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Das Absurde kann jeden beliebigen Menschen an jeder beliebigen Straßenecke anspringen.“ Albert Camus

EUROPA I

Im an Gerüchten nicht armen Berlin ist das momentan heißeste Gerücht ein echter Knaller: Angeblich ist Annalena Baerbock als Kommissionspräsidentin in Brüssel im Gespräch. Würde sie auf diesen Posten gehievt, würde sich wiederholen, was Ursula von der Leyen nach ganz oben in der EU gespült hat: nicht die Spitzenkandidatin oder der Spitzenkandidat, die man dem Wahlvolk präsentiert hat, sitzt auf dem Chefsessel der EU, sondern eine Person, deren Nominierung und Wahl mehrere Interessenlagen verknüpf hat.

Damals löste von der Leyens Nominierung heimische Probleme: sie stand als Verteidigungsministerin schwer unter Beschuss wegen der maroden Infrastruktur der Bundeswehr und lächerlicher Maßnahmen oder Vorhaben (Ausstattung der Stuben in den Kasernen mit hellen , wohnlichen Möbeln, Kühlschränken und Flachbildfernsehern), wegen der ausufernden Kosten für die Sanierung der Gorch Fock (statt der geplanten 10 Millionen EURO über 135 Millionen EURO) und wegen der für externe Gutachter ausgegebenen Beträge (155 Millionen EURO). Von der Leyen war eine Belastung für Kanzlerin Merkel geworden, die sich ihrer auf diesem Weg elegant entledigen konnte. Merkels Interessen überschnitten sich mit denen Macrons. Der französische Präsident wollte Christine Lagarde loswerden, die in Frankreich wegen verschiedener Vorwürfe (u.a. Korruption)  in schweren Wassern unterzugehen drohte. Man konnte sich einigen zwischen Berlin und Paris: Von der Leyen an die Spitze der EU, Lagarde an die Spitze der europäischen Zentralbank. Ein perfekter Deal. Allerdings auf Kosten des damaligen Spitzenkandidaten der EVP, des Christsozialen Manfred Weber, dem man nun von der Leyen vor die Nase setzte, die auf keinem Wahlplakat zur Europawahl abgebildet war. Zudem ging der Deal auf Kosten der Wählerinnen und Wähler, die mit ihren Stimmen – bildlich gesprochen – Weber bestellt hatten, nun aber von der Leyen serviert bekamen.

Das Muster würde sich wiederholen, käme Bearbock als Nachfolgerin von der Leyens durch die Brüsseler Drehtür. Sie war bisher für die EU-Wahl in keiner Spitzenrolle und überhaupt nicht Kandidatin für die Europawahl – die GRÜNEN hatten Theresa Reintke auf Platz 1 gesetzt, die sich Chancen als Kommissionsmitglied ausrechnete. Das würde aber nicht klappen, wenn bereits eine andere Deutsche Kommissionspräsidentin würde. Dann ginge es Reintke wohl wie Weber bei der letzten Wahl. Denn jetzt kommen in dieser Gemengelage die Ampel-Absprachen ins Spiel. Dort haben nämlich die drei Parteien festgelegt, dass nach der diesjährigen Europawahl die GRÜNEN das Vorschlagsrecht der deutschen Regierung für den Spitzenposten der EU haben, also das Recht haben, ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin ins Rennen zu schicken.

So absurd der Vorgang, wenn er sich denn so ereignete, auch auf den ersten Blick erscheinen mag: Für die GRÜNEN hätte der Schachzug mit Baerbock den Vorteil, parteiinterne Streitigkeiten über die Spitzenkandidatur bei der nächsten Bundestagswahl zu vermeiden – Habeck würde ohne Gegenkandidatin auf Platz 1 gesetzt. Zudem hätte man Baerbock, die bisher die Rolle einer Lachnummer gut ausfüllt, entsorgt und würde den politischen Gegnern im kommenden Bundestagswahlkampf eine Angriffsfläche weniger bieten. Ob diese Gedankenspiele in der Realität umgesetzt werden, ist noch offen. Baerbock selbst hat sich nicht klar geäußert und spielt offensichtlich immer noch mit der Option, abermals als „Kanzlerkandidatin“ anzutreten. Das würde bedeuten, dass der Bundestagswahlkampf, zumindest was die GRÜNEN angeht, unterhaltsamer würde und zugleich Stimmenzuwächse für die Partei eher unwahrscheinlich würden.

EUROPA II

Es bleibt nicht aus, dass der Messermord von Mannheim durch einen Anhänger des Islam auch Auswirkungen auf die politische Debatte hat, wobei zunächst festzustellen ist, dass Teilen der Regierung und auch dem Bundesuhu sowie den Medien, besonders ARD und ZDF, das rassistische Gelalle von betrunkenen jungen Menschen auf Sylt ganz offensichtlich wichtiger war und ist als der Mord von Mannheim, ausgeübt von einem Menschen, der keine „rechten Parolen“ ausgestoßen hat, sondern ein islamischer Propagandist der Tat war. Man stelle sich vor, welche Welle der Empörung losgebrochen wäre, wenn in Mannheim ein „Rechter“ – am besten ein Sympathisant oder gar Mitglied der AfD  –  einen linken oder queeren Redner niedergestochen hätte. Steinmeier, Faeser, Scholz und die Lautsprecher der GRÜNEN hätten ganze Wortkaskaden der Empörung, der Verdammung, der Äußerungen wie „das ist die Tat als Folge der Worte“ abgesondert. Aber nun passt der Täter nicht so ganz ins „rechte“ Schema, und man tut – absurderweise – so, als sei der Täter ein unbekanntes Wesen aus einer anderen Welt und als sei sein „Hintergrund“ noch ein Rätsel. Und andererseits scheut sich die eine oder andere Falschspielerin nicht, etwa Frau Faeser („Unsere Sicherheitsbehörden haben die islamistische Szene fest im Visier und verstärken diesen Kampf weiter.“ BILD.de)  und Frau Lang (am Sonntag bei Miosga in der Talk-Show), weil der Hintergrund eben doch ganz offensichtlich ist, vor der Behauptung (um das Wort „Lüge“ zu vermeiden), man habe schon immer vor dem „politischen Islamismus“ gewarnt. Wobei die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus letztlich nur ein sprachlicher Taschenspielertrick ist, so als sage man, der sexuelle Missbrauch von Kindern durch Priester sei nicht in der katholischen Kirche geschehen, sondern eine Folge des katholizistischen Glaubens, also einer Unterart des Katholischen. Und über dem halbherzigen Mitleid mit dem Opfer, das für etliche, die sich jetzt in dürren Worten äußern, auch ein falsches Opfer ist, weil islamkritisch, wabert bereits die Angst davor, dass die Tat von Mannheim die Europawahl beeinflussen und den „Rechten“ Stimmengewinne bringen könne. In der BILD (wo sonst) äußert sich dazu bereits ein „Politik-Experte“ namens Andreas Röder von der Uni Mainz: „Je mehr Probleme im Zusammenhang mit Migration sichtbar werden, desto stärker wird der Zulauf zu den Parteien, die Abhilfe versprechen. Ich zweifle, dass die Parteien der Mitte verstanden haben, was sich hier zusammenbraut.“

Wenn es nicht zu zynisch wäre, müsste man sagen: Hätte der Täter mit seiner Tat nicht bis nach dem kommenden Europa-Wahl-Sonntag warten können?

Hat er aber nicht!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Ich werfe mal einen anderen Hut in den Ring: Annalena Baerbock muss Nato-Generalsekretärin werden. Als EU Kommissionspräsidentin käme Anton Hofreiter infrage.
Damit hätten wir endlich zwei zupackende Deutsche an wichtigen Machtzentralen und das windelweiche Gezaudere würde durch schnarrend-scharfe Ansagen ersetzt werden. Woaffen, wiar brauchen Woaffen, Woaffen Woaffen sagt der Toni. Das wird Russland vernichten – bestätigt Anna-Lena..

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Kcö.mark.

Oder noch besser andersherum? Annalena – nun mal erwiesene Koryphäe in Diplomatie und Völkerrecht – an die Spitze der EU-Staaten und den Toni – autodidaktischer Waffen- und Kriegsexperte – als General an die Spitze der Nato! #BAZOOKA

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Heinz Niski

Sehr gute Idee, allerdings würde die tradierte Rollenmuster bedienen: der Mann, also Tony, fürs männliche, das Militär. Die Frau, also Anna-Lena, fürs fürsorglich-vorsorgend-weibliche, also Diplomatie-Gedöns. Könnte man durch Geschlechtstransition lösen..??

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Kcö.mark.

Of Course! Hätte nicht gedacht, dass das überhaupt noch einer Erwähnung bedurft hätte! Und wer sagt überhaupt, dass Toni sich als Cis-Mann sieht?

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Ro.Bien.