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Heute mit: Bildung, bösen Buben und Bandenunwesen

Man hört und liest immer mal wieder, dass in Ermangelung von Rohstoffen (außer der bösen schwarzen und der noch böseren braunen Kohle) Bildung die wichtigste Ressource Deutschlands ist. Unverständlich ist dann allerdings, warum dieses Land mit der Ressource Bildung in den letzten Jahrzehnten so schlampig umgegangen ist und noch umgeht. Woran man das festmachen kann? Wohl u.a. daran, dass gut 20 %, der Grundschüler diese Basisschule (Schule für alle) verlassen, ohne richtig lesen, schreiben und rechnen zu können, also die Mindestanforderungen nicht erfüllen. Seit 2011 haben sich bei den entsprechenden Tests die Leistungsergebnisse bezüglich der Mindestanforderungen kontinuierlich verschlechtert, obwohl die Standards nach unten angepasst worden sind. Über diesen Absturz im Land der Dichter und Denker sollte man sich übrigens nicht durch wachsende Abiturienten-Zahlen (auch im oberen Bereich der Notenskala) hinwegtäuschen lassen, denn die Universitäten klagen bekanntlich über eklatante Schwächen in Grundkenntnissen und Grundfertigkeiten einer Abiturientengeneration mit „Bestnoten“.*
Als Reaktion auf die Entwicklung im Grundschulbereich hat die „Ständige Wissenschaftliche Kommission“ jetzt Empfehlungen ausgesprochen. Dazu gehören u.a. die Forderung nach einer Erhöhung der schulischen Stundenzahl in den Basisbereichen, also den Grundfertigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen, differenzierte Förderkonzepte, die stärkere Einbindung der Eltern beim Bildungsgang ihrer Kinder und die Ausstattung der Schulen mit Personal unter Berücksichtigung sozialer Kriterien, also einer Erhöhung der Zuweisungszahl von Lehrkräften für Schulen mit vielen Kindern aus „bildungsschwachen“ und „sozial schwachen“ Elternhäusern.
Der letzte Aspekt ist insofern bedeutsam, als wir aus Begleituntersuchungen im Kontext von PISA wissen, dass ein Zusammenhang besteht zwischen Bildungsdefiziten und Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund und sozial schwachen Familien, so dass dies z.B. für Gelsenkirchen bedeuten würde, den Lehrer-Zuweisungsschlüssel deutlich anzuheben, um diesen Kindern gerecht werden zu können.
Man mag über den einen oder anderen Vorschlag der Kommission eifrig diskutieren und wird auch Kritikpunkte finden, entscheidender ist aber im negativen Sinne, dass die Vorschläge nicht „zum großen Thema“ gemacht worden sind und auch in der medialen Aufbereitung eine eher untergeordnete Rolle spielen bzw. bisher gespielt haben. Verwunderung sollte deshalb nicht aufkommen, wenn die Zahl derjenigen Kinder wächst, die ohne Basiskenntnisse die Grundschule verlassen. Die Folgeprobleme sind hinlänglich bekannt!
Basisbildung ist wichtig, hilft sicher dabei, Fehler nicht zu machen. Etwa den, den in Gelsenkirchen drei mit Messern und einem Totschläger bewaffnete Männer gemacht haben, die zwei Pakete Waschpulver bei einem Discounter stehlen wollten, aber dabei aufgefallen sind. Nachdem sie noch schnell die Pakete auf dem Parkplatz abgestellt haben, haben sie versucht zu fliehen, konnten aber in der Nähe des Tatortes festgenommen werden. Die Täter, die keinen festen Wohnsitz in Deutschland haben, erwartet nun ein Strafverfahren. Vielleicht kommt es zu einem milden Urteil, weil das Gericht es den Männern positiv anrechnet, dass sie Waschmittel gestohlen haben, also immerhin mit reinlicher Wäsche auf Diebestour gehen. Und das ist nicht unbedingt selbstverständlich. Sollte allerdings ein Gutachter feststellen, dass die drei bösen Buben unter einem Waschzwang oder einem Reinlichkeitsfimmel leiden, ist eine Therapie angezeigt, nicht aber das Absitzen einer Strafe in einer Strafvollzugsanstalt. Es sei denn, es wird ihnen die Tätigkeit in der Anstaltswäscherei zugewiesen.
Haarscharf sind wir bekanntlich vor einigen Tagen an einem politischen Umsturz vorbeigekommen, der fast die Ausmaße des hitlerschen Putschversuchs vom 8. und 9. November 1923 hatte – jedenfalls wenn man der Propaganda der Ampel-Ministerin Paus (GRÜNE) Glauben schenkt. Jetzt müssen die Putsch-Trottel – ein Häuflein arteriosklerotischen Wirrköpfe, durch jahrhundertelange Adelsinzucht geistig Minderbemittelte und Kirmes-Schießbuden-Figuren – auch noch dafür herhalten, dass mit Steuergeldern das organisierte Bandenwesen von obskuren Gruppen, die sich gerne NGOs nennen, finanziert wird. Mit Verweis auf die „Putschisten“ („vereitelte Umsturzpläne im Reichsbürger-Milieu“) hat Ministerin Paus nämlich die Einbringung eines neuen „Demokratieförderungsgesetzes“ begründet, auf dessen Grundlage Menschen gefördert werden sollen, „die sich antidemokratischen und menschenfeindlichen Strömungen entgegenstellen und sich für ein vorurteilsfreies, offenes Miteinander einsetzen.“
Wie wäre es stattdessen denn mit einem „Lese-, Rechtschreib- und Mathematikförderungsgesetz“, das besonders benachteiligten Kinder zugutekommt und deren Teilhabe an den demokratischen Regeln unserer Gesellschaft fördert? Das könnte zur Förderung der Demokratie beitragen und würde einer menschenfeindlichen Unbildung entgegenwirken!

*Die Ursachen für diese Entwicklung sollen hier jetzt nicht thematisiert werden.

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Die gespaltene Gesellschaft

Inzwischen hat sich die Gesellschaft weitergehend gespalten. Einerseits hat sich die Oligarchie stabilisiert. Sie verbessert das Einkommen und die Lebensbedingungen der Facharbeiter, Verwaltungsangestellten, Polizisten und Söldner, der Stützen des Systems: kürzere Arbeitszeit, längerer Urlaub, Vergnügungen. Die Oligarchie verdient immer mehr von den Agglomerationen und baut mit dem reichlichen finanziellen Überschuss für ihre Leute die mit Kunstwerken prächtig ausgestatteten modernen Wolkenkratzer-„Wunderstädte“ Ardis, Asgard und Serle. Das Leben der Oberschicht ist ruhig und diszipliniert. Es gibt keine Streiks und Aussperrungen, und die bevorzugte Kaste fühlt sich moralisch dem „gepeitschten Volk des Abgrundes“, den Arbeitssklaven, überlegen. Die Kinder erhalten eine gute Schulausbildung, können studieren und werden in wissenschaftlichen und technischen Berufen ausgebildet. Es entwickelt sich bei ihnen eine Führungsideologie. Von klein auf werden sie mit einem aristokratischen Denken der Überlegenheit sozialisiert und betrachten sich als „Retter der Menschheit“ und Erhalter der Zivilisation. Sie müssen die als Bestien angesehenen Arbeitssklaven beherrschen, um ein Chaos zu verhindern: „Die große treibende Kraft der Oligarchie ist der Glaube, dass sie das Rechte tue, ungeachtet der […] Unterdrückung und Ungerechtigkeit, die die Eiserne Ferse ausübt[-].“ (Kap. „Die brüllende Bestie des Abgrunds“)

Auf der anderen Seite gewinnen die Revolutionäre ihre Kraft aus einem anderen moralischen Überlegenheitsgefühl, dem Gefühl der eigenen Rechtlichkeit, die Arbeitssklaven zu befreien. Dieses „Volk des Abgrunds“, das Proletariat, steht ohne Selbstwertgefühl apathisch zwischen beiden Gruppen. Ohne Schulausbildung lebt es in Elendsvierteln. Diese Menschen haben keine freie Wahl der Arbeit, keine Freizügigkeit und dürfen keine Waffen tragen. Die Oligarchie lässt sie zu ihren Arbeitseinsätzen beim Straßen-, Kanal- und Tunnel- und Befestigungsbau transportieren.

Erinnert ein wenig an Jack Londons „Die eiserne Ferse“ von 1907, wo er im Rückblick eine Gesellschaft beschreibt, die bewusst auf eine Schulbildung für das Proletariat verzichtet.
Man erzählt uns seit Jahrzehnten, dass man nicht mehr Lehrer einstellen könne, weil es immer weniger Schüler gäbe (falsch) und verbeamtete Lehrer sehr teuer wären.
Ich habe Lehrer in anderen Ländern kennengelernt, die noch Nebenjobs hatten, damit sie ihren Lehrerberuf finanzieren konnten. Die fühlten sich berufen. Ich habe hier Lehrer kennengelernt, die Stellen ablehnten, weil sie nicht verbeamtet worden wären.

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_eiserne_Ferse

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