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Die Bürger von Schilda hatten beschlossen, ein neues Rathaus zu bauen. Es sollte dreieckig sein, damit Schilda ein Bauwerk hatte, das die Stadt noch berühmter machte als Pisa mit seinem schiefen Turm. Als der Bau fertig war, stellten die Bürger fest, dass es im Inneren (des fensterlosen Rathauses) ganz dunkel war.

„Am Abend trafen sie sich im Wirtshaus. Sie besprachen, wie man Licht ins Rathaus hineinschaffen konnte. Erst nach dem fünften Glas Bier sagte der Hufschmied nachdenklich: „Wir sollten das Licht wie Wasser hineintragen!“ „Hurra!“, riefen alle begeistert.

Am nächsten Tag schaufelten die Schildbürger den Sonnenschein in Eimer und Kessel, Kannen und Töpfe. Andre hielten Kartoffelsäcke ins Sonnenlicht, banden dann die Säcke schnell zu und schleppten sie ins Rathaus. Dort banden sie die Säcke auf, schütteten das Licht ins Dunkel und rannten wieder auf den Markt hinaus, wo sie die leeren Säcke wieder vollschaufelten. So machten sie es bis zum Sonnenuntergang. Aber im Rathaus war es noch dunkel wie am Tag zuvor. Da liefen alle traurig wieder ins Freie.

Wie sie so herumstanden, kam ein Landstreicher vorbei. Er fragte: „Was ist denn los? Was fehlt euch?“ Sie erzählten ihm von ihrem Problem. Er dachte nach und sagte: „Kein Wunder, dass es in eurem Rathaus dunkel ist! Ihr müsst das Dach abdecken!“ Sie waren sehr erstaunt und schlugen ihm vor, in Schilda zu bleiben, solange er es wollte. Tags darauf deckten die Schildbürger das Rathausdach ab, und es wurde im Rathaus sonnenhell!“ **

Die Schar aus Laiendarstellern, Bajazzos, halbstudierten Dummerchen und Mitgliedern des Fördervereins für Sprechdurchfall, die seit der letzten Bundestagswahl unter dem Decknamen „Ampel“ eine Firma gegründet haben, die es darauf anlegt, Deutschland in kürzester Zeit den größtmöglichen Schaden zuzufügen, hat gut zwei Jahre nach der Firmengründung ein Jahrhundertwerk auf den Weg gebracht. Jahrhundertwerk deshalb, weil künftige Generationen bestimmt noch hundert Jahre daran was zu knacken haben werden.

Aber zur Sache:

Die „Ampel“ hat jetzt also festgestellt, dass das Rathaus kein Licht hat, was meint, dass der Regierung nun ein Lichtlein aufgegangen ist, das mit der Erkenntnis verbunden ist, dass es das Problem der Dunkelflaute geben kann, wenn man bei der Energieerzeugung ausschließlich auf Wind und Sonne setzt. Und dass es Situationen geben kann, etwa zur Winterzeit nachts, in denen weder Sonne noch Wind Energie zur Verfügung stellen, weil die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. Oder zu heftig weht, denn dann müssen die Windmühlen aus Sicherheitsgründen ausgeschaltet werden. Nun will man bekanntlich aus den fossilen Energieträgern (Kohle, Öl, Gas) aussteigen, um die Welt klimatechnisch zu retten. Da die deutschen Atomkraftwerke bereits vom Netz genommen worden sind, muss anderweitig die Grundlastversorgung sichergestellt werden. Es muss halt Strom zur Verfügung stehen, wenn Sonne und Wind, diese unbeständigen Quellen, ihre Arbeit nicht tun, wobei davon auszugehen ist, dass der Strombedarf größer werden wird, wenn alle Wärmepumpen laufen und nur noch E-Autos fahren!

Da  2030 (noch sechs Jahre bis dahin!) 80 Prozent des Stroms aus „erneuerbaren Quellen“ kommen sollen (überwiegend Wind und Photovoltaik) und bis dahin, laut Koalitionsvertrag, auch möglichst die Kohlekraftwerke stillgelegt sein sollen, benötigt man andere Quellen, um einer „Dunkelflaute“ zu begegnen. Deshalb sollen jetzt neue Gaskraftwerke gebaut werden, die in Zukunft auch mit (grünem) Wasserstoff betrieben werden können.

Auf dem Papier 1 a – wie das architektonisch außergewöhnliche Rathaus von Schilda!

Wenn da nicht, um im Bild zu bleiben, das Problem des fehlenden Lichteinfalls wäre. Meint hier:

  1. Die Gaskraftwerke stehen auf dem Papier, sind noch nicht einmal ausgeschrieben, geschweige denn geplant. Die Ausschreibung soll im zweiten Halbjahr 2024 erfolgen. Die Bauzeit ist – sehr optimistisch! -mit vier bis fünf Jahren angesetzt.
  2. Die Finanzierung ist noch völlig ungeklärt (angesetzt sind 15-20 Milliarden EURO Entstehungskosten). Der eigentlich dafür vorgesehene Klima- und Transformationsfonds ist erschöpft, noch nicht einmal das den Bürgern zugesagte Klimageld kann zur Verfügung gestellt werden.
  3. Da die Kraftwerke – wenn denn die Pläne aufgehen – nicht im Dauerbetrieb laufen sollen, sondern nur bei Dunkelflaute bzw. dann, wenn die erneuerbaren Quellen nicht genug Strom produzieren, sind sie nicht rentabel für Kraftwerksbetreiber. Deshalb sollen bzw. müssen sie (dauerhaft) vom Staat subventioniert werden, um einen Anreiz zu schaffen, solche Kraftwerke zu betreiben.
  4. Das Betreiben mit grünem Wasserstoff ist ein Plan, der darauf beruht, dass diese Technologie überhaupt bis zum vorgesehenen Datum (2035-2040) zur Verfügung steht und ökologisch sinnvoll („klimaneutral“ mit grünem Wasserstoff) und ökonomisch effizient eingesetzt werden kann.

Sicherlich ist die Frage nicht ganz unberechtigt, warum nicht zunächst die Grundlagen für den Ausstieg aus den „alten“ Technologien geschaffen werden, bevor man diese tatsächlich abbaut. Ohne jetzt nur negativ unken zu wollen: Haben wir nicht zahlreiche Beispiele dafür, dass Projekte dieser Größenordnung den Kostenrahmen sprengen und einen weitaus größeren Zeitraum bis zur Fertigstellung in Anspruch nehmen als auf dem Papier festgeschrieben?

Zudem gibt es durchaus Zweifel an der Wasserstoff-Technologie. So meint etwa Klaus Meier, Ingenieur und Hochschuldozent:

„Gerne wird behauptet, erneuerbare Energien stünden unbegrenzt zur Verfügung. Das stimmt aber nur bedingt. Kohle, Öl und Gas haben sich durch Jahrmillionen dauernde geologische Prozesse in großen Lagerstätten konzentriert, auf die die Menschheit bisher leicht zugreifen konnte. Erneuerbare Energien müssen dagegen kleinteilig und mühsam mit hohem technischem und flächenmäßigem Aufwand gesammelt werden. Daraus Wasserstoff zu gewinnen, erhöht den Aufwand nochmals erheblich.Tatsächlich hat Wasserstoff ein wesentliches Problem. Seine elektrolytische Herstellung aus Wasser ist mit hohen Energieumwandlungsverlusten verbunden. Hinzu kommen Verluste durch Transport und Verteilung, da er dafür unter hohem Druck zwischengespeichert werden muss.“***

Während aus der Energiewirtschaft überwiegend Zustimmung zu den Plänen der Ampel kam, gab es seitens der Union Kritik, besonders hinsichtlich der unklaren Finanzierung. Aber auch von Umweltverbänden kamen Zweifel, vor allem hinsichtlich der Produktion nicht-grünen Wasserstoffs, und aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften: „Die Ökonomin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung warnte vor den Plänen der Bundesregierung. „Die Schaffung von Kapazitätsmärkten zum jetzigen Zeitpunkt schafft Überkapazitäten, ist teuer und ineffizient“, sagte Kemfert dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Der Zubau von Gaskraftwerken erfordere nicht zwingend Subventionen, sondern könne sich am Markt rechnen durch temporär sehr hohe Strombörsenpreise.“****

Ein ganzes Bündel von Problemen ist entstanden, um den politisch gewollt herbeigeführten möglichst raschen Abschied von fossilen Energieträgen bei gleichzeitigem Ausstieg aus der Kernenergie zu bewerkstelligen. Ob der Plan gegen die Dunkelflaute aufgeht, wird man sehen – wenn es wieder hell wird!

Mit dem Lichteinfall ins Rathaus durch Abtragen des Daches hat es in Schilda ja auch geklappt. Warum soll es dann hier nicht klappen – oder?

**Die Schildbürger bauen ein Rathaus (Quelle: https://derweg.org/personen/werke/schildbuerger2/)

*** https://www.akweb.de/politik/erneuerbare-energien-kapitalismus-dont-believe-the-wasserstoff-hype

**** https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-02/kraftwerke-ampel-kritik-lob-bdew

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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