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Nun denn. Nachdem die neuen urbanen Alltagsphänomene der „herrenlosen Einkaufswagen„ und der „wandernden wilden Müllkippen“, Teil des kulturellen Gedächtnisses geworden sind, war es eine Frage der Zeit, bis Künstler auf den fahrenden Zug aufspringen würden. Die Gruppe „RäT“ hat sich der Sache angenommen und einen Kalender gestaltet, der wöchentlich ein neues Schiffchen in den digitalen Strom entlässt. Man darf gespannt sein, ob es zu „Pop Up“ Ausstellungen kommen wird, ob es einen gedruckten Kalender geben wird, ob multimediale Rauminstallationen im Stil von Claes Oldenburg das Hans Sachs Haus Forum bereichern werden.

 

Einkaufswagen. Verlassene Käfige des Alltags

Wie fahle Sätze in den Himmel geschlagen, so stehen sie, liegen sie, verrotten sie achtlos verlassen, sinnlos abgestellt und ihres Zwecks beraubt, ehemalige Objekte des Konsums, als ubiquitäre Signale eines passiv verlaufenden, zivilisatorischen Niedergangs auf Plätzen, Straßen, grünen Flächen, in Toreinfahrten, Hauseingängen.

Ihre metallenen Stäbe vergittern tausendfach die Welt, die sich täglich um sie dreht und doch zugleich gleichgültig an ihnen vorübergeht. Sie sind Verlassene, Zurückgelassene, Entwertete, seelenlose Hüllen, ihres Kraftfeldes Beraubte, Verratene, in den wirtschaftlichen Kreislauf bereits Eingepreiste, deren Verlustgehen weitergetragen wird an uns alle, wie eine okkulte Steuer.

Ihre ästhetische Darstellung, ihre Vergegenwärtigung – Ja, Bewusstmachung! – als Teil eines kollektiven Prozesses betrachten wir als liebevolle und potentiell heilsame Notwendigkeit. Ein Verschweigen, eine Akzeptanz wäre Verrat an der Menschheit.

Wir sind Verräter an der Gleichgültigkeit gegenüber den Verratenen, denn diese Gleichgültigkeit erscheint in ihrer Masse als Terror. Daher schieben wir die einst Geschobenen und dann an den Rand Abgeschobenen und Abgestellten zurück in den Fokus mit den Mitteln der Kunst.

Wir sind das Referat für ästhetischen Terrorismus!

Wir sind das RäT!

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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Reimar Menne

Endlich. Ich schlage vor, ein Team zu bilden, welches einmal in zwei Wochen entführte und vergessene Einkaufswagen und vielleicht auch noch verlassene E-Scooter zu einer Skulptur vor dem Hans-Sachs-Haus zusammenträgt. Ich wäre dabei!

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Bernd Matzkowski

Eine tolle Idee! Als Alternative:Der Aufbau des Werks im Foyer des Hans-Sachs-Hauses – als Ersatz für das ewig kaputte und deshalb abgehängte Mobile-Kunstwerk. Aber vielleicht auch als „Wechselausstellung“ drinnen und draußen!

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