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Though this be madness, yet there is method in it (Shakespeare, Hamlet, II/2)

Stellen Sie sich einen kurzen Moment vor, Sie seien (immer noch) sechs Jahre alt und stünden vor dem Eingangsportal eines Gebäudes, das für die nächsten vier Jahre ihre „Grundschule“ sein soll. Über dem Eingang erkennen Sie einen Schriftzug. Sie haben zwar die Buchstaben alle schon einmal gesehen, wissen aber nicht um ihre Bedeutung: LASCIATE OGNI SPERANZA, VOI CHE ENTRATE! Frei übersetzt: Wärst du Dussel doch im Dorf geblieben! Korrekt übersetzt lautet der Satz, der bei DANTE in der Göttlichen Komödie über dem Eingang zur Hölle steht: Gebt alle Hoffnung auf, die ihr hier eintretet!

Dabei müssten alle, die jetzt mit Ihnen eintreten in das Gebäude, hoffnungsfroh sein, denn Sie und die anderen Eintretenden gehören zur Minderheit derjenigen, die einen Platz im Offenen Ganztag bekommen haben. Das sind, auf das Land NRW bezogen, rund 50% der Grundschüler, also immerhin jedes zweite Kind.

Aber in Gelsenkirchen ist fast alles anders, wie wir wissen!

Hier waren es im Schuljahr 2023/2024 nämlich nur 32,7 % (!!!) der Grundschüler, die einen Platz im Offenen Ganztag bekommen haben, also grob gerechnet jedes dritte Kind – und das angesichts des Rechtsanspruchs auf einen Platz im Offenen Ganztag, der in zwei Jahren in Kraft tritt.

Gutes Timing also, da wir im kommenden Jahr nicht nur Bundestagswahlen haben (sollen), sondern auch Kommunalwahlen. Da können sich die neuen bzw. wiedergewählten Stadtverordneten darum kümmern, dass aus einem Anspruch vielleicht sogar gelebte Realität wird. Vor allem kann man aber mit dem Finger auf die Verantwortlichen der vergangenen fünf Jahre zeigen, sich selbst die Hände in Unschuld waschen und die soziale Benachteiligung von Kindern aus „bildungsfernen Familien“ scheinheilig beklagen, was zwar den Kindern nicht weiterhilft, aber für einen Artikel im Lokalteil der Zeitung sicher ausreicht.

Und darauf kommt es schließlich an! Oder?

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Ali-Emilia Podstawa

Wenn jede*r Grundbeschulte einige wenige Lehrpersonen oder gar Lehrkräfte in Gelsenkirchener Schulen erlebt, wollen wir das als Erfolg feiern. Das Münsterland gibt seine überzähligen Grundschulpädagoginnen (und nur solche gibt es) nicht freiwillig Richtung Süden her, wo sie fehlen, hieß es noch im Frühjahr. Beamtinnen wehrten sich mit allen Mitteln gegen Versetzungen an den Emscherstrand. Marie fühlte sich gar als Marionette. Sie hat das Kleingedruckte bei der Ernennung zur Staatsdienerin beim Schwur auf die Landesverfassung wohl übersehen. Pechmarie.

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So.Jo.Tie.

Seit 2013 ist die Betreuungsquote in der Kita für unter Dreijährige) von 29,3 Prozent auf 35,5 Prozent im Jahr 2022 gewachsen. Bei den drei- bis fünfjährigen Kindern bewegte sich der Wert im selben Zeitraum zwischen 92 und 94,3 Prozent.” ZDFheute 2023
Wie hoch der Wert wohl in GE ist?

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Ali-Emilia Podstawa

Kita-Plätze in GE im Verlauf mehrerer Jahre

April 2024:
1-2jährige: 39,1%, verfügbare Plätze Tendenz steigend
U3: 26,6% Tendenz fallend
Ü3: 86,8% Tendenz fallend

https://www.mkjfgfi.nrw/system/files/media/document/file/betreuungsquote-kindertagesbetreuung-nrw_0.pdf

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