… schnell noch einen Blick gewagt auf das „Lied der Deutschen“, die Nationalhymne, von der allerdings – der deutschen Geschichte wegen – nur die dritte Strophe gesungen wird.
A.H. Hoffmann von Fallersleben hat den Text 1841 verfasst. Deutschland ist seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) ein Flickenteppich von Kleinstaaten, regiert von absolutistischen Fürsten. Die freiheitlichen Bestrebungen des Bürgertums verbinden sich deshalb mit dem Wunsch nach staatlicher Einheit. So lassen sich die Textzeilen in der ersten Strophe historisch einordnen: „Deutschland, Deutschland über alles/Über alles in der Welt” und „Von der Maas bis an die Memel/Von der Etsch bis an den Belt“. Sie sind nicht Ausdruck eines Größenwahns, der sich über andere Staaten und Völker erhebt (Deutschland über alles), sondern Ausdruck des Wunsches nach Einheit, nach Aufhebung der Zersplitterung des „Deutschen Bundes“ (1815-1871). Ein einiges Deutschland soll über den Interessen der Einzelstaaten stehen. Die geographischen Nennungen sind nichts anderes als der Verweis auf die damalige tatsächliche Ausdehnung deutscher Länder (einschließlich Österreichs). Hoffmann von Fallerslebens Wunsch sollte sich, wie wir wissen, nicht erfüllen; die bürgerliche Revolution scheitert, die Einheit kommt 1871 als „Einheit von oben“ mit Preußen in Vormachtstellung und unter Ausschluss Österreichs (sog. Kleindeutsche Lösung).
Dass die erste Strophe nicht mehr gesungen wird, ist der NS-Zeit geschuldet, in der Fallerslebens Text für Größenwahn und Eroberungskrieg missbraucht wurde. Dass die zweite Strophe nicht mehr gesungen wird, mag der Ansammlung von Klischees, die Fallersleben hier auflistet, geschuldet sein.
Nun geht es aber auch der dritten Strophe an den Kragen, nein, nicht an den Kragen, sondern ans „falsche Wort“. Die Gleichstellungsbeauftrage im Familienministerium, eine gewisse Frau Kristin Rose-Möhring (SPD), die mir bisher noch nicht durch besondere Aktivitäten aufgefallen ist, hat in einem Brief an alle Mitarbeiterinnen (und Mitarbeiter?) des Ministeriums vorgeschlagen, die dritte Strophe zu gendern. Konkret: Frau Tulpe-Porree möchte gerne das Wort „Vaterland“ durch „Heimatland“ und das Wort „brüderlich“ durch „couragiert“ ersetzt wissen.
Abgesehen davon, dass die Wörter „Vaterland“ und „Heimat“ inhaltlich ebenso nicht deckungsgleich sind wie die Wörter „brüderlich“ und „couragiert“ (das zu erklären, möchte ich mir und den Leserinnen und Lesern aber ebenso ersparen wie Frau Narzisse-Paprika), ist viel entscheidender, dass Frau Nelke-Knoblauch ein wenig spät kommt mit ihrem Vorschlag. Denn bereits am 31.5.2005, bei der Eröffnung der Allianz-Arena mit dem Spiel des FC Bayern München gegen die Deutsche Nationalmannschaft, hat eine gewisse Sarah Connor der dritten Strophe den richtigen Kick gegeben, als sie nämlich die Zeile „Blüh´ im Glanze dieses Glückes“ bei ihrem Gesang ersetzte durch „Brüh´im Lichte dieses Glückes“.
Dagegen ist der Vorschlag von Frau Narzisse-Grünkohl doch nur ein billiger Versuch, einmal in den Medien groß herauszukommen. Ab damit auf den Komposthaufen der Geschichte!
[embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=bSz9lGocVpY[/embedyt]
https://www.youtube.com/results?search_query=sarah+connor+nationalhymne
Das Lied der Deutschen 1. 2. 3. |
Ultimativ erneuert – die neue Nationaldichtung: