5
(4)

Heute mit: Sahra und ihren Wagen-Knechten, Nancy und ihren Wahl- und Badeschlappen, Fritz und seinem neuen Freund und den Betenden von Berlin

Was die Selbstinszenierung angeht, ist Sahra Wagenknecht die absolute Spitzenkraft des gegenwärtigen bundesdeutschen Politpersonals. Seit Monaten und ganz intensiv in den letzten Wochen und Tagen scheint das Schicksal Deutschlands in den Händen dieser Frau zu liegen und in ihrer Antwort auf die Frage: Tut sie´s oder tut sie´s nicht? Seit gestern wissen wir, weiß die ganze Welt, dass sie es tutet. Jedenfalls tuten, täten, taten will. Sie hat schließlich lange über diesen Schritt nachgedacht, was klar ist, denn der Wahlverein, den sie zunächst gegründet hat, führt schon ein Miniprogramm im Namen: „BSW. Bündnis Sahra Wagenknecht – Für Vernunft und Gerechtigkeit“. Diese drei Säulen, auf denen demnächst die Erde ruhen soll, sind also Sahra, Vernunft und Gerechtigkeit. Und das ist doch schon mal was. Jedenfalls besser als „Sahra-gute Luft und gute Laune“ oder „Sahra- Bündnis für wartungsfreie Kaffeevollautomaten“. ACHTUNG! STILBRUCH! UND TRIGGERWARNUNG, DENN JETZT

kommen unsachliche Ausführungen ad hominem von einem arteriosklerotischen alten weißen Mann, die jede Mimimi-Mimose weinen lassen:

Mich erinnert Sahra Wagenknecht einerseits an Rosa Luxemburg, was sicher gewollt ist (Frisur!), andererseits an Rosa Klebb, was sicher nicht gewollt ist. Who the fuck is Rosa Klebb? Oh, ihr Unkundigen!

Rosa Klebb ist die Gegenspielerin von James Bond in Ian Flemmings 007-Roman „Liebesgrüße aus Moskau“ (1957) und der Verfilmung unter gleichem Titel aus dem Jahre 1963. Sie ist (in Roman und Film) die ehemalige Leiterin des Geheimdienstes der UdSSR, die aber zur Verbrecherorganisation SPECTRE übergelaufen und dort die Nr.3 ist. Jedenfalls ist bei Wagenknecht die (braune) Geheimdienstuniform der Klebb durch farbige und zugleich stets stramm sitzende, körperbetonte und Körperteile betonende Kostüme ersetzt, die zwar nicht auf Verhörräume des Geheimdienstes verweisen, aber doch einen gewissen Domina-Touch signalisieren.

Um aber auf das Entscheidende, also die Inhalte zurückzukommen und einen hohen politischen Ton anzuschlagen: Da gibt es bisher nur einige grobe Bausteine, eine kleine Portion Rohkost, noch kein stimmiges Menü. Ohne Wagenknecht würde sich jedenfalls niemand die bisherigen dürren inhaltlichen Aussagen anschauen, so aber schauen mehr Augen in die Suppe rein als Fettaugen raus. Da wird z. B. der Vize-Chef des Sahra-Vereins mit dem Satz zitiert: „Wir wollen eine Partei aufbauen, die den Rücken gerade macht für die arbeitenden Menschen.“ Aha! Ihr wollt euch den Rücken gerade machen! Die Redewendung heißt aber, sich den Rücken „krumm und buckelig“ arbeiten. Meint also: die einen arbeiten sich den Rücken „krumm und buckelig“ und die anderen, also die Partei, macht sich locker und legt sich auf die Osteopaten-Liege für einen schönen geraden Rücken? Riecht nach DDR-Funktionärstum! Oder verstehe ich das nur falsch! Aber egal:

Jedenfalls viel Aufmerksamkeit für „BSW“ (nicht verwechseln mit BWS: Brustwirbelsäule). So haben wir aus unsicheren Quellen erfahren, dass Putin in sich hineingelacht haben soll, als er die Nachricht von der Parteigründung gehört hat, Joe Biden ohne Kontakt zur Außenwelt in seinem Sauerstoffzelt gesessen hat und Kim Jong-un gesagt haben soll: „Ei Pardauz, da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt!“

Wir werden die Entwicklung von Sahra und ihren Wagen-Knechten weiter beobachten- versprochen!

 

Versprochen hat Nancy Faeser, dass sie nicht in Hessen bleibt, wenn sie dort die Wahl verliert, sondern nach Berlin zurückkehrt – als Innenministerin! Als großartig Gescheiterte hat sie sich an ihr Versprechen gehalten – Rückkehr nach Berlin also! Aber nur kurz! Denn wegen des strapaziösen Wahlkampfes und der Tätigkeit als Innenministerin und der damit verbundenen Doppelbelastung hat sie gleich mal eine Woche Urlaub genommen. Nach der Wahlschlappe also die Badeschlappe, von Berlin auf die Ballermann-Insel. Immerhin also nicht ins Ausland, sondern in das siebzehnte Bundesland! Unrasiert und unerschrocken kann sich Nancy F. nun erst mal samt Familie im 5-Sterne-Hotel Steigenberger Camp de Mar ***erholen (einschließlich heute), was sicher dadurch begünstigt worden ist, dass sie während der Sturmflut an deutschen Küsten (sie ist auch Katastrophenschutz-Ministerin!) und der antisemitischen Flut in deutschen Innenstädten unter wärmender Sonne am Pool des Hotels oder am 400 Meter entfernten Strand entspannen konnte.

Irgendwie haben es Ministerinnen mit dem Urlaub, Flutkatastrophen und Mallorca. Anne Spiegel (Grüne) trat als erste Ampelministerin 2022 zurück, weil sie kurz nach der Ahrtal-Flut (damals noch Ministerin in Rheinland-Pfalz) vier Wochen Urlaub gemacht hatte. NRW-Umweltministerin Heinen-Esser (NRW, CDU) trat im gleichen Jahr wegen einer Party, die kurz nach der Ahrtal-Flut auf Mallorca stattfand, ebenfalls zurück. Aber das heißt ja nichts, oder? Und wer kann schon sagen, ob sich Nancy Faeser überhaupt an diese Rücktritte erinnert?

 

Erinnert hat sich Fritze Merz jedenfalls an Thilo Sarrazin, der nach Auseinandersetzungen um seine Bücher und seine Thesen und einer langen Phase der Parteiordnungsverfahren nicht mehr Mitglied der SPD ist. Besonders Sarrazins Sachbuch „Deutschland schafft sich ab“ hat es Merz angetan, das er nun dreizehn Jahre nach dem Erscheinen lobend erwähnt. Gewiss, Sarrazin spitzt zu, einige Formulierungen sind „ungeschickt“, er hebt mir gelegentlich zu stark auf genetische Zusammenhänge ab – aber im Kern arbeitet Thilo Sarrazin deutlich und scharf die Probleme heraus, vor denen wir heute stehen, und gibt dabei übrigens „aufgeklärten“ Muslimen und Musliminnen wie Necla Kelec, Seyran Ates oder Hirsi Ali eine Stimme. Man hat damals Sarrazin, weil er unbequem war und seine Thesen die Multi-Kulti-Träumereien als solche denunzierten, schnell in die Nazi-Ecke gestellt, um sich einer Debatte zu verweigern und sich in der lauwarmen Bequemlichkeit der „Willkommenskultur“ weiter einrichten zu können. Gleichwohl sollte sich Merz nicht berufen fühlen, den Umgang der SPD mit Sarrazin zu problematisieren. Es stünde ihm besser zu Gesicht, wenn er den Umgang seiner Partei mit der Migrationsthematik aufarbeiten würde, denn die Multi-Kulti-Illusionen sind nicht zuletzt in den Merkel-Jahren unangetastet geblieben. Die gegenwärtige Migrationskrise kann man nicht der Ampel allein anlasten, wenngleich die SPD und besonders die GRÜNEN Vorreiter für offene Grenzen, ein lockeres Asylrecht und die Aufnahme „aller“ waren und teilweise noch sind und jede Verschärfung von Gesetzen und Maßnahmen als rassistisch und menschenfeindlich ablehnen.

„Ablehnen“ ist als Ausdruck zu schwach, wenn man beschreiben will, welche Geisteshaltung viele Muslime einnehmen. Sie lehnen, das ist jetzt deutlich geworden auf unseren Straßen, nicht Juden lediglich ab, sie hassen sie, sie wünschen sich ihren Tod. Sie lehnen auch die Freiheiten unserer Gesellschaft nicht nur ab, obwohl sie davon profitieren, sondern sie verhöhnen diese Freiheiten. Sie lehnen ein friedliches Zusammenleben nicht lediglich ab, sie setzen vielmehr alles daran, dieses Zusammenleben zu zerstören. Ich habe  – zufällig- am Samstag am Rande einer Pro-Palästina-Demonstration in Münster stehend, einige naive Schilder gesehen, auf denen tatsächlich stand „Wir sind keine Anti-Semiten“ und „Wir lieben Juden“. Aber inmitten von hassverzerrten Gesichtern, von dutzendfachen anti-israelischen Parolen und Losungen. Und wer sieht, mit welcher dominant auftretenden Selbstermächtigung am Wochenende muslimische Demonstranten den öffentlichen Raum in Berlin am Alexanderplatz und vor dem Brandenburger Tor für sich in Anspruch genommen haben, wer sehen konnte, wie das Beten keine Gottesnähe suchte, sondern zu einer öffentlichen Machtdemonstration herabgewürdigt wurde, der wird Sarrazins Buch übrigens – auch jenseits der Einschätzung durch F. Merz –  als vorausblickend, sachlich und weitsichtig einstufen müssen. Das sieht wohl auch die Parteigründerin so oder so ähnlich. Man mag von Sahra Wagenknecht halten, was man will. Sie hat bei ihrer Pressekonferenz u.a. gesagt: „So wie es derzeit läuft, darf es nichtweitergehen. Denn sonst werden wir unser Land in zehn Jahren wahrscheinlich nicht wiederkennen.“ Dieser Einschätzung stimme ich zu. Aber mit einer Ergänzung:

Als jemand, der sich selbst einer „Goldenen Generation“ zugehörig fühlt, die noch die Reste der Trümmer des Zweiten Weltkrieges mit eigenen Augen gesehen hat und – trotz aller Klassenkämpfe, wirtschaftlichen und sozialen Probleme und politischen Auseinandersetzungen – schon über sieben Jahrzehnte in Frieden in diesem Land lebt (die meisten Jahre davon in Gelsenkirchen), sage ich:

Ich kenne schon seit einiger Zeit dieses Land nicht wieder!

Und leider auch nicht diese Stadt!

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 4

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments