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In der WAZ erschien ein verstörender Bericht, der angebliche Sachbeschädigungen an sakralen Gebäuden im Stadtgebiet zum Thema macht. Unter anderem seien in Ückendorf die Fenster von St. Josef mutmaßlich versehentlich leicht beschädigt worden und nun irgendwie undicht. Außerdem wurden in dem Bericht konkrete Tätergruppen in datenschutzrechtlich bedenklicher Art gekennzeichnet. Die Stadtgesellschaft könnte das beunruhigen.
https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/vandalismus-gelsenkirchen-hilferuf-der-katholischen-kirche-id236253465.html

Die Redaktion von HerrKules hat einen Faktencheck vorgenommen und ist dabei auf etliche Ungereimtheiten gestoßen. Ein Vertreter oder eine Vertreterin (so genau konnte die Redaktion es nicht ermitteln) einer immer sich betroffen zeigenden Gelsenkirchener Institution war bereit, sich den Fragen des diensthabenden Redakteurs unter der Bedingung absoluter Anonymität zu stellen.

Wir haben uns dazu entschlossen, das Wortprotokoll des Gesprächs vollständig zu veröffentlichen.

 

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HerrKules: Vielen Dank, dass Sie bereit sind, sich unseren Fragen zu stellen. Wie möchten Sie zur Wahrung Ihrer Anonymität angeredet werden?

Intersozialer Arbeitskreis Tolerantes Gelsenkirchen (IATGE) via Pre-Paid Handy: Sagen Sie einfach he, she, it. Ich bin da nicht so wählerisch.

HerrKules: Gut. Das hilft sehr. Kommen wir zum Thema: Dass ausgerechnet rumänische und bulgarische Jugendliche Täter sein sollen, wie ein Kirchenmann sich der WAZ gegenüber geäußert hat, ist möglicherweise eine von Vorurteilen gesteuerte Wahrnehmung. Könnten es nicht auch Gymnasiasten vom Max-Planck oder vom Gauß Gymnasium gewesen sein?

IATGE: Nun, das eine schließt das andere nicht aus. Ich denke, der katholische Kollege hat da ein paar Dinge etwas missverständlich ausgedrückt. Die neu zugezogenen Jugendlichen ergreifen meist ihre Bildungschance sofort, wechseln dann aufs Gymnasium und betreiben abends zur Entspannung Leichtathletik. Speerwurf beispielsweise. Weil Sportvereine nach den unvermeidbaren Lockdowns nur noch „eSports“ anbieten, fehlen den Zugewanderten nun geeignete Trainingsorte. Wurfgeräte zu finden, ist ein noch weitaus größeres Problem. Wer handelt noch mit Wettkampf-Speeren in Gelsenkirchen?

HerrKules: Was wäre aus Ihrer Sicht zu tun?

IATGE: Wir sollten gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Gelsenkirchen ein Präventionsprogramm auflegen. Ich weiß, die Kolleginnen und Kollegen sind dort bereits heute sehr stark engagiert und herausgefordert, aber Probleme sind ja immer auch Chancen und jeder Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Wie ich hörte, werden die Fälle, also die Familienbesuche des Jugendamtes, aus Kapazitätsgründen derzeit telefonisch abgearbeitet. Beim Telefonat des Jugendamtes könnte die betreffende Innendienstmitarbeiterin zum Ende hin nachfragen, ob der Gymnasiast der Familie zufällig auch Speerwurf betreibt und darum bitten, ihn kurz sprechen zu dürfen, um ihm alles Gute für seine Zukunft zu wünschen.

HerrKules: Und dann?

IATGE: Dann wird man ihm zusichern, dass er auf keinen Fall wegen seiner Wurfergebnisse beim Leichtathletiktraining irgendwelche Repressalien zu befürchten hat, Trauma-Prävention, Sie verstehen? Er kann den Hof von St. Josef in Ückendorf dann wieder als „Safe Space“ für sich ansehen.

HerrKules: Und was bringt das für Gelsenkirchen?

IATGE: Gesellschaftlichen Frieden.

HerrKules: Sicher?

IATGE: Ja, natürlich. Anders geht es nicht!

HerrKules: Es fällt schwer ihrer Argumentation zu folgen….

IATGE: … dann strengen Sie sich an.

HerrKules: Wie schätzen Sie die Beschädigungen an anderen sakralen Bauwerken im Stadtgebiet ein? Wer käme als Tätergruppe in Frage?

IATGE: Dazu kann ich nichts sagen. Also es sind sicherlich männliche Anhänger von rechten Gruppierungen, aber sonst kann ich dazu nichts sagen.

HerrKules: Der Steinwurf auf St. Josef kam also auch von rechts?

IATGE: Wie kommen Sie darauf? Zu St. Josef liegen nur vage Vermutungen und schwammige Anschuldigungen vor. Wenn Gebäude leer stehen und eventuell noch funktionierende Toilettenanlagen eingebaut haben, muss man sich nicht wundern, wenn jemand ganz dringend hinein muss. Wenn sie immer offen wären, dann könnte man sich dort auch erleichtern, ohne einbrechen zu müssen. In einigen Kirchen scheint das bereits ganz gut zu funktionieren.

HerrKules: Es wurde beklagt, dass auch Kirchengrundstücke als Toilette zweckentfremdet werden…

IATGE: … es wurde beklagt, es wurde beklagt! Ich finde, es wird heute alles in der Gesellschaft von irgendwelchen Unruhestiftern immer sofort skandalisiert. Es stört schon eine gebrauchte Windel in den Rabatten oder eine Frau mit weitem Rock, die kurz mal hinter der Parkbank verschwindet und sich hinhockt. Du liebe Güte! Sind das die Probleme, um die wir uns jetzt kümmern sollten?

HerrKules: Fäkalien im öffentlichen Raum halten Sie für kein Problem?

IATGE: Ich finde, das Hundekotproblem wird überschätzt und die ausgehängten Tütenspender sind ausreichend vorhanden.

HerrKules: Nun zu etwas ganz anderem: Wer sollte denn nach Ihrer Meinung die Kosten für die Reparatur der zerstörten, denkmalgeschützten Fenster von St. Josef übernehmen?

IATGE: Ich denke, wir sollten die weitere Entwicklung zunächst abwartend und vor allem prozesshaft begleiten, bevor voreilig Steuergelder in sinnlose Projekte fließen.

HerrKules: Nun ja, wie sähen dann Ihre Lösungsansätze aus?

IATGE: Dazu existiert ein Zweistufenplan:

1. Das Training der jugendlichen Speerwerfer respektieren und ihr Anliegen fördern.

2. Diese gesellschaftlich wertvolle Tätigkeit als Minijob entlohnen und Sonderprämien für Volltreffer ausschreiben.

– Sie behandeln dieses Gespräch diskret?

HerrKules: Ja, wie immer schreiben wir nur, was uns erzählt wurde.

IATGE: Dann möchte ich Sie noch bitten, allen Bürgerinnen und Bürgern für ihr gesellschaftliches Engagement zu danken.

HerrKules: Ich danke auch im Namen der HerrKules-Redaktion. Und für das Gespräch.

IATGE: Nicht dafür.

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Ann.Schwe.

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Di.Niew.

Gutes Gespräch!

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