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Liebes Tagebuch!
Nun finde ich endlich wieder Zeit für dich! Das ist schon paradox: da hat mich dieses Virus in die Quarantäne geschickt, aber zum Schreiben bin ich nicht gekommen. Ich musste eben doch vieles von zuhause erledigen, das Telefon stand den ganzen Tag nicht still, die Arbeit ist trotzdem weitergelaufen. Aber das ist sowieso das Seltsame an meiner Tätigkeit: Die Menschen außerhalb des Rathauses nehmen überhaupt nicht wahr, wie viele Stunden mich dieser Job kostet. Die meinen immer, ich bin nur dann tätig, wenn ich öffentlich auftrete, irgendeine Ansprache halte, jemanden empfange, begrüße oder ehre.
Und dann konnte ich noch nicht einmal bei einem solchen Termin dabei sein, nämlich beim Aufhängen des Adventskranzes. Der hängt jetzt dort, wo dieses blödsinnige und ewig kaputte Mobile gehangen hat, das schon einen Tag nach der Eröffnung des neuen Hans-Sachs-Hauses abgenommen werden musste. Ich will überhaupt nicht wissen, wer dafür verantwortlich ist, dass die Vergabe des Auftrags für dieses Schreckensding, das uns in der ganzen Republik lächerlich gemacht hat, an die Tochter eines der Architekten erfolgt ist. Im Zuge begleitender Baumaßnahmen, wie es so nett heißt.
Jedenfalls finde ich es schade, dass ich nicht beim Aufhängen des Kranzes dabei sein konnte. Zumal es geplant war, dass ein Bild geschossen wird, das mich beim Steuern des Krans zeigen sollte, mit dem der Kranz aufgehängt werden musste. Daran hätte ich Spaß gehabt!
Gestern mal wieder, gemeinsam mit diesem Sparkassen-Heini, eine Preisverleihung an Menschen, die sich ehrenamtlich um die Stadt verdient gemacht haben. Ja, solche gibt es auch, nicht nur die Meckerer und Kritiker! Dafür bin ich dankbar! Aber auch dafür, dass mich Corona davor bewahrt hat, dass ich all die Hände schütteln musste und womöglich noch hätte die eine oder den anderen in den Arm nehmen und drücken müssen. All diese Körpergerüche, diese Schwitzflecken unter den Armen, diese aufdringliche Körpernähe! Fast wie bei Kontaktsportarten!

Abstandsregeln haben manchmal eben auch eine gute Seite!
Und gut ist es auch, dass ich endlich wieder Zeit für dich gefunden habe!

Für heute aber erst einmal:
Schlaf gut, liebes Tagebuch!
Auf bald!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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