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Auch wenn Sie keine Kinder haben oder hatten, kennen Sie doch „Quengelware“. Das ist eine Bezeichnung für Produkte, die in Einzelhandelsgeschäften im Kassenbereich angeboten werden und Eltern zum Kauf bewegen sollen, um das Quengeln ihrer kleinen Kinder zu stoppen. Es handelt sich vornehmlich um Süßigkeiten oder andere Produkte, die das Interesse bzw. den „Haben-Wunsch“ von Kindern wecken, während man in der Warteschlange steht. Diese Produkte werden deshalb gerne auf „Augenhöhe“ von Kindern in der Auslage präsentiert. Im Marketing nennt man diese Methode der Verkaufsstrategie „Pester Power“ (Quengelkraft) oder auch Nörgel-Faktor („Nag Factor“). Es geht also um die Macht der Kinder, die Eltern zu einem Kauf zu bewegen, ihre Wünsche und Interessen durch Quengeln und Nörgeln gegenüber den Eltern durchzusetzen. Schreien, weinen, stampfen, sich auf den Boden werfen, kreischen und spucken und das Nicht-Aufstehen sind Steigerungsformen des Quengelns und Nörgelns. Die Produkte selbst sind dabei zweitrangig und austauschbar, weswegen im Kassenbereich wechselnde Angebote gemacht werden (müssen und können), um das Interesse der Kinder zu wecken. Mini-Teddybär oder Süßigkeit: das ist nebensächlich. Beim Quengeln geht es vordergründig um das „Haben-Wollen“, letztlich aber um Macht! Es geht – aus der Sicht der Kinder – um das Durchsetzen von Interessen. Das schließlich erworbene Produkt ist im Grunde zweitrangig, das Interesse daran flüchtig, wichtig ist die Durchsetzung des Willens! Wenn Kinder wiederholt die Erfahrung machen, dass diese Methode funktioniert, werden sie die Verhaltensweise internalisieren und im späteren Leben, wenn auch mit anderen Ausdrucksformen und in Bezug auf andere Wünsche als Süßigkeiten und Spielwaren, einsetzen!
Heutzutage wird der „Quengel-Faktor“ besonders gerne von Menschen genutzt, die für sich reklamieren, das Klima und die Menschheit retten zu wollen und dies mit Forderungen verbinden wie „Einführung des 9-Euro-Tickets“, „Dekarbonisierung des Autoverkehrs“, „Fleischverzicht“ usw. Wie Kinder, die sich im Kassenbereich auf den Boden werfen und schreien, setzen sich diese „Klima-Blagen“ halt auf die Straße, kleben sich mit Produkten der chemischen Industrie auf dem Asphalt oder an Bilderrahmen fest. Wie die Kinder in der Kassenzone eines Supermarktes oder Diskounters den Fortgang des Kassenbetriebs aufhalten und die anderen Menschen in der Schlange hinter sich warten lassen, so behindern die „Klebe-Buben und -Mädel“ den Fortgang des Verkehrs und zwingen andere Menschen in eine Warteschlange oder belästigen mit ihrem Geschrei die Besucher von Museen, die doch zumeist Orte der Ruhe sind, und stören die Kontemplation beim Betrachten der Bilder – von der Sachbeschädigung durch das Kleben an Bilderrahmen oder Beschmieren von ausgestellten Werken ganz abgesehen.
Was spätestens nach der Pubertät bei den meisten Menschen „ausgewachsen“ ist oder sein sollte, nämlich der Versuch, eigene Interessen durch das Quengeln und das Nörgeln durchsetzen zu wollen, wird hier – und ist es auch Wahnsinn oder gar Ausdruck einer narzisstischen Störung! – zur Methode. Kombiniert wird dieses Gequengel der „Klimatiker“ mit dem Werfen von Lebensmitteln. Auch das Werfen oder Spucken mit oder von Lebensmitteln (gerne  Kartoffelbrei, aber auch Spinat) kennen wir von Kindern, die beim Essen noch im Tripp-Trapp-Hochstuhl sitzen! Wobei beim Bewerfen von Bildern in Museen – Klimaschutz hin oder her – sicher nicht ein zuhause nachhaltig zubereiteter Kartoffelstampf zum Einsatz kommt, sondern ein Tütenprodukt der Lebensmittelindustrie, wie ja eben auch nicht die selbstgemachte Suppe aus Bio-Tomaten geworfen wird, sondern industriell hergestellte Tomatensuppe aus Dosen.
Die Lebensmittelwerfer sind im Grunde nichts anderes als der spiegelverkehrte Suppenkaspar. Der hat bekanntlich nicht mit Lebensmittel geworfen, sondern deren Aufnahme verweigert. In der Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, geschrieben von Heinrich Hoffmann, seines Zeichens Arzt und Psychiater, heißt es:
„Doch einmal fing er an zu schrein:
´Ich esse keine Suppe! Nein!
Ich esse meine Suppe nicht!
Nein, meine Suppe ess’ ich nicht!´“
Eine besondere Erklärung für das Verhalten Kaspars bekommen wir nicht geliefert, wir erfahren aber von seinem Ende, das tödlich ist. Vielleicht ist die Verweigerung der Essensaufnahme eine Trotzreaktion, eine bis zum bitteren Schluss durchgeführte Machtprobe der Verweigerung, die so weit eskaliert, dass das Kind verstirbt. Vielleicht handelt es sich beim Suppenkaspar auch um eine Ess-Störung, also um etwas wie Magersucht (Anorexia nervosa), denn der Suppenkaspar ist zu Beginn der Geschichte „kugelrund“ und „gesund“, magert aber immer weiter ab, bis er stirbt.
Das eigene Leben zu gefährden, das ist der Unterschied zum Suppenkaspar, tun die Klimatiker bekanntlich nicht. Die Kartoffelbrei- und Suppenwerfer verweigern nicht die Nahrungsaufnahme, sondern verschwenden Lebensmittel. Schon deshalb sind Vergleiche mit der RAF historisch falsch: Deren Mitglieder löschten andere Leben durch Morde aus, setzten aber durch Nahrungsverweigerung („Hungerstreik“) zugleich ihr eigenes Leben aufs Spiel. Die Klima-Quengelköpfe erwarten dagegen, dass man sie aus dem „Kassenbereich“, also von der Straße oder aus dem Museum, möglichst „sanft“ entfernt und dass man ihnen die Möglichkeit zum Wasser trinken oder zum Wasserlassen anbietet und sie sich Essen ihrer Wahl bestellen dürfen (Autostadt Wolfsburg) ***
Ob Straßen- oder Bilderrahmenkleber, Suppen- oder Kartoffelbreiwerfer: Wir haben es hier nicht nur mit Eingriffen in den Straßenverkehr, Sachbeschädigung, Nötigung, Belästigung, Behinderung von Einsatzfahrzeugen (inklusive der Gefährdung von Leben Unbeteiligter), also Ordnungswidrigkeiten und Straftaten zu tun, sondern auch mit infantilen Formen der Herausforderung der Gesellschaft durch „Quengeln“. Straßenverkehr und Ausstellungsstücke in Museen oder den Foyers von Autohäusern sind „Kassenbereiche“ der Gesellschaft, die „Forderungen“ sind die „Quengelware“ – letztlich austauschbar und beliebig. Was heute gefordert wird, wird morgen durch andere Forderungen ersetzt.
Die Quengelköpfe im Kassenbereich beim Discounter leben nicht davon, dass ihre Forderungen „berechtigt“ sind oder „legitim“ oder gar „sinnvoll“, sondern davon, dass sie die Aufmerksamkeit der Kunden erlangen und weil ihr Verhalten nicht ihnen selbst, sondern den Eltern peinlich ist.
Die „Währung“ der Klimakleber ist Aufmerksamkeit. Ihr Verhalten ist infantil. Und so sollte man sie – jenseits fälliger juristischer Behandlung, die natürlich geboten ist, weil sie keine Kinder, sondern strafmündig sind -, auch behandeln:  Straße sperren -Verkehr umleiten, im Museumsraum Licht ausmachen, Besucher nach draußen schicken.
Und die Quengelkinder – in die Hose machen lassen!

*** “Unter den Aktivisten befand sich auch Gianluca Grimalda – Forscher am Kieler Institut für Weltwirtschaft und zugleich Mitglied der Gruppe „Scientist Rebellion“. Wie er auf Twitter mitteilte,hätte Volkswagen im Verlauf der Protestaktion jedoch einfach die Heizung abgestellt. Außerdem weigere sich der Autobauer, ihnen Eimer zu bringen, um darin ihre Notdurft zu verrichten. Darüber hinaus beklagte er sich, dass die Aktivisten kein Essen bestellen dürften, sondern mit dem vorliebnehmen müssten, was ihnen Volkswagen zur Verfügung stelle. Und schließlich habe das Unternehmen ihnen auch noch das Licht abgedreht.“ (AUTO24.de)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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