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Aushang im Schaufenster eines leergeräumten Ladenlokals. Buer im April 2023.

Wer zufällig am Sonntag nach „Zeiglers wunderbarer Welt des Fußballs“ auf der Fernbedienung seines TV vom Ausschaltknopf abgerutscht ist und an Stelle eines schwarzen Nichts versehentlich die altersstarren Frauen und Männer in ihrem infantilen Triumpf ein paar Minuten lang ansehen musste, wie sie bei Anne Will – aber kann nicht – behaupteten, Deutschland bringe der Erde nun endlich das energetische Heil und sei seit wenigen Stunden endgültig angehimmeltes Vorbild für die ganze Welt, der freut sich an dieser Stelle vielleicht auf ein Wiedersehen mit Joachim Bublath, dem Universal-Naturwissenschaftler mit Bildungsauftrag beim ZDF aus längst vergessenen Zeiten. Wobei, so lange ist das noch gar nicht her.

Die alten, bereits vergreist erscheinenden, im Denken sonderbar festgefahrenen, in ihren zementierten Wunschvorstellungen geradezu eingerosteten Leutchen im Fernsehen, die seit gestern nach langem Kampf endlich ihre Angst vor der Radioaktivität komplett eins zu eins gegen die panische Phobie vor steigenden Temperaturen eintauschen konnten (ein lohnendes Geschäft mit Fortsetzungscharakter – wir kommen noch darauf zurück), sie werden sich nicht mehr daran erinnern wollen, dass bereits 2006 unsere heutige, idiotische Situation bei der Energieversorgung treffend beschrieben wurde.

In ihrer Naivität legten die Weltenretter heute noch eine Schippe Kohle mehr in den aus der Reserve geholten Kohlekraftwerken drauf. Wir haben kein Stromproblem, müssen uns nur umgewöhnen und uns mehr am Stromangebot orientieren (O-Ton Harald Lesch). Ja genau, das passiert, wenn man es immer nur gut gemeint hat und statt der Kohlekraftwerke die teuflische Kernkraft in einem global betrachteten Miniland ausrotten musste – oder am besten alle Kraftwerke gleichzeitig und sofort abschalten will. Bei all dem Moralisieren und Lamentieren hat man nicht am eigentlichen Problem gearbeitet, denn ausreichend dimensionierte Speichersysteme für elektrische Energie fehlen weiterhin und auf lange Sicht. Stattdessen bläst man nun wieder zusätzlich zum CO2 aus Kohleverbrennung jede Menge Propaganda in die Luft.

Rückblick: Im Jahr 2006 erschuf ein weitgehend unideologischer Wissenschaftler im Dienste des ZDF eine geradezu prophetische halbe Stunde Fernsehgeschichte, in der all die Mythen beschrieben wurden, die heute noch gerne in der Blase seiner ergrünten Lifestyle-Linken-Moderatoren-Nachfolger pausen- und widerspruchslos tradiert werden. Wenn sie nach den immergleichen Diskussionen bei einem Glas Rotwein in der städtischen Altbaueigentumswohnung oder dem freistehenden Einfamilienhaus am Stadtrand versammelt sind, sich über die Rendite von jährlich 20% aus ihren Windparkbeteiligungen austauschen, die laufenden Subventionen für die Einspeisevergütung des Stroms aus ihren Solarpaneelen zusammenzählen und das Brennholz im Kamin nachhaltig knistern lassen, ja, dann wird ihnen richtig wohl ums Herz, denn sie haben alles richtig gemacht in Sachen gutes Gewissen und Kontostand – hier schließt sich der Kreis.

Wir wollen sie nun ein wenig ärgern mit der Entzauberung ihres grünen Märchens, vorgetragen in kleinen, verdaubaren Häppchen, damit auch die technisch weniger Interessierten nicht vollkommen überfordert werden.

Eine prophetische Schau aus dem Jahr 2006: Energie – Das Problem.

„Erneuerbare Energien sollen das Problem lösen, so wird das ja oft euphorisch angekündigt. Dabei geht es um Wind, Sonne und um Biomasse. Schaut man aber genauer hin, dann bleibt diese Vision ein Wunschtraum.“
(Joachim Bublath, 2006)

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Fra.Prez.

Bravo!

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Bernd Matzkowski

Interessant ist aus meiner Sicht vor allem die Unaufgeregtheit, mit der die Thematik behandelt wird. Keine hysterischen Untergangsrufe, keine ideologisch gesteuerte Glorifizierung einer Form der Energiegewinnung. Ein in der Sache „gut abgehangenes“ Stück Information – in einer sachlichen und klaren Sprache vorgetragen.Wohltuend!

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Fra.Prez.

Wohl wahr

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Ro.Bien.

Ich bin zu doof für die Antwort. Erkläre bitte am Beispiel:
Punkt 5 wird das technische Problem der “Erneuerbaren”, nämlich ohne vorhandenen Speicher enormer Kapazität mehr oder weniger zufällig, aber niemals passgenau Strom zu produzieren, bewusst durch eine Jahresbilanz von irgendwann erzeugten Strom weggerechnet.

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Heinz Niski

Du musst zu jeder Millisekunde passgenau so viel Strom in den Leitungen haben, wie gerade verbraucht wird. Dafür musst du Strom entweder Millisekunden genau produzieren können (geht nicht mit den Windrädern) oder du musst Speicher haben, die den fehlenden Strom liefern. Haben wir nicht.

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