
Wer zufällig am Sonntag nach “Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs” auf der Fernbedienung seines TV vom Ausschaltknopf abgerutscht ist und an Stelle eines schwarzen Nichts versehentlich die altersstarren Frauen und Männer in ihrem infantilen Triumpf ein paar Minuten lang ansehen musste, wie sie bei Anne Will – aber kann nicht – behaupteten, Deutschland bringe der Erde nun endlich das energetische Heil und sei seit wenigen Stunden endgültig angehimmeltes Vorbild für die ganze Welt, der freut sich an dieser Stelle vielleicht auf ein Wiedersehen mit Joachim Bublath, dem Universal-Naturwissenschaftler mit Bildungsauftrag beim ZDF aus längst vergessenen Zeiten. Wobei, so lange ist das noch gar nicht her.
Die alten, bereits vergreist erscheinenden, im Denken sonderbar festgefahrenen, in ihren zementierten Wunschvorstellungen geradezu eingerosteten Leutchen im Fernsehen, die seit gestern nach langem Kampf endlich ihre Angst vor der Radioaktivität komplett eins zu eins gegen die panische Phobie vor steigenden Temperaturen eintauschen konnten (ein lohnendes Geschäft mit Fortsetzungscharakter – wir kommen noch darauf zurück), sie werden sich nicht mehr daran erinnern wollen, dass bereits 2006 unsere heutige, idiotische Situation bei der Energieversorgung treffend beschrieben wurde.
In ihrer Naivität legten die Weltenretter heute noch eine Schippe Kohle mehr in den aus der Reserve geholten Kohlekraftwerken drauf. Wir haben kein Stromproblem, müssen uns nur umgewöhnen und uns mehr am Stromangebot orientieren (O-Ton Harald Lesch). Ja genau, das passiert, wenn man es immer nur gut gemeint hat und statt der Kohlekraftwerke die teuflische Kernkraft in einem global betrachteten Miniland ausrotten musste – oder am besten alle Kraftwerke gleichzeitig und sofort abschalten will. Bei all dem Moralisieren und Lamentieren hat man nicht am eigentlichen Problem gearbeitet, denn ausreichend dimensionierte Speichersysteme für elektrische Energie fehlen weiterhin und auf lange Sicht. Stattdessen bläst man nun wieder zusätzlich zum CO2 aus Kohleverbrennung jede Menge Propaganda in die Luft.
Rückblick: Im Jahr 2006 erschuf ein weitgehend unideologischer Wissenschaftler im Dienste des ZDF eine geradezu prophetische halbe Stunde Fernsehgeschichte, in der all die Mythen beschrieben wurden, die heute noch gerne in der Blase seiner ergrünten Lifestyle-Linken-Moderatoren-Nachfolger pausen- und widerspruchslos tradiert werden. Wenn sie nach den immergleichen Diskussionen bei einem Glas Rotwein in der städtischen Altbaueigentumswohnung oder dem freistehenden Einfamilienhaus am Stadtrand versammelt sind, sich über die Rendite von jährlich 20% aus ihren Windparkbeteiligungen austauschen, die laufenden Subventionen für die Einspeisevergütung des Stroms aus ihren Solarpaneelen zusammenzählen und das Brennholz im Kamin nachhaltig knistern lassen, ja, dann wird ihnen richtig wohl ums Herz, denn sie haben alles richtig gemacht in Sachen gutes Gewissen und Kontostand – hier schließt sich der Kreis.
Wir wollen sie nun ein wenig ärgern mit der Entzauberung ihres grünen Märchens, vorgetragen in kleinen, verdaubaren Häppchen, damit auch die technisch weniger Interessierten nicht vollkommen überfordert werden.
Eine prophetische Schau aus dem Jahr 2006: Energie – Das Problem.
“Erneuerbare Energien sollen das Problem lösen, so wird das ja oft euphorisch angekündigt. Dabei geht es um Wind, Sonne und um Biomasse. Schaut man aber genauer hin, dann bleibt diese Vision ein Wunschtraum.”
(Joachim Bublath, 2006)
Bravo!
Interessant ist aus meiner Sicht vor allem die Unaufgeregtheit, mit der die Thematik behandelt wird. Keine hysterischen Untergangsrufe, keine ideologisch gesteuerte Glorifizierung einer Form der Energiegewinnung. Ein in der Sache “gut abgehangenes” Stück Information – in einer sachlichen und klaren Sprache vorgetragen.Wohltuend!
Wohl wahr
https://graslutscher.de/diese-10-fakten-solltest-du-kennen-wenn-du-ueber-kernkraft-diskutieren-willst/?fbclid=IwAR260JpTDakSO2Rdp_Cg1LZKju_PrttFiNG3JZlL4eYnKQHhhoZ-3YdBtyA
Ja, der Herr ist bekannt. Besonders für das Aufbauen von Strohmännern.
Bei Punkt 5 wird das technische Problem der “Erneuerbaren”, nämlich ohne vorhandenen Speicher enormer Kapazität mehr oder weniger zufällig, aber niemals passgenau Strom zu produzieren, bewusst durch eine Jahresbilanz von irgendwann erzeugten Strom weggerechnet. Tja, was soll man mit so einem Argument anfangen? Das ist entweder ein Ausdruck von Inkompetenz oder bewusste Irreführung.
Da fällt mir eine Geschichte mit meiner Omma ein, die zu jeder Familienfeier Unmengen von Essen in die Verwandschaft pumpen wollte, bis einigen noch vor Ort schlecht wurde. Das den Gästen bei der Verabschiedung aufgedrückte Essen zum Mitnehmen konnte beim besten Willen nicht zeitnah verdaut werden und landete zu Hause im Müll. An so manchem Tag, wo der eigene Kühlschrank leer war, hätten die Enkel gerne Spontanbesuch von Omma bekommen, aber ausgerechnet da kam sie nicht vorbei. Sonne, Wind und Ommas kann man nicht zuverlässig einplanen. Da hilft es auch nicht, das Omma übers Jahr gesehen in Summe genug Essen für jeden Tag zulieferte, um die Enkel aufzupäppeln.
Ein Großteil davon ging gar nicht durch den Verdauungstrakt und verdarb vorzeitig. Hätte sie die Speisen lieber an zufällig vorbeikommende, hungrige Franzosen verkauft…
Ich bin zu doof für die Antwort. Erkläre bitte am Beispiel:
Punkt 5 wird das technische Problem der “Erneuerbaren”, nämlich ohne vorhandenen Speicher enormer Kapazität mehr oder weniger zufällig, aber niemals passgenau Strom zu produzieren, bewusst durch eine Jahresbilanz von irgendwann erzeugten Strom weggerechnet.
Du musst zu jeder Millisekunde passgenau so viel Strom in den Leitungen haben, wie gerade verbraucht wird. Dafür musst du Strom entweder Millisekunden genau produzieren können (geht nicht mit den Windrädern) oder du musst Speicher haben, die den fehlenden Strom liefern. Haben wir nicht.
Siehe Antwort von Heinz.
https://magazin-herrkules.de/2023/04/18/energie-das-problem/#comment-4847
Wir haben also kein Stromproblem und “Kapazitätsreserven”. Wie sehen diese Reserven aus?
Dazu unmittelbare Folgen des KKW-Ausstiegs in einem Bericht des RND aus dem September 2022 dargestellt.
https://www.rnd.de/wirtschaft/kohlekraftwerke-aus-reserve-sollen-laenger-am-netz-bleiben-duerfen-YL47BJKBV3LLJENNCAXYMANW7Y.html
Die dort genannten Steinkohlekraftwerke der STEAG stammen alle aus den 1980er Jahren, sind also gebaut worden, als die Anti-Atomkraft-Lobby mit Opa Trittin gerade aktiv wurde und dazu das Thema Kernkraft mit dem Thema Atombombe in einen Topf warf. Die Kohlekraftwerke sollten wegen der veralteten Technik und den riesigen CO2-Emissionen längst vom Netz genommen werden, ballern jetzt aber gezwungenermaßen weiter. Und bitte diesen Abschnitt lesen, der den Eiertanz um die für 2016 geplante Stilllegung des STEAG-Steinkohlekraftwerks Weiher (Baujahr 1976 mit Upgrade 2006) im Saarland beschreibt – und wie diese Energieumwandlungsmaschine in den letzten Jahren immer häufiger zur Netzstabilisierung benötigt wurde, bis sie nun wieder durchgehend am Strommarkt teilnehmen muss. https://de.wikipedia.org/wiki/Kraftwerk_Weiher#Stilllegung
Über den Daumen gepeilt wurde in den letzten Jahren für jeden abgeschalteten Block eines KKW mehrere veraltete Steinkohlekraftwerksblöcke für die Grundlast wieder ans Netz gebracht und noch dazu neue Gaskraftwerke gebaut.
Und damit jetzt nicht jemand erzählt, austretende Radioaktivität sei bei KKW eine Gefahr, der hat sich noch nie mit den Abgasen von Kohlekraftwerken auseinandergesetzt. https://www.bund-nrw.de/fileadmin/nrw/dokumente/braunkohle/2008_11_BUNDhintergrund_Radioaktivitaet_aus_Kohlekraftwerken.pdf
Kernaussage daraus: “[…] der Chemiker Prof. Dr. Günter Henze bestätigt, dass die radio-aktiven Emissionen von Kohlekraftwerken ein bis zwei Größenordnungen größer seien als die von Atomkraftwerken. […]”
Es geht den deutschen Grün*innen weder um die Verlangsamung des Klimawandels, noch um den Schutz der Natur und schon gar nicht um die Gesundheit von Menschen. Ihr Reden und Handeln passt nicht zusammen. Sie verfolgen offensichtlich eine ganz andere Agenda.