin tagen noch Arbeitskreise oder Ausschüsse des Bundestages. Und da treten nach den Sitzungen gerne betroffen dreinblickende Ausschussmitglieder vor die Mikrophone oder diktieren den wartenden Edelfedern der schreibenden Zunft gewichtige Sätze in die Notizblöcke oder die Laptops. Und diese Sätze werden in der WAZ verwurstet wie Schlachtabfälle beim Schmuddelmetzger. Es kommt zu knallharten Aussagen wie: „Von den Aktivitäten der in der vergangenen Woche festgenommenen ´Reichsbürger´ sollen mindestens 120 Menschen gewusst haben.“ Boah – da steigt meine Herzfrequenz aber vor Aufregung: Aktivitäten, sollen gewusst haben, 120 Menschen. Dabei waren es bestimmt mehr als 120: so etwa die vielen Mitarbeiter der „Dienste“, also Verfassungsschutz, BKA, die eingeschleusten Spitzel und Informanten und die Medienvertreter, die rechtzeitig vor und bei den Festnahmen vor Ort waren. Und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der mittlerweile bestimmt in einem Hochsicherheitstrakt (Stammheim vielleicht?) einsitzende Prinz Trottel der Dreiviertelvorzwölfte seiner ganzen degenerierten Adelsverwandtschaft auch Bescheid gesagt hat: „Auf die Knie mit euch und beugt euer Haupt: Ab morgen bin ich König von Deutschland!“ Die wussten garantiert alle, dass sie bald zum Königshaus gehören! Und den europäischen Hochadel hat der Prinz garantiert auch schon darüber informiert, dass Deutschland bald wieder einen König hat. König Charles III. soll übrigens im Kreis der Familie geäußert haben: „Zum Glück hat das Mutter nicht mehr erleben müssen, dass die Deutschen wieder einen König bekommen!“
Und dann erfahren wir aus der WAZ noch, dass „nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden“ die Verhafteten „als waffenaffin gelten“, was ja nicht heißt, dass sie es sind. Was ich mir aber gut vorstellen kann. Das sind nämlich rund 670 000 Deutsche auch, also die, die einen „Kleinen Waffenschein“ haben, was sie dazu berechtigt, erworbene Waffen, die frei verkäuflich sind, in der Öffentlichkeit mit sich zu führen. In Gelsenkirchen haben in den vergangenen zehn Jahren (laut WAZ vom 18.11.22) insgesamt 1742 Bürgerinnen und Bürger einen solchen Waffenschein erhalten. Wobei die Zahl der Waffen, die im Besitz von Gelsenkirchenern ohne den Kleinen Waffenschein sind, weitaus höher sein dürfte. Nicht zu vergessen die Mitglieder des Schützenkreises 2300 (Gelsenkirchen, Bottrop, Gladbeck), die in dutzenden Vereinen organisiert sind. Da wird schon der eine oder andere Schützenbruder und die eine oder andere Schützenschwester gerne mal den Abzug drücken oder mit der Waffe als Braut oder Bräutigam ins Bett gehen.
Da sollte die WAZ mal einen ihrer investigativen Journos ranlassen, Hintergründe erforschen, dieses Milieu beleuchten, Geheimnisse aufdecken. Vielleicht tun sich da Abgründe an Landesverrat auf. Man weiß nie so genau, wer alles Bescheid weiß! Auf die leichte Schulter sollte man das aber nicht nehmen! Vielleicht ist Gelsenkirchen eine Hochburg an zum Umsturz bereiten waffenaffinen Eingeweihten mit Hochadelsblut in den Adern! Denn heißt es nicht „Schützenkönig“ und „Schützenkönigin“ ?! Gelsenkirchen ist schließlich in vielerlei Hinsicht spitze!

*hollow (Adj.): hohl, leer, dumpf, bedeutungslos

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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