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Unter dem Kreuz als Symbol sind Verbrechen begangen worden – in früheren Jahrhunderten, aber auch in der jüngeren Vergangenheit (Missbrauch von Kindern und Jugendlichen). Zugleich ist es, jenseits des christlichen Glaubens, ein Symbol der europäischen Geschichte – im positiven und negativen Sinne (Kreuzzüge). Es ein Symbol für die europäisch-abendländische Kultur, die sich, trotz aller Unterschiede zwischen Nationen, Völkern und weltanschaulichen Strömungen, als verbindende geistige Kraft erwiesen hat. Und unabhängig davon, wie weit die Trennung von Kirche und Staat durchgeführt worden ist in den einzelnen Ländern Europas, sind Elemente des christlichen Glaubens, für den das Kreuz steht, ein verbindendes Band zwischen vielen Menschen in Europa.
Nun ist aus dem Ratssaal in Münster, in dem das G-7-Treffen durchgeführt worden ist, mal eben das historische Kreuz, das an zentraler Stelle im Ratssaal hängt, entfernt worden. Das kann man unterschiedlich bewerten – klar! Aber der Vorgang selbst ist die eine Sache, die Begründung eine andere.
Hier zunächst mal die Antwort eines Sprechers des Auswärtigen Amtes auf die entsprechende Frage eines Journalisten:
FRAGE: Weil Sie gerade das G7-Treffen in Münster erwähnt haben, möchte ich dazu noch einmal ganz kurz nachfragen: Das hat ja unter anderem im Friedenssaal stattgefunden. Nun meldet die Stadt Münster, dass es dort ein Ratskreuz gegeben habe, das man auf Wunsch des Außenministeriums entfernt habe. Einfach einmal ganz offen gefragt: Stimmt das? Wenn ja, warum ist das so?
BURGER (AA): Wenn Sie sich die Bilder aus dem Friedenssaal in Münster ansehen, werden Sie feststellen, dass dort eine Reihe von Veränderungen beispielsweise des Mobiliars stattgefunden hat. Das ist üblich bei solchen Treffen. Da muss natürlich ein anderer Tisch rein, da muss eine andere Beleuchtung rein, da wurden andere Teppiche reingelegt einfach im Rahmen der Vorbereitung für dieses Treffen, das dort ja in einem sehr speziellen Format stattfindet. In diesem Zusammenhang ist tatsächlich auch dieses Kreuz dort entfernt worden. Das ist auf Absprache zwischen unserem Protokoll und der Stadt Münster im Rahmen dieser Umgestaltungen geschehen. Ich kann dazu sagen, dass die Ministerin mit dieser Frage nicht befasst war
.
(Quelle: Erklärungen des Auswärtigen Amts in der Regierungspressekonferenz vom 04.11.2022)

Nun scheint sich der Sprecher des AA der besonderen Bedeutung dieses Kreuzes nicht bewusst zu sein:

Unter diesem Kreuz sind die Unterschriften unter die Verträge zur Beendigung des „Dreißigjährigen Krieges“ (1618-1648) gesetzt worden („Westfälischer Friede“ von Münster/Osnabrück), unter diesem Kreuz werden die gewählten Stadtverordneten der Stadt Münster vereidigt. Das Kreuz symbolisiert also den Friedenswillen der europäischen Völker, die an dem Kontinentalkrieg beteiligt waren, und zugleich symbolisiert es die weltanschaulich-religiöse Tradition, in der die parlamentarische Demokratie der Bundesrepublik steht.
Die Entfernung des Kreuzes im Zuge einer Veränderung des „Mobiliars“ stuft das Kreuz auf das Niveau eines preiswerten Deko-Kunstdrucks im Wechselrahmen oder eines Tisches von Poco (nichts gegen Poco!) herab, ist also eine Missachtung der Geschichte dieses Ortes und Gegenstandes.
Ein zweiter Aspekt ist interessant: Nach Auskunft des AA-Sprechers erfolgte die Entfernung des Kreuzes nach Absprache zwischen „unserem Protokoll und der Stadt Münster.“ Wie habe ich mir das vorzustellen, wenn sich ein „Protokoll“ und eine „Stadt“ treffen, um etwas zu entscheiden? Geht das ohne Beteiligung von Personen, die verantwortlich sind für diese Entscheidung, weil sie die Entscheidung persönlich gefällt haben? Worum es wirklich geht, wird im letzten Satz deutlich: Auf A. Baerbock soll kein Schatten fallen, sie soll nicht verantwortlich sein, denn sie war „mit dieser Frage nicht befasst“. Wenn sie aber nicht befasst war (was ich nicht anzweifeln will), wer war denn dann damit befasst?
Jedenfalls waren es Personen, die geschichtslos waren oder sind und das zentrale Symbol des Christentums und einen Gegenstand mit historischer Symbolkraft für die europäische Geschichte offensichtlich als überflüssig, schädlich – jedenfalls als abzuschaffen ansehen! Mobiliar halt!
Peinlich!

Mittlerweile hat Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster (CDU), erklärt, das Kreuz sei auf Bitten des Auswärtigen Amtes abgenommen worden, um einen „reibungslosen Ablauf der Konferenz zu ermöglichen“. Lewe erklärte laut WAZ: „Die Entscheidung hätte so nicht getroffen werden dürfen, und ich bedaure sie.“

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Da ist noch Luft nach oben bei den Verkäufern der Politik durch symbolträchtige Bilder. Steinmeier fährt in die Ukraine, prompt gibt es Bombenalarm und zufällig einen Bunker in der Nähe und ein „wir sitzen alle in einem Boot“ Bild mit Schutzweste und Bürgern.
Baerbock setzt auf Vernichtung Russlands durch den militärischen und wirtschaftlichen Krieg und posiert dort, wo ein 30zig jähriger Krieg beendet wurde, übrigens durch Erschöpfung aller Kriegsparteien, nicht durch einen militärischen Sieg.
Dumm gelaufen, die Nummer mit dem Kreuz.
Da siegte Ideologie mal wieder über die PR Strategen.

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Fra.Prez.

vermute als Motiv eine vorauseilende Wokeness im grün gefärbten Stab des AA

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Heinz Niski

die sollen ja nun auch Hijabs und Kopftücher im diplomatischen Reisegepäck haben… aus Respekt.

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Ro.Bien.

nennt man sowas nicht vorauseilenden Gehorsam? widerlich – diese klebrige Anbiederung aus vermeintlicher Toleranz.

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Heinz Niski

Das Kreuz wurde entfernt, damit es keine Bilder von „Kreuzrittern“ gibt, die die Welt unter sich aufteilen. Dafür gibt es Orwellsches Doppelsprech Krieg=Frieden und der Friedenssaal soll suggerieren, dass die Undiplomatin nicht nur vom Völkerrecht kommt, sondern als das diplomatische Jahrhundertgenie feministisch und wertebasiert eine neue europäische Friedensordnung einfädelt. Ohne Russland. Nächster Halt: China.

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markenware

Aus der SZ und nach Angaben der Stadt Münster bat das AA um Abhängung wg. „unterschiedlicher religiöser Hintergründe“. Gleichzeitig aber „nicht bewusst oder politisch“ motiviert. Tja, die Konferenztechnik und so. Was für ein Trauerspiel.

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Mag.Szo.

Ich habe gelesen , dass das Kreuz wieder aufgehä gt wurde. Es ist ein Kreuz mit dem selbstbewusst sein

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