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Nochmal Glück gehabt: Putin muss nicht einmarschieren! Wegen der Mitte!

Das war aber haarscharf in Thüringen im Saale-Orla-Kreis! Bei der Stichwahl zum Landratsamt siegte CDU-Mann Christian Herrgott (ein Name als Programm!) gegen den Dunkelmann Uwe Thrum von der AfD. Thrum, ein Tischlermeister, hatte in der ersten Runde noch deutlich vor dem Herrgott geführt, in der Stichwahl konnte der zweitplatzierte CDU-Mann aber wohl Stimmen aus dem Lager derjenigen abgreifen, die in der ersten Runde andere Kandidaten gewählt hatten. So kam Herrgott auf 52,4% der abgegebenen Stimmen, wogegen Thrum 47,6% holte!

Und das ist gut für uns alle! Denn womöglich verbirgt sich unter der Maske eines biederen Tischlermeisters ein strammer AfD-Nazi, der die SA-Uniform unter der Haut trägt. Und dann, auszuschließen ist heutzutage ja fast nichts mehr, hätte es sein können, dass der PUTIN damit droht, in Thüringen einzumarschieren. Denn der PUTIN ist nicht nur Putinist, sondern auch ein großer Kämpfer gegen Nazis. Das hat er gerade wieder in einer Rede in St. Petersburg dadurch deutlich gemacht, als er den baltischen Staaten „Nazitum“ vorgeworfen hat und in diesem Zusammenhang natürlich auch Krieg – wie gegen die Ukraine – nicht ausschloss: „Wir tun alles, alles, um den Nazismus zu unterbinden und endgültig auszurotten.“  Zack – so geht das mit dem Nazitum. Und ehe du dich versiehst, steht ein russischer T-14 Armata Kampfpanzer in deinem thüringischen oder baltischen Vorgarten: „So schnell kann es gehen, seit der Nazi-Vorwurf zum Gerümpel verkommen ist, das sich jeder nach Belieben ausleihen darf, um damit jeden anderen zu traktieren, der ihm gerade nicht gefällt, aus welchem Grunde auch immer.“**

Aber bei uns im Westen, tief im Westen, sind wir wohl noch nicht in einer solchen Bedrohungslage, dass Putin eingreifen muss. Bei uns ist die gesellschaftliche Mitte aufgewacht und aufgestanden. Wobei man nicht so genau weiß, wer denn jetzt die Mitte ist. Schon 2015 fragte die taz: „Wer oder was ist die Mitte? Alt oder Jung? Mit oder ohne Migrationshintergrund? Mehr oder weniger als 40.000 Euro Bruttojahresgehalt? Akademikerin oder Facharbeiter? Stadt oder Land? Schwarz-Grün oder GroKo? Aber Merkel auf jeden Fall? Helene Fischer oder Rammstein? Discounter oder Biomarkt? Pro Asylbewerberunterkunft in der Nachbarschaft oder contra? Sehen Sie sich als ein Teil von ihr? Und Ihre Nachbarn, Kollegen, Kinder, Eltern? Wenn ja, warum, wenn nein, warum nicht?“****

So wirklich beantwortet ist die Frage nach der Mitte noch nicht. Sind die (immer noch) protestierenden und demonstrierenden Bauern Teil der Mitte? Und was ist mit den Lokführern, die schon einen anrüchigen Wortbestandteil in der Berufsbezeichnung haben? Und was ist mit den demonstrierenden LKW-Fahrern, die sogar meistens einen Führerschein haben und in einer  Führerkabine sitzen? Um noch einmal die taz zu zitieren: „Der Mythos um die vermeintliche Mitte der Gesellschaft speist sich aus dem Bedürfnis nach einer kollektiven Identität. Er gründet auf der Vorstellung, es gäbe einen in sich homogenen Kern in einer Gesellschaft, ein „So sind wir“ oder „Das macht man hier eben so“. Doch dieser Mythos verkennt, dass moderne Gesellschaften komplex sind und sich durch Heterogenität auszeichnen.“****

Vielleicht ist es also ein Trugschluss oder eine Wunschvorstellung, am Samstag hätte in Gelsenkirchen (und auch anderswo) die „gesellschaftliche Mitte“ demonstriert. Vielleicht gehören die, die zur gleichen Zeit ins HSH gegangen sind, um am „Bürgerdialog“ der AfD teilzunehmen, auch zur gesellschaftlichen Mitte und sind nicht nur Randerscheinungen.  Schaut man noch einmal auf die Landratswahl in Thüringen, dann gehörten 52,4 % der Mitte an und 47,6 % -ja, was denn – dem „Rand“? Wer war also auf der Straße am Wochenende: die Mitte, die Guten, die Regierungstreuen. Dazu Hans Heckel:

War das nicht toll? Fast so schön wie früher: Bei den Märschen „gegen Rechts“ stimmte endlich wieder alles. Vor uns den bösen Feind und über uns unsere gute Regierung konnten wir „ein Zeichen setzen“. Die Mittelstandsdemonstrationen, denen die Bauern die Schleuse geöffnet hatten, waren dagegen zutiefst irritierend, zumal alle Versuche, sie in eine braune Ecke zu quetschen und damit plattzumachen, ohne Wirkung verpufft sind. Aber jetzt gehörte die Straße endlich wieder den Richtigen, und sogar Olaf Scholz konnte mal wieder unter die Leute gehen, ohne ausgebuht zu werden, was der gebeutelte Kanzler sichtlich genoss.“**

**Hans Heckel, Die „Mitte“ der Gesellschaft (https://paz.de/artikel/die-mitte-der-gesellschaft-a10440.html)

**** taz, 18.12.2015

https://taz.de/Medien-und-die-Mitte-der-Gesellschaft/!5258816/

 

 

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1 comment

Ali-Emilia PodstawaAli-Emilia Podstawa says:

Mit diesem Wahlprogramm (link siehe unten) hat sich CDU-Landratskandidat Herrgott in Thüringen gegen den AfD-Bewerber durchgesetzt. Seine Wahl wurde von allen im ersten Wahlgang ausgeschieden Mitbewerbern unterstützt. Alle Parteien hatten zur Wahl des CDU-Kandidaten bei der Stichwahl aufgerufen.
https://archive.ph/qjapN

Kann man sich alles nicht mehr ausdenken. Es wird absurd. Oder anders ausgedrückt: Inhaltlich weit weg von allen Programmen der Ampel und der CDU.

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