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Zu einem feuilletonistischen Magazin wie HerrKules gehören natürlich auch sprachpflegerische und sprachkritische Beiträge, zu denen wir, das sei zugestanden, leider nicht häufig genug kommen. Manchmal muss eine Beschäftigung mit Sprache aber sein – vor allem dann, wenn es von der verwendeten Sprache her „juckt“ oder „klemmt“ oder die Sprachverwendung sogar einen Würg-Reiz auslöst! Oder wenn es sich einfach so ergibt!

Heute also: Nachdenken über das Anakoluth

Das Anakoluth ist eine (rhetorische) Figur des syntaktischen Bereichs, also des Satzbaus, der Satzkonstruktion. In der deutschen Sprache verwenden wir dafür den Begriff „Satzbruch“, was bedeutet, dass eine Satzkonstruktion nicht korrekt zu Ende geführt wird, sondern es einen Bruch im Aufbau des Satzes gibt. Es liegt ein Verstoß gegen die Regeln der Grammatik im Bereich der Syntax vor. Wir verwenden im Alltag, in der gesprochenen Sprache, häufig das Anakoluth – ohne es zu wissen und ohne es als Stilmittel bewusst einzusetzen. Dafür ein einfaches Beispiel:

Ich habe mich verspätet, weil der Zug ist wegen des Streiks ausgefallen. Es müsste hier in der Verbindung von Haupt und Nebensatz aber korrekt heißen:

Ich habe mich verspätet, weil der Zug wegen des Streiks ausgefallen ist. Nun sind wir  als Sprecher faul und lieben es deshalb, unkomplizierte Satzkonstruktionen zu verwenden. Die korrekte Satzteilreihenfolge des Nebensatzes ersetzen wir im Beispiel dadurch, dass wir die vom Bindeglied „weil“ geforderte Reihenfolge der Satzelemente durch die Reihenfolge eines Hauptsatzes ersetzen, denn der Hauptsatz erscheint uns von der Reihenfolge seiner Teile einfacher in der Anordnung.
Man kann das Anakoluth bewusst als Stilmittel einsetzen. Das macht etwa der Kabarettist Rolf Miller gerne, dessen Bühnenfigur sich häufig in unvollständigen Sätzen artikuliert, wobei die abgebrochenen bzw. unvollständigen Sätze Gedankenbrüche hervorrufen, die Komik provozieren.*
Ein schönes Beispiel dafür, dass ein Anakoluth entsteht, ohne als bewusst inszeniertes Stilmittel eingesetzt zu sein, hat beim jüngsten Triell Annalena Baerbock abgeliefert. Vor lauter Engagement für die Rettung der Welt hat sie, in bekannter Hysterisierungsmanier, nicht nur einen Anstieg der Meeresspiegel um 7 Meter vorausgesagt, wenn die kommende Bundesregierung nicht energisch das Klima wendet, sondern, wie wir es von ihr ja schon kennen, den Überblick über den eigenen Satz verloren, der in diesem Fall an Scholz und Laschet gerichtet war:
Das heißt, Sie sagen einem Kind, das heute geboren ist, das im Jahr 2100 achtzig Jahre ist, sieben Meter Meeresanstieg.“
Was wird das Kind nach diesem Satz jetzt wohl denken, das heute geboren und 2100 achtzig Jahre alt ist , wenn es dann mit den Füßen im Wasser steht und meint, es wäre vor allem geschützt und gegen alles versichert?
Vielleicht:

Eine Versicherung ist ja nie…wenn du…grad bei sowas.“**

*https://www.youtube.com/watch?v=i–B2rgsj9c (Rolf Miller über Liegefahrräder)
**https://www.youtube.com/watch?v=BmQb_Lq8veI (Miller über Tatsachen/Anfang)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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