Heute mit großen und kleinen Flächen, reduzierten Flammen und Hilfen für Frankreich
Der Mörder ist immer der Gärtner
Ein Standardfußballfeld* (105 X 68 Meter) weist eine Gesamtfläche von 7140 Quadratmetern auf, also 0,714 Hektar. Täglich werden in der Bundesrepublik 66 Hektar Freifläche für Siedlungs- und Verkehrszwecke verbraucht – in Quadratmetern: 660 000. Das entspricht rund 92 Fußballfeldern der Standardgröße. Von dieser Fläche werden, nach unterschiedlichen Berechnungsmethoden und Schätzungen, etwa 40-45% versiegelt (Gebäudeerrichtung, Parkplätze, Verkehrsflächen etc.).**
Ich erwähne das alles nicht wegen der Fußballeuropameisterschaft der Frauen oder des baldigen 1. Spieltags der 1. Bundesliga, sondern damit man eine Vorstellung von Flächengrößen bekommt. Die Landesregierung hat nämlich beschlossen, den Kampf gegen die Hitzeentwicklung in den Städten zu verstärken, weswegen nun als erste Maßnahme das Schottergärten-Verbot verschärft worden ist. Schottergärten: das sind diese Vorgärten, die zumeist die Größe eines Badehandtuchs nicht überschreiten und mit Kies, Steinen, Split und Folien als Untergrund gestaltet sind und kein Grünzeug aufweisen. Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) wird von der WAZ mit den Worten zitiert: „Zugepflasterte Grundstücke, die vermeintlich Gartenarbeit ersparen, passen nicht.“
Unabhängig von Geschmacksfragen bei der Vorgartengestaltung und der ökologischen Bedeutung eines Vorgartens im Verhältnis zur versiegelten Parkplatzfläche vor einem Supermarkt bleibt die Ministerin die Antwort schuldig, wer die Einhaltung des Verbots kontrollieren und eventuell melden soll: ein städtischer Vorgartenbeauftragter, reaktivierte Ex-Mitarbeiter der Stasi, der gute Nachbar mit Blockwartmentalität oder über den Vorgärten kreisende Aufklärungsdrohnen, die ihre Bilder direkt ins Büro der Frau Ministerin senden?
Und angesichts ihrer Unterstellung, die Leute mit Steingärten wollten sich Gartenarbeit ersparen, erweckt Frau Scharrenbach den Eindruck, es sei wohl eine Freveltat, wenn man nicht selber „Unkraut“ zupft. Da drängt sich die Frage an Frau Scharrenbach auf: Gärtnern Sie selbst oder lassen Sie gärtnern?
Feuer und Flamme und Asche zu Asche
Jetzt geht bald der Ofen aus! Nein, nicht ganz! Das Feuer bzw. seine Temperatur wird nur reduziert! Ich habe schon vor geraumer Zeit mit einem ortsansässigen Bestatter die Einzelheiten meines Übergangs in die ewigen Jagdgründe besprochen: Asche zu Asche und ab in die Urne! Und was jetzt? Jetzt muss ich zur Kenntnis nehmen, dass wegen der gestiegenen Gaspreise auch im ökonomischen Segment des Bestattungswesens bei der gewählten Form der Feuerbestattung die Preise mächtig anziehen, weil die Bestattungsunternehmen natürlich die höheren Gaspreise an die Kunden (oder die Hinterbliebenen) weiterreichen. Und die Öfen in den Krematorien werden eben mit Gas betrieben. Vielleicht will der Bestatter deshalb nachverhandeln und die Konditionen verändern – zu meinen Ungunsten natürlich!
Aber es kommt noch etwas anderes dazu: Wegen der zu erwartenden Einschränkungen bei verknappter Gaslieferung wird jetzt erwogen, die gesetzlich bei der Feuerbestattung vorgeschriebene Mindestverbrennungstemperatur von 850 Grad um 100 Grad auf 750 Grad zu senken, was natürlich einen Einspareffekt hat. Dass die Lebenden sich im Winter vielleicht mit abgesenkten Wohnraumtemperaturen abfinden müssen, ist noch nachvollziehbar. Aber jetzt sollen auch die Toten noch auf kuscheligen Wärmekomfort verzichten? Quo vadis, Deutschland? ***
Frankreich und Frösche
Wie zu erwarten war: Auch das letzte Tabu muss fallen bei den GRÜNEN, nämlich die Haltung zur Verlängerung der Laufzeiten der drei noch verbliebenen deutschen Atomkraftwerke. Die Frage war schon länger nicht mehr ob, sondern nur noch wann sich die Position verschiebt. Und mit welcher Begründung. Es muss doch irgendwie mit möglichst geringem Gesichtsverlust für die GRÜNEN um die Tatsache herumgeschwurbelt werden, dass der gleichzeitige Ausstieg aus Kohle- und Atomverstromung die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl nicht unbedingt kleiner gemacht hat, weil die fehlende Energie aus diesen beiden Quellen durch mehr Stromgewinnung mit Gaskraftwerken ausgeglichen werden musste. Auch weil Wind und Sonne keine 24 Stunden täglich Strom in ausreichender Menge und zur Absicherung der Grundlast bereitstellen können.
Eine neue Argumentationsfigur hat nun die Parlamentarische Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium von Robert Habeck aus der Tasche gezaubert: Franziska Brantner (Grüne wie ihr Chef) hat uns mitgeteilt, dass bei dem anstehenden Stresstest berücksichtig werden müsse, dass in Frankreich wegen Wartungs- und Sicherheitsarbeiten zur Zeit viele Atomkraftwerke nicht laufen und Deutschland deshalb „ im Zweifel auch solidarisch sein“ könne. Wodurch? Na, durch die drei Atomkraftwerke, deren AUS zum Ende des Jahres eigentlich beschlossene Sache ist. Ein strahlendes Beispiel für die deutsch-französische Freundschaft – ohne dass ich behaupten will, bei der Begründung von Brantner würden an Stelle von Fröschen Lügen zu Wahrheiten aufgeblasen!
Bleibt eigentlich nur die Frage, für wen der anstehende Stresstest wichtiger ist: Für die deutsche Versorgungssicherheit mit Energie oder für die GRÜNEN als Partei? Aber die haben bereits ohne großes Mitgliederbeben ihre pazifistische Grundhaltung und ihre Position zu fossilen Energien erfolgreich entsorgt. Da sollte es ihnen in der Atomfrage doch auch gelingen!
*Die maximale vom DFB zugelassene Spielfeldgröße beträgt 120 X 90 Meter (Länge mal Breite), die kleinste zugelassene Größe ist 90 X 45 Meter.
** siehe : https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-ressourcenschutz/boden-und-flaechen/flaechenverbrauch
*** (The Crazy World Of) Arthur Brown, Fire https://www.youtube.com/watch?v=YzHtePuz13U
Bei der beliebten Regelungswut des deutschen Bürokraten wundere ich mich, dass die Supermarktparkflächen nicht begrünt werden müssen. Je Geviert ein Baum. Das wäre schön. Aber zu einfach.