„Oh armes Deutschland, was hast Du kleine Füchse!“ soll 1871 ein französischer Poilu, der, kriegsgefangen in Deutschland, ein Eichhörnchen sah. Soweit standen sich die Völker Europens noch zur Reichsgründung durch Bismarck auseinander.
Heute ist das anders. Nachdem die Völker der Welt, außer der Schweiz, durch das von den Nazis angerichtete Blut- und Stahlbad gegangen waren, auch das Deutsche, waren wir die Paria unter den Völkern.
Durch den kalten Krieg und – ich denke, dass darf man ruhig sagen, ohne dass sich jemand auf den Schlips getreten fühlt – eigenen Fleiß begünstigt, kam in den 50er und 60er Jahren eine gewisse Boomzeit. Die heute und fälschlicherweise als Wirtschaftswunder bezeichnet wird. Es ging insofern allen realtiv gut, als wir sehr bescheiden waren in unseren Ansprüchen und Träumen.
Es war die Montanindustrie des Ruhrgebietes und seine Menschen, die die Weichen in eine bessere und friedvollere Zukunft lenkten. Aus den Verkäufen deutscher Kohle, schwefelarm, kamen die ersten Devisen ins Land. Das ist eine Binsenweisheit, ebenso, wie die Stahlindustrie mit ihren Exporten des Qualitätssymbols „Deutscher Stahl“ mit zur heutigen Republik beitrugen. Dann gefiel es dem Wirtschaftsminister Erhardt „…der Kohle eine Konkurrenz zu schaffen, denn Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Das war nicht mehr und nicht weniger als das „Aus“ für die Kohle.
In jenen Tagen kamen Tyssen und die Stahlkocher auf die glorreiche Idee, nicht nur Stahl nach Indien zu verkaufen, sondern für eine einmalige handvoll Dollar ganze Stahlwerke. Und nicht nur nach Indien. Das war der Absturz der der heimischen Stahlindustrie in die Bedeutungslosigkeit und die Produktion von Spezialstählen geringeren Umfanges. Betroffene Stahlarbeiter brachten es auf den Punkt: „Was hier geschieht ist nicht nur ein Export von Stahlwerken, sonder von Arbeisplätzen vieler Menschen zum Reibach einiger weniger. Das ist vollendeter Hochverrat.
Es merkte damals nur keiner, der es nicht merken wollte, denn die Automobilindustrie übernahm in der Volkswirtschaft den ersten Rang ein.
Rheinstahl und Kraus Maffei bauten Waffen. Man mag geteilter Meinung über die Moralität der Waffenproduktion sein, aber an der Tatsache kommt nun mal keiner vorbei: „Wenn Du keine produzierst, wird es ein anderer tun.“
Ich stelle mir ein Gespräch zwischen einem arbeitslosen Stahlarbeiter, der seine Familie mit Hartz IV und Gelegenheitsjobs am Leben zu halten sucht und einem grünen Grundschullehrer vor, dessen Studium der Stahlwerker mit Steuern, als er noch Arbeit hatte, mitfinanziert hat.
„Die Produktion von Waffen ist dishuman und muss geächtet werden, weltweit. Ich bin richtig glücklich, dass die Bundesrepublik keine Waffen mehr produziert.“ Und dem Arbeiter steigen die Tränen in die Augen und er ballt die Faust. Er weiß, dass die Kontingente deutscher Waffen von den USA, Frankreich und Großbritannien dankend angenommen wurden.
Mittlerweile stehen wir anders da in der Welt, als damals, nach 45. Man hat uns zwar nicht lieb, aber solange wir zahlen können, wird die Erpressung mit dem schlechten Gewissen, was auch die Nachgeborenen gefälligst zu haben haben, zurückgefahren. Wer sie vermisst, keine Angst, sie wird zu gegebener Zeit wieder hervorgeholt. Man vertraut uns wieder und lädt uns ein, in Afghanistan oder in Afrika militärisch auf die jeweiligen Feinde der USA einzudreschen.
Genau das aber sollten wir, mit der Erinnerung an Auschwitz, nicht tun.
Und jetzt, man mag es nicht glauben, hat ein deutsches Unternehmen eine ganze Panzerfabrik nach Algerien verkauft. Wer also den besten Panzer der Welt, den LEO II kaufen möchte, muss das nicht in Deutschland für teure Euros oder Dollars machen, sondern kann das im günstigen Algerien, weil dort die Arbeiter fürs Essen arbeiten, für Piaster tun. Man liest es, man hört es, aber man mag es nicht glauben. Und irgendeine Erbengemeinschaft braucht in den nächsten drei Generationen nicht mehr zu arbeiten. Und nicht nur das, in Algerien gibt es keinen Bundestag, der jeden Export von Waffen absegnen muss. Dieses Ärgernis gibt es also nicht mehr, und das ist ist wichtig, falls die Erben nach verkauften Stückzahlen eine Donation bekommen.