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Heute wird im Saale-Orla-Kreis (Thüringen) ein neuer Landrat gewählt – als Favorit gilt der AfD-Kandidat. Bei der ersten Wahl Mitte Januar erhielt CDU-Kandidat Christian Herrgott (39, Beamter) 33 Prozent der Stimmen, sein AfD-Rivale Uwe Thrum (49, Tischlermeister) 46 Prozent.  (Quelle: BILD.de, So, 28.1.2024)

Nach Polizeiangaben (Quelle: WAZ) sollen sich gestern ab dem Nachmittag rund 6500 Demonstranten gegen RECHTS auf dem Heinrich-König-Platz vor den Stufen der evangelischen Altstadt-Kirche versammelt haben. Da ich auch gerne einmal zu den Aufrechten und Guten gehören wollte, die die faschistische Machtübernahme, die offensichtlich droht, verhindern wollen, war ich  dabei. Mal abgesehen von der Gruppe der Menschen, die unmittelbar vor der Bühne standen und kräftig Parolen riefen und klatschten, war die Atmosphäre, so mein Eindruck, eher locker. Auch die bekennenden Super-Demokraten von der MLPD waren da, um den Faschismus zu bekämpfen und ein wenig Reklame für ihr politisches Wunschsystem zu machen, eine proletarische Diktatur.*** Im Kampf gegen RECHTS (und vor allem gegen die AfD) wird halt jeder gebraucht, auch wenn er die parlamentarische Demokratie durch eine Diktatur ersetzen will.

Da ich zunächst Schwierigkeiten hatte, die Redner und Rednerinnen zu verstehen (kann an meinen Ohrproblemen gelegen haben), bin ich einmal um die gesamte Menschenmenge gelaufen und habe mich danach durch die Versammlung geschlängelt. Ich hatte zeitweilig den Eindruck, auf einem Klassentreffen zu sein. Man stand in lockeren Gruppen zusammen, redete, lachte, klatschte mal kurz. Den frenetischen Aufforderungen, jetzt aber bitte dieses und jenes zu rufen, wurde nur teilweise nachgekommen. Das mag aber auch an der schlechten Tonqualität der Lautsprecheranlage gelegen haben. Ich traf langjährige Freunde und Bekannte, die sich nach einiger Zeit aber entschieden, in der „Kenke“ ein Bier zu trinken. Ihr Aufbruch war mir Anlass genug, den Platz ebenfalls zu verlassen und in Richtung HSH zu gehen.

Da hatte sich inzwischen eine Kampfbrigade der bereits erwähnten Politsekte versammelt und beschimpfte, unter Absingen bekannter Lieder der Arbeiterklasse, die Menschen, die zum „Bürgerdialog“ strebten, als Faschisten. Ob bei den HSH-Aufsuchenden auch einige „Proletarier“ dabei waren, die später mal die „Diktatur des Proletariats“ errichten sollen, konnte ich nicht feststellen. Ich verließ diese Polit-Performance. An meinem Rad, das ich an einem Fahrradständer gegenüber dem HSH festgemacht hatte, stand eine Gruppe von Polizistinnen und Polizisten. Ich bedankte mich bei den Einsatzkräften dafür, dass sie mein Rad so gut bewacht hatten. Als ich losfuhr, begegnete ich noch einem mir bekannten Optiker aus GE, der mir verriet, dass er auf der Suche nach seiner Frau war, die er im Demo-Getümmel wohl aus den Augen verloren hatte. Ich wünschte ihm viel Glück bei der Suche!

Heute morgen fuhr ich mit dem Rad zu einer bekannten Bäckerei, um Brötchen zu holen. Auf dem ganzen Weg begegnete mir niemand, der nach Faschist aussah oder so roch – jedenfalls war niemand in SA-Uniform unterwegs. Lediglich kleinere Gruppen von Männern (offensichtlich mit Migrationsvordergrund) schlenderten locker (und ohne Koffer) über die Bahnhofstraße. Keine Bedrohung also! Beim Bäcker konnte ich dann sogar noch etwas Gutes tun. Ein ausländischer Mitbürger wollte eine Mohnstange erwerben, konnte das aber nicht so versprachlichen, dass die Bäckereifachverkäuferin ihn auf Anhieb verstand. Ich konnte helfen, so dass der Bestellvorgang gelang!

Jedenfalls: Der gestrige Kampf gegen RECHTS war offensichtlich erfolgreich. Vielleicht ein klein wenig auch, weil ich dabei war!

Ein schönes Gefühl!!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Ja wie jetzt? Ich hörte Reden, die vom Aufstand kündeten. Nun soll das alles nur ein Klassentreffen gewesen sein? Ein Spaziergang, kein Umsturzversuch?
Das enttäuscht mich, sah ich doch Gelsenkirchen nun in einer Reihe mit den Bauernaufständen um Thomas Münzer, die Schmach von Frankenhausen getilgt. Ich sah die schlesischen Weberaufstände, Spartakus, ich roch schon den Pulverdampf des Systemsturzes, Boston Tea Party im Stölting Harbour….
Der Aufstand der Anständigen nur eine Wellness Gefühligkeit? Immerhin gab es bei dieser Veranstaltung gegen Hass & Hetze Plakate mit Aufrufen zum Geschlechtsverkehr mit AfDlern und die Bekundung, dass ganz Gelsenkirchen die AfD hasst.
Hass und Liebe gehören ja zusammen, deshalb sicher auch die Ermunterungen zur körperlichen Vereinigung.
Ein ferner Ausläufer von Woodstock vielleicht?

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Ro.Bien.

Is Stölting überhaupt noch Harbour? Wo isser hin, der Mann, der mit Not und Elend Imperien aufbaut?

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Ro.Bien.

Ich glaub der Spruch war von mir aus meinen Post: Bochum hasst die AFD – und Gelsen?

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Chri.Hac.

Danke für den Einsatzcomment image

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Ro.Bien.

Der heisst Herrgott? Kannse dir nich ausdenken…da kann doch nix mehr schief gehen!

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Fra.Prez.

Tatsächlich berührt hat mich das Schicksal des herumirrenden Optikers (bekannter Name) aus GE, der trotz seiner beruflichen Expertise seine Gattin „aus den Augen“ verloren hatte. Nun besagt diese Beschreibung noch nicht präzise genug, ob er auf der Suche nach ihr war oder vielleicht doch auf der Flucht. Jederman weiss um den resuluten Charakter von Frau Tanja Hempelmann.

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Ro.Bien.

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Ali-Emilia Podstawa

Ich war zu früh. Hatte mich vertan. Dachte, Anstoß sei um 15.30 Uhr. Weil Samstag war. War enttäuscht von der sehr überschaubaren Menschenansammlung, ich Dummerchen. Dass sich später gut 2% der Gelsenkirchener:innen außen versammeln würden, Respekt. War dann ja ein richtig gut besuchtes Klassentreffen.

Unsere drei Spitzengrüninnen – mit der Nummer eins in Europa ‚Uns Terry‘ – fanden sich jedenfalls super. Auf X veröffentlichten sie ein Gute-Laune-Foto mit einer verstörenden Botschaft auf ihrem Pappschild. Muss irgend ein medizinischer Befund sein. Kreuzbandriss oder so. Hab ich nicht verstanden. Trotzdem, gute Besserung!
https://twitter.com/TerryReintke/status/1751321597045031373

Terry vergaß, die MLPD-Fahne in ihrem Videoschwenk rauszuschneiden. Wobei jeder, der an dem Tag vor und nicht im HSH war, galt ja als Demokrat.
https://twitter.com/TerryReintke/status/1751298174415765683

Morgen ist wieder Montag und alles geht weiter wie gehabt. Muss. Wann ist die nächste Demo?

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Heinz Niski

Auf der Demo gab es das (den) Schild mit der gelben Hand und der Aufschrift „Mach‘ meinen Kumpel nicht an!“
Es ist eine alte Gewerkschaftsforderung aus den frühen 80ziger Jahren. In 40 Jahren hatte die Politik Gelegenheit, ein Einwanderungsgesetz zu schaffen, es gab die Gelegenheit, Integrationsvoraussetzungen (Angebote und Forderungen) zu installieren. Die demografische Entwicklung war abzusehen, es hätte die Möglichkeit gegeben, das Asylrecht zu justieren, europäisch abzustimmen.
Nichts davon ist passiert, stattdessen gab es die EU-Osterweiterung, im Wissen um die Armutswanderung, um die Unterbietungswettbewerbe bei Löhnen und Sozialleistungen. Alle Parteien waren daran beteiligt, keine Partei hat die gesellschaftliche Debatte über diese Themen angestoßen, aber alle stellen sich jetzt unwissend und wollen ihr Versagen nicht als Ursache für die Polarisierung, das Auseinanderdriften der Gesellschaft wahrhaben.
Stattdessen rufen sie „Haltet den Dieb“ und zeigen auf andere.

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Last edited 3 Monate zuvor by Heinz Niski
Ro.Bien.

Ach, komm. Menschen aus den bunten Szenen und Haufen ohne jegliche Berufserfahrung und Bezug zur Lebenswelt von Durchschnittsverdienern aus GE, haben für sich die anlasslosen überbezahlten Parteiposten mit Pensionsanspruch entdeckt, gern auch im Netzwerk der persönlichen Verbindungen in die nächste Generation weiter gereicht. Das macht doch Hoffnung auf Nachahmung.

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Ali-Emilia Podstawa

‚Klassentreffen‘ auch in Waltrop.
https://www.ruhrbarone.de/gegen-rechts-auf-die-strasse-zu-gehen-hat-mir-gut-getan/229032/

Daran ist nichts auszusetzen. Feel good. Festzustellen, dass die meisten Menschen gar kein Interesse an extremistischen Ideen haben, könnte im besten Fall nun zur Erkenntnis reifen, dass die Ergebnisse der Wahlumfragen offensichtlich andere Gründe haben müssen als die unmerkliche Ausbreitung des Nationalsozialismus innerhalb der Bevölkerung.

Man sieht sich mittlerweile so selten im öffentlichen Raum. Seit es in den Lockdowns hieß, man könne seine Meinung auch zu Hause äußern und müsse dazu nicht auf die Straße gehen, wenn man weder einkaufen noch spazieren dürfe, waren die Meisten brav den Anweisungen der Obrigkeit gefolgt und äußerten sich nur noch online. War das ein Hauen und Stechen!

Jetzt kam eine neue Anweisung: alle auf die Straße! Das ist gesund und wird auch die Krankentage wieder reduzieren.

Vielleicht ist mit dieser Strategie sogar die Innenstadt von GE noch zu retten, falls Volksvertreter und Bundesregierung ab morgen zur Ächtung des Online-Kaufs aufrufen sollten. Man darf doch noch ein wenig träumen.

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Last edited 3 Monate zuvor by Ali-Emilia Podstawa
Ro.Bien.

 Wie fertig muss man sein, wenn man als demonstrierende Mitte durch eine übergeordnete – ja von wem eigentlich legitmierte – Macht, von den anderen Mitten jetzt einen Verband braucht, um sich als rechte, richtige Mitte abzugrenzen?

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Heinz Niski

Neue Gefahr droht, Martin Sellner ist soeben mit einem Tross von jubelnden Anhängern über die Grenze nach Deutschland eingereist, 12 000 Menschen streamten das online mit. Aus dem Autofenster rief er: „Danke Olaf Scholz, dass ich einreisen durfte“ – jetzt droht aber wirklich ein Bürgerbräu Putsch… alle auf die Straßen!!!!!

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