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„Lehrermangel wird immer dramatischer“ (WAZ lokal, S. 1 von heute) oder Über Seiteneinsteiger

8000 Lehrerstellen sind an den Schulen in NRW derzeit nicht besetzt, davon 3400 an den Grundschulen. Also an jenem Lernort, an dem die Basis für die weitere schulische Laufbahn der Kinder gelegt werden soll (siehe hierzu auch den ELEVATOR 83). Und was wird nicht alles gemacht, um den Beruf attraktiver werden zu lassen. So ist z.B. eine Anpassung der Lehrerbesoldung für alle Schulformen an die gymnasiale Besoldungsstufe A 13 (Studienrat) vorgesehen. Allein: Der Ruf des Geldes scheint hier nicht zu wirken, jedenfalls nicht so stark, dass der Personalmangel sich zügig abbauen ließe. Obwohl die A-13-Beamten-Besoldung je nach Dienstaltersstufe zwischen 4588 (Stufe 5) und 5652 EURO (Stufe 12) liegt (Grundgehalt brutto, ohne Ortszuschlag, Familienzuschlag, Kindergeld etc.). Das ist nicht unbedingt Klimpergeld, sondern gemessen an anderen Brotberufen durchaus ansehnlich. Nur zum Vergleich: Der bundesweite Durchschnittslohn eines Heizungsmonteurs liegt monatlich bei rund 2900 EURO (brutto).
Ein weiterer Versuch, den Lehrermangel zu beheben, ist das Anwerben von Seiteneinsteigern, also Menschen, die ursprünglich einen ganz anderen Beruf ausgeübt oder ein Studium jenseits der auf die üblichen Schulfächer bezogenen Studiengänge absolviert haben. Jede zehnte Lehrkraft in NRW ist so ein Seiteneinsteiger, ohne die noch mehr Unterricht ausfallen würde. Dass es nicht mehr Kräfte sind, liegt an verschiedenen Hürden, die sich auf die Eingangsqualifikationen beziehen. Eine Anstellung ist auch nicht unbedingt mit der Übernahme in das Beamtenverhältnis verbunden. Und letztlich scheint es so zu sein, dass der Beruf – trotz der Bezahlung – für viele einfach nicht attraktiv ist, sondern eher als strapaziös wahrgenommen wird. Soweit – so schlecht!

Lehrer haben eine große Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder. Da ist eine solide Ausbildung durchaus wünschenswert, wobei Ausbildung nicht nur universitäre Bildung meint. Was die Verantwortung angeht: Es gibt eine Kaste, Beruf möchte ich das nicht nennen, die noch größere Verantwortung trägt als Lehrer bei weitaus höherem Monatsgehalt – nämlich die Verantwortung für das gesamte Land und seine über 80 Millionen Menschen. Das ist die Kaste der Politiker und Politikerinnen, die über Krieg und Frieden entscheiden, über Lockdowns und Maskenfreiheit, über Sozialgesetze und Freiheitsrechte, über Wohl und Wehe eines ganzen Landes. Und ausgerechnet diese Gruppe benötigt für die Ausübung ihres „Berufes“ als Landes- und Bundespolitiker oder Mitglied des europäischen Parlaments nicht die kleinste Qualifikation, nicht die geringste Berufserfahrung, noch nicht einmal eine Berufsausbildung. Politiker können dumm sein wie eine Scheibe Weißbrot-Toast, sie können unfähig sein, einen Sachverhalt angemessen darzustellen, sie können Kobalt und Kobold verwechseln und nicht wissen, was eine Insolvenz ist. Sie können Ankündigungen machen, die sie nicht einhalten, und Gesetzesentwürfe vorlegen, die keine zwei Wochen überstehen, bis sie in der Mülltonne landen. Sie können ihre Lebensläufe beschönigen oder Leerstellen in ihren Biografien vorweisen, sie können 14 Semester als Student von irgendetwas eingeschrieben gewesen sein, ohne auch nur einen Seminarraum je von innen gesehen zu haben. Das Einzige, was sie können müssen, ist, in der geeigneten Partei zur richtigen Zeit als Kandidat oder Kandidatin aufgestellt und dann gewählt zu werden.
Bei einer Bewerbung als  Quereinsteiger in den Lehrerberuf wären viele von ihnen chancenlos – mit welcher nicht-vorhandenen Qualifikation auch!?

Ist das nicht sonderbar?

*hollow (Adj.): hohl, leer, dumpf, bedeutungslos

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Statistisch gesehen haben die 700 Abgeordneten rund 900 nachweislich abgeschlossene Ausbildungen und Studiengänge. Die wenigsten Berufsabschlüsse (1,1) haben die Grünen. Das kann auch ein Beleg für Unabhängigkeit, Unangepasstheit sein und ein Hinweis darauf, dass Generalisten eine gute Auffassungsgabe haben, das Ohr am Puls der Zeit, dass sie verstehen, sich Mehrheiten zu verschaffen, in der Medien- und Erregungsdemokratie zu überleben. Frau Baerbock hat es geschafft, ihr Sprachhandicap hinter bunten Bilderinszenierungen verschwinden zu lassen und dem Ministerium für Diplomatie, ein preußisch-militaristischen Anstrich zu geben. Jeder andere wäre darüber gestürzt. Ich warte auf die erste Stechschritt-Parade zum Radetzky Marsch, mit Annalena B. in Blau, aber barfuß, beim Empfang des Sultans von Brunei. (Hat Erdöl, Scharia und lässt steinigen)

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