Wo bleibt das Niveau?
Ich halte mich selber, möglicherweise auf Grund einer grandiosen Fehleinschätzung, für sprachlich nicht unbegabt.
Jedenfalls wenns ums Teutsche geht.
Mein alter Kumpel und Korrigator Bernd M., der zwischendurch als Grammatik-Dompteur, danach als Korrekteur der WAZ Lokalausgaben brillierte, verkleinte mich bis zur Sprachlosigkeit mit seiner Regelsicherheit, wenn es ums Große & Ganze & Eingemachte & und die Wahrheit ging, dass Worte und Sätze Welten und Realitäten gebären.
Klein und geduckt durch diese Schuhriegeleien, traue ich mich kaum noch ins öffentliche Gerede.
Wie wohl, wahrhaftig wohl, geht es mir doch immer, wenn ich die lokale WAZ zu meiner Erbauung lesen darf.
Während ich als alter Groß/Klein Legastheniker absolut nicht davor zurück schrecke, auch mal moderne Hilfsmittel wie Rechts- und Linksschreibprogramme (Kalauer musste sein um meinen Ruf nicht zu gefährden) über (m)einen Text laufen zu lassen, haben es die WAZ Leute echt nicht mehr nötig.
Ich rede ja gar nicht über sprachliche, gedankliche, intellektuelle, politische, kulturelle Feinheiten, nee….. nur über so Plattitüden, ob man sich erlauben darf, die lokalen Leitmedien unterhalb des Stadtniveaus zuzukübeln und dennoch Geld dafür zu bekommen.
1. Herr Kules und der Beitrag wirken, jedenfalls in diesem Fall: Die groben Fehler im Bereich Groß- und Kleinschreibung sind im online-Artikel beseitigt worden.
2. Ein wichtiger (oder besser: regeltechnisch interessanter) Punkt ist geblieben, nämlich die Formulierung in der Überschrift : “…wegen Brand”. Hier hat der WAZ-Autor versucht, sich um die Frage herumzumogeln, ob nach “wegen” der Dativ oder der Genitiv folgt. Schriftsprachlich (hochsprachlich) wäre in diesem Fall der Genitiv zu verwenden, also “wegen des Brandes” oder “wegen des Brands”. Hier ist aber, unter Weglassung des Artikels (!!!) ,der Dativ gesetzt worden (“wegen dem Brand”) – und das ist, nach meinem Geschmack, sehr unschön! Der Dativ nach “wegen” ist umgangssprachlich (!!!) mittlerweile sogar vom Duden akzeptiert, fragt sich aber, ob eine Zeitung Umgangssprache in verschriftlichter Form verwenden sollte?
3. Wie sind die Fehler zu erklären?
a) es werden un(aus)gebildete Zeilenschreiber beschäftigt, die Artikel, ich sage mal, hinrotzen und diese direkt in die Maske eingeben, ohne dass noch jemand korrigierend eingreift.
b)Bei der Papierausgabe könnte es so sein – ich sage aber nicht, dass es so ist- dass ein kleines Team von Leuten, die nicht unbedingt Germanisten oder ausgebildete Journalisten sein müssen, Beiträge in Lokalausgaben vor der Drucklegung korrigiert. Diese Korrektoren geben sich bestimmt viel Mühe und sind durchaus auch kompetent; es könnte aber aus rein zeitlichen bzw. produktionstechnischen Gründen so sein, dass sie zwar die Lokalteile von, sagen wir mal rein hypothetisch, Essen, Duisburg und Bochum korrigieren, der Gelsenkirchener Lokalteil aber nicht mehr bearbeitet werden kann.
Dann geht der Beitrag eben mit allen Fehlern in Druck.