0
(0)

Though this be madness, yet there is method in it (Shakespeare, Hamlet, II/2)

Im Mai dieses Jahres veröffentlichte die WAZ-Lokalredaktion einen Beitrag, in dem einige „Gedankengänge“ der grünen Co-Fraktionsvorsitzenden im Rat der Stadt vorgestellt wurden. Zwei dieser „Gedanken“ sind besonders fruchtbar: Frau G., die besagte Fraktionsulknudel und Begründerin der GAGA-Art, malte zunächst einmal (verbal) ihren Traum von einem Katzen-Café aus, also einem Wohlfühlort für diese behaarten vierbeinigen Begleiter des Menschen. Die zweite geistige Rakete war die Frage von Frau G. nach der Möglichkeit eines „Balkan-Festivals“ – das es übrigens in unserer Nachbarstadt BOCHUM schon länger gibt. Diente der erste Vorschlag dem gemeinsamen Wohlfühlbad von Menschen und Katzentier, geht es jetzt um intellektuelle Bereicherung zur Erweiterung des geistigen Horizonts: „In Gelsenkirchen leben viele Menschen aus dem Balkan. Dabei ist insbesondere die Sicht auf Zugewanderte aus Bulgarien und Rumänien oftmals vorurteilsbehaftet und verengt.“ (WAZ)

Und den verengten Blick auf Bürger dieser Stadt, die aus Rumänien und Bulgarien kommen, gemeint sind natürlich Sinti und Roma, möchte Frau G. gerne öffnen und weiten, damit man erkennt, dass die Zugewanderten uns kulturelle Schätze der Menschheit offerieren.

Da passt es natürlich wie die berühmte schwarze Hand am Fuße des Bahnwärters, dass die WAZ just in diesen Tagen  einen großen Beitrag zum Thema „Ausbeutung von Sinti und Roma“ durch „skrupellose Miet-Zuhälter“ zum Frühstück serviert und u.a. aufdeckt, dass diese Gruppe von Menschen aus Rumänien und Bulgarien zumeist nur noch über „Vermittler“ an eine Wohnung kommt. Für diese “Vermittlungstätigkeit” sind schnell einige tausend EURO fällig.

Die städtischen Instanzen haben aber kaum eine Möglichkeit, diese Vorgehensweise gerichtsfest nachzuweisen. Und die betroffenen Neubürger schweigen eher, als städtischen Behörden verwertbare Auskünfte zu geben.

Ja, Sinti und Roma sind in den Herkunftsländer Bulgarien und Rumänien – wie auch in anderen Balkan-Staaten – an den Rand gedrängte Teile der Gesellschaft – nicht nur sozial an den Rand der Ortschaften gedrängt, sondern auch von den Wohnstätten her, die tatsächlich am Stadtrand liegen, um das Bild der Innenstädte nicht zu zerstören.

Ja, Sinti und Roma sind durchaus auch nervende Nachbarn – Musik, laute Gespräche und Geschrei bis in die Nacht, herumrennende Kinder, Schlägereien von Großfamilien, Belagerung von Krankenstationen, wenn ein Verwandter behandelt wird, archaisch-patriarchalische Rollenmuster, niedriger Bildungsstand.

Ja, Sinti und Roma haben kulturelle Gewohnheiten, die mit den eingeübten Mustern der westeuropäischen Lebensweise kaum kompatibel sind. Dass Mädchen bzw. weibliche Jugendliche bereits Mutter werden oder ein Zubrot als Bettlerinnen, Diebinnen oder durch Straßenprostitution verdienen, stößt nicht unbedingt auf moralische Skrupel in der eigenen Familie.

Und, ja!,  auch Sinti und Roma gehörten zu den „Minderwertigen“, die im Rahmen der NS-Rassenlehre ausgerottet werden sollten und zu tausenden in den Konzentrationslagern ermordet wurden.

 Aber dennoch: wo immer sie auch leben, wo immer sie auch als moderne Nomaden hinwandern, wo immer sie auch unter sich bleiben und ihre Bräuche und Gewohnheiten kultivieren:

Sie sind die Ausgestoßenen im modernen Europa!

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
5 Kommentare
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Ro.Bien.

Naja. Wie ich 100fach schrieb: Nur die, die negativ auffallen, die Integrierten sieht man nicht. Interessanter fand ich diese Woche den Bericht, wo ein Romamädchen an den Haaren durch die Flure der Gesamtschule Ückendorf durch andere Mädchen gezogen wurde – und die Eltern trotz rudimentärer Sprachkenntnisse die Polizei verständigten. Das allein ist nicht selbstverständlich.
Balkanfest in Bochum ist mir übrigens unbekannt. Ich kenne nur das DjelemDjelem aus Dortmund. Was u.a seit Jahrzehnten von “Kulturvereinen” mitorganisiert wird, die es in Gelsen nicht gibt. Seit 10 Jahren nicht. Genauso wenig wie die Offenlegung der immer selben Hintermänner/frauen.
Tipp: Wer sich mit der Ethnie tatsächlich anfreunden will, braucht sich nur mehrmals pro Woche ein paar Stunden in dem illustren italienischen (Eis-) Café an der Bergmannstraße aufhalten, wo sich übrigens auch Kosovo-Albaner tummeln, die italienischen Kaffee lieben und sich selbst als “ich bin Gipsy” bezeichnen. Nette Menschen. Muss man wollen – dann klappt das.

0
0
Ro.Bien.

Na – immerhin eins! Jahrzehnt! gut, in Mathe war ich nah an der sechs! Ich wiederhole es gern auch nochmal: auf der einzigen ernstzunehmenden Multiplikatorenveranstaltung 2017!!! zu Roma- war der Chef von dem Festival auch dabei. Der einzige Referent, der übrigens Mist erzählt hat – aber macht nix – wir hatten Kontakt, den man hättehättehätte…. ist immer noch als Vortrag abrufbar bei der Stadt. Danke, U. Gerwin dafür.

0
0
Heinz Niski

Was? Die bezeichnen sich selber als Zigeuner und nicht, wie von der woken Bürgerwehr empfohlenen Sprachregelung, als Roma? Ich bin schockiert. Das habe ich bisher nur in Spanien erlebt, wo die deutschstämmigen Gitanos sich nen Ast über die Debattenschlachten über die Identität der verschiedenen Stämme erlauben. Über die Köpfe der Betroffenen hinweg.

0
0
Ro.Bien.

Was soll ich machen? Ich habe sogar meine einzig verbliebene Freundin in GE als Zeugin! Rollte dem Bauarbeiter ganz locker genau so über die Zunge! Aber Gipsy klingt natürlich viel gehaltvoller – genauso wie Antiziganismus! Ehrlich!

0
0