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Ein Paradoxon ist ein rhetorisches Stilmittel und transportiert, vereinfacht gesagt, eine (scheinbar) in sich widersprüchliche Aussage: Weniger ist mehr. Sehr beliebt war die Stilfigur in der Lyrik des Barockzeitalters. So beginnt Andreas Gryphius´ Gedicht „Tränen des Vaterlandes“, mitten im Dreißigjährigen Krieg entstanden, mit der Verszeile: Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr denn ganz verheeret. Auch Goethe spielt im „Faust“ (I) mit Paradoxa, so etwa im „Hexen-Einmal-Eins“

„Du mußt verstehn!
Aus Eins mach’ Zehn,
Und Zwei laß gehn,
Und Drei mach’ gleich,
So bist Du reich.
Verlier’ die Vier!
Aus Fünf und Sechs,
So sagt die Hex’,
Mach’ Sieben und Acht,
So ist’s vollbracht:
Und Neun ist Eins,
   Und Zehn ist keins.
Das ist das Hexen-Einmal-Eins!“ (Vers 2540 bis 2552)

Das Drei-in-Eins-Paradoxon finden wir im christlichen Glauben in der Vorstellung vom DREIEINIGEN Gott: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist!

Um eine Paradoxie handelt es sich bei der Windows-Aufforderung  „Wenn Ihre Tastatur nicht mehr reagiert, drücken Sie die Escape-Taste!“ Und eine Paradoxie hat Michael Ende mit dem Scheinriesen TurTur erschaffen, der immer kleiner wird, je näher er uns kommt.

Und  – fast bin ich zu sagen geneigt – natürlich kommt auch Corona nicht ohne ein Paradoxon aus. Dieses besteht darin, dass einer Studie der Bundeswehr nach zwar 78 Prozent der befragten Deutschen die Regelungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie befürworten, zugleich aber 42 Prozent sich an Weihnachten über staatliche Verbote hinwegsetzen wollen.

Da passt, so scheint es mir, zur Erklärung ganz gut des Friedrich Schillers „Wallenstein“:

Eng ist die Welt, und das Gehirn ist weit.

Leicht beieinander wohnen die Gedanken,

doch hart im Raume stoßen sich die Sachen. (Wallensteins Tod II/2)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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