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Jetzt hatten wir die EM mit vier Spielen, es kommen Swift mit drei und Rammstein mit fünf Konzerten. Aber es fehlt noch ein richtiger Knaller, damit die Stadt weltweit bekannt wird! So etwas wie eine Marienerscheinung, die Landung eines aus Moskau geflohenen engen Vertrauten Putins mit einem Fesselballon auf dem Heinrich-König-Platz, ein über der Innenstadtfiliale der Sparkasse angebrachtes Schild mit dem “Dreigroschen-Zitat“: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Eröffnung einer Bank“ oder eine 20 mal 20 Meter große Leuchttafel vor dem Sport-Paradies mit dem Hinweis: „Wer nackt baden geht, braucht keine Bikini-Figur!“ Also so etwas in der Art. Aber es ist natürlich auch sonst schon ziemlich viel los hier!

Frau OB Welge hat z.B. über das Verhalten der UEFA gegenüber der Stadt gesagt: „Das war keine Partnerschaft auf Augenhöhe. Da gab es nur ein `Friss oder stirb!` Wollen wir die Spiele oder nicht!“ Das erinnert schwer an Don Vito Corleones Satz: „Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann“. Womit wir nicht behaupten wollen, die UEFA sei so etwas ähnliches wie die Mafia. Da täten wir der Mafia doch Unrecht, denn die UEFA bewegt sich – anders als die Mafia – völlig außerhalb der sonst geltenden Gesetze und hat sogar eine eigene Rechtsprechung. Kurz: Frau Welge gibt im Grunde zu, dass die Stadt erpresst worden ist und sich hat erpressen lassen, um diese vier Spiele zu bekommen! Da möchte man gerne erfahren, was die Stadt bieten musste, damit Frau Swift und die Boygroup Rammstein die Stadt heimsuchen! Wahrscheinlich hat der Hinweis auf die vielen Attraktionen in Gelsenkirchen in diesen beiden Fällen gereicht:  also Zoom, Nordsternpark und die Schalker Meile. Und der Stölting Harbour!

Dort sind die Anwohner schwer begeistert, weil Abend für Abend so etwas aufgeführt wird wie eine Performance. Kostenlos! Und draußen! Auto-Poser, Gunstgewerblerinnen und Verkäufer von Produkten zur Bewusstseinserweiterung zeigen „Müll, Müller, Müllers Esel, das bist du!“, ein Stück für Eigenheimbesitzer und Loft-Bewohner! Und Männer! Männer kommen gerne mal vor. Nicht nur in Theaterstücken, sondern auch im echten Leben.

Etwa im Stadtteil Schalke. Da war mal wieder ein „Mann“, in diesem Fall der Ehemann, der Täter, der seine zwanzigjährige Ehefrau, die ihm schon drei Kinder geboren hat, erstochen hat und dann geflüchtet ist. Komisch, diese Festlegung! Der Mann hat keine Biografie, keine Herkunft, keine Nationalität, sondern nur seine geschlechtliche Zuordnung – er wird (vorschnell?) – als „männlich gelesen“. Wir haben, gerade weil wir über ihn nur erfahren, dass er (als Zuschreibung) ein Mann ist, in etwa eine Vorstellung, welcher Herkunft er ist: er stammt wahrscheinlich aus dem Amazonasgebiet oder vom Polarkreis. Mit Sicherheit ist er kein deutscher Mann, also kein Willi, Otto, Thomas oder Gordon. Das stünde nämlich in der Zeitung! Der als „männlich gelesene“ Mann ist zugleich ein Geflüchteter – nach Belgien nämlich. In Antwerpen wurde er verhaftet!

Und was Geflüchtete angeht: deren Vermittlung in Jobs erweist sich als schwierig, jedenfalls schwieriger als erhofft. Die Erfolge, die das Jobcenter in Bezug auf die Vermittlung von Ukrainern, aber auch von Asylbewerbern aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Nigeria, Pakistan, Somalia und Syrien hat, sind eher, vorsichtig formuliert, bescheiden. Wenn ein Redakteur der WAZ schreibt, Gelsenkirchen habe nicht den „passenden Arbeitsmarkt für viele Menschen aus der Ukraine“ ****(und, so ist wohl zu ergänzen, erst recht nicht für die Menschen aus den genannten Hauptherkunftsländern) dann wird hier die Wirklichkeit auf den Kopf gestellt. Richtig müsste es heißen: Es sind nicht die passenden Menschen (also Fachkräfte) für den Arbeitsmarkt!

Die Chefin des Jobcenters wünscht sich mehr Engagement der Arbeitgeber und mehr Sprachkurse für Geflüchtete. Ein frommer Wunsch mit geringer Chance auf Erfüllung! Aber: Auch wenn der Wunsch nachvollziehbar ist und wenn er erfüllt würde, löst er das Problem nicht. Denn das Problem ist das Problem der großen Zahl! Ohne einen deutlichen Rückgang der Asylbewerberzahlen und einen temporären Aufnahmestopp an der deutschen Grenze wird das Problem nicht zu lösen sein.

Nicht anderswo und erst recht nicht in Gelsenkirchen!

*HOLLOW TALK: hollow (Adj.): hohl, leer, dumpf, bedeutungslos

**** WAZ, Lokalteil GE, Papierausgabe, 16.7.2024 (Lokal, S.1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Das ist nun aber wieder mal ein sehr tendenziöser Text, der in böser Absicht unsere lokale Marienerscheinung unterschlägt. Terry. Theresa. Die wilde, lächelnde Jägerin. Die auch schon mal als die Massen segnende inszeniert wird. Oder sich selber so inszeniert.
Jedenfalls eine ikonografische Erscheinung in Brüssel. Vor Ort noch unterbewertet. So schreibt man Gelsenkirchen auch kaputt. Durch Auslassung.

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terryneu
Ro.Bien.

Wetten, dass die für lau in der VIP-Lounge sitzt, mit ihrer Perle aus Duisburg, also für doppelllau?

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markenware

Was die Attraktivität der Arena betrifft, sei auf das aktuelle Portrait der Stadt auf spon+ anläßlich der Swift-Konzerte verwiesen. (Paywall)

Auszug:
„ … Kramer sagt, es habe sich herumgesprochen, dass sie ebendiese Events professionell organisiert bekommen. Und so viele Stars, die Hallen in der Größe der Veltins-Arena füllen, gibt es ja gar nicht. ….
… Außerdem sei der Standort hervorragend: Inmitten des größten Ballungszentrums Deutschlands, innerhalb von 100 Kilometern um die Arena erreiche man mehr als 10 Millionen Menschen, und allein vier Flughäfen befinden sich in der Nähe (Dortmund, Düsseldorf, Köln/Bonn, Münster/Osnabrück). Und vor allem eben passen je nach Veranstaltung bis zu 79.000 Menschen in die Halle. Es gebe nur wenige Spielstätten in Deutschland mit diesen Voraussetzungen. …“

Und OB Welge u.a. zum „shithole“:
“ … Mit jemandem, der zuerst einen unreflektierten Eindruck in die Welt sendet und gegen Gelsenkirchen pöbelt, werde ich mich nicht romantisch in ein Ruderboot setzen. … Wenn zu Ihnen jemand ›Idiot‹ sagt, sagen Sie ja auch nicht: ›Ich beweise Ihnen jetzt mit allen Mitteln, dass ich keiner bin.
… sie belohne die Bürger, die sich für die Stadt einsetzen. … Nicht die, die am lautesten in den sozialen Netzwerken rumpöbeln. …“

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https://www.spiegel.de/panorama/taylor-swift-konzerte-in-gelsenkirchen-koenigin-des-potts-a-89d72244-f1fd-4a1a-9634-5cb498f5be38

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Ro.Bien.

„Wer nackt baden geht, braucht keine Bikini-Figur!“ Ist der von dir oder geklaut??? Ich bin begeistert!

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Ro.Bien.

OH! du bist bei fitX! Ich bin beeindruckcomment image!

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Heinz Niski
Ro.Bien.

Ebend. Wenn Gelsen das jetzt endlich verstanden hat- nach mehreren Jahrzehnten mit dieser herausragenden Halle die Stadt nicht nur ins Rampenlicht zu stellen, sondern auch am Hype der Stars mitverdienen zu lassen, wäre ja eine Einnahmquelle nebst Stadtmarketing endlich gemacht. Verstehe ich seit Jahrzehnten nicht, dass das nicht längst passiert. Mit Rammstein wird das allerdings noch brisant – bei all den parteipolitischen Gegnern und zugegeben Frauendiskriminierenden Auftritten – unter denen sich gleichzeitig Zigtausende weibliche Fans freiwillig unterwerfen. Man darf also gespannt bleiben.

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Heinz Niski

Ein ganz übler Womanizer der Neuzeit war Franz Liszt. Heute hätte er wohl Auftrittsverbot.

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Mi.Rob.

Für die gewünschte Einordnung der Rammstein-Konzerte wurde bereits eine Top-Schwurblerin zum Vorzeigeobjekt “Ückendorf” eingeladen.
Dabei regen Männer in gehobenen oder Macht-Positionen manche Frauen wiederholt zu Missbrauchsphantasien etc. und in der Folge zu Falschbeschuldigungen an wie die Fälle Till Lindemann, Andreas Türck, Gina-Lisa Lohfink, Luke Mockridge, Johnny Depp uwam. zeigen.
Bei der Feministin Lena Kampf ist der Name wohl Programm, wenn sie dort in diesem Zusammenhang die Verschwörungstheorie vom “systematischen Machtmissbrauch in der Musikindustrie” verbreitet.
Bitte den Aluhut nicht vergessen. Alternativ kann auch eine FFP2-Maske getragen werden.
https://hieristnichtda.de/event/lesung-lena-kampf-row-zero/

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