Sagen, berichten, was ist.
Ein syrischer Nachbar erklärte mir heute in gebrochenem Deutsch, dass er die Schlaglöcher in unserer gemeinsamen Toreinfahrt mit Beton ausgießen wird, da er mit seinem gewerblich genutzten Sprinter überproportional an der Abnutzung des Weges beteiligt sei.
Respekt!
Der Hinterhof bekommt neues Leben, eine syrische (?) Dame hat aus dem verwilderten und zugemüllten Bereich einen Garten gezaubert, mit Nutzbeeten, Blumen, Vogeltränken, Futterstationen.
Respekt!
Ortswechsel. Küppersbuschstraße 68. Einer der zahlreichen herrenlosen Einkaufswagen bietet sich vor dem leer gezogenen Haus als Fotomotiv an.
Ich nehme mein Handy, fotografiere und ein vielleicht 14-jähriger arabischer Jungmann kommt auf mich zugestürmt und verbietet mir das fotografieren. Das wäre sein Haus, er würde hier wohnen und ich dürfe hier keine Bilder machen.
Aha. Nun wohnt er zwar im gelben Nachbarhaus Nr. 70, keinesfalls im leer stehenden und verschlossenen, aber das spielt keine Rolle, weil sein Herrschaftsbereich eigentlich eh den kompletten Straßenzug umfasst. Jedenfalls signalisierte sein Auftreten, dass er seinen Raum keinesfalls mit anderen teilen könne und nicht dulden würde, dass Fremde sein Königreich ablichten und unbotmäßig sein Gebiet nutzen.
Déjà-vu.
Hatte ich schon mal vor 1, 2 Jahren an derselben Stelle. Da waren es allerdings Roma, die mir ihre Fäuste unter die Nase hielten und mir ebenfalls Belehrungen darüber gaben, dass der öffentliche Raum jetzt ihnen gehört.
Da muss ich kultursensibel an mir arbeiten und akzeptieren, dass über 150 Jahre mühsam erkämpfte bürgerliche Rechte jetzt wieder eingedampft werden, um Platz zu machen für Wegelagerei und Faustrecht.
Der Nachbar, der neben mir stand und sich den Film ansah, meinte resigniert, dass an vielen Orten in GE solche „Ereignisse“ Alltag wären und dass niemand mehr den kommunalen Dienst oder die Polizei über solche „Petitessen“ informieren würde, weil eh keine Reaktion käme. Weshalb die Polizei und der kommunale Ordnungsdienst auch mit voller Überzeugung behaupten können, dass Ruhe herrscht im Land.
Ich frage den Jungkönig, ob er in die Schule geht.
Ja.
Ich empfehle ihm, seine Lehrerin zu fragen, ob man im öffentlichen Raum fotografieren darf.
Er wird ungehalten und wiederholt erst auf Deutsch „Handy weg, keine Fotos“ und dann auf arabisch (?), nachdem er mich fragte, ob ich etwas verstehe, irgendwelche Sätze, die wie eine Mischung aus Forderung und Beschimpfung klangen. Dazu gab es Beleidigungsgesten und Spuckerei.
Er entfernt sich, zeitgleich tauchen aus dem Haus Nr. 78 drei ältere Jugendliche auf, die offensichtlich die Aktion verfolgt haben. Sie feixen herum, schnappen sich den Einkaufswagen, schieben ihn etwas weiter und signalisieren, dass auch sie ihren Catwalk frei von Fremden halten wollen.
Ein älterer „Kartoffelmann“ geht an ihnen vorbei und sie richten ein, zwei Worte an ihn, die nicht nach Lob, Respekt und Völkerverständigung klangen. Jedenfalls nahm ich die Mimik und Gestik der Protagonisten so wahr.
Was bleibt: ich, als Ortsfremder, antworte auf solche aggressiven Herrschaftsansprüche robust, die Menschen, die dort als Nachbarn leben, nehmen sich sehr zurück. Weil sie Autos haben, die beschädigt werden können. Weil sie Scheiben und Türen haben, weil sie auch mal alleine dort hergehen.
Und sonst so?
Ahhh.. so sind Jugendliche, die testen aus, wie weit sie gehen können. Du wirst sie schon mit Blicken und Gesten provoziert haben, mir passiert so etwas nie. Warum fotografierst du auch einen Einkaufswagen dort, es gibt doch Enten und Gänse im Park. Du hast eine Bringschuld, du solltest dich in deren Situation versetzen, verstehen, dass sie ihr zu Hause verteidigen………….
Ich war bislang nur ab und an als Gast in Gelsenkirchen, habe bislang nichts Negatives erlebt, aber durchaus Vergleichbares von Deutschen auf dem Land und in Hannover.
In meiner Kindheit (Jahrgang 53) gab es Straßen, Viertel, die man nicht völlig gefahrlos betreten durfte. Da gabs auch schon mal was „aufs Maul“ und es hieß, dass in dem Obdachlosen Viertel einem die Reifen während der Fahrt unterm Hintern abgeschraubt wurden. Im Großen & Ganzen ist mir das Phänomen der Wegelagerei aber doch recht neu. Ich weiß, dass es bis in die 70er auf den Dörfern Haue gab, wenn Dorffremde kamen, um ein Auge auf die Schönen zu werfen. Ich rede aber weder über vergangene Zeiten, noch über durchgeknallte Neonazis, sondern über den völlig neuen Alltag auf den Straßen jetzt. Hier prallen völlig unterschiedliche Rechtsverständnisse und Normen aufeinander, die das alltägliche Leben weit unterhalb einer justiziabilität sehr, sehr nervig machen.
Ja ich rede auch vom Alltag und ich habe als Deutsche, die früher mit dunklen Haaren als Frau mit Migrationshintergrund gelesen wurde nur Gewalterfahrungen seitens von Deutschen erlebt.
Für Frauen sind solche Übergriffe übrigens lebenslang Alltag seit Jahrzehnten. Ich habe sie als Ternager erlebt und als Erwachsrne.
Diese rauben Nervenkraft egal welche Nationalität dahinter steckt.
Vielleicht wäre die Kategorie Geschlecht hilfreicher und auch in dieser Hinsicht differenziere ich stärker.
Ich war übrigens überwiegend nicht in Buer, damit kein falscher Eindruck entsteht.
Das Herr Merz in diesem Land Kanzler werden könnte, sagt für mich ganz viel über die deutsche Gesellschaft aus.
https://www.tagesspiegel.de/politik/was-friedrich-merz-fruher-forderte-und-wie-er-abstimmte-6603298.html?fbclid=IwAR3hLA90YNblT2HQE6hIB3J0Tk_Y3ZKVjwD3udZZYPbdJ_2dCQb5DiYbzFI
Obacht! Ein Streit unter Kindern, wahrscheinlich keine Mädchen, war angeblich Auslöser der Schlacht um Castrop, meint Innenminister Reul. Mit Fritz Merzens Paschas ist nicht zu spaßen. Beim Fotografieren von Häusern bekomme ich regelmäßig Drohgebärden gezeigt. Manchmal halten Bedroher ihr Gesicht absichtlich in den Sucherausschnitt, um anschließend wild gestikulierend zu behaupten, sie seien fotografiert worden. Aber erklär so einem Machtdemonstranten mal, was Panoramafreiheit ist und, dass sein Ego ein wenig zu groß ist und auf keinen Fall Platz auf irgendeinem digitalen Speicher verschwenden wird. Heftig mit den Armen herumfuchtelnd solche Bengel aus den Bildausschnitt zu winken und sie anzuschreien: ‚Kerl, geh domma weg!‘, und nach dem Klick einen Daumen-hoch zu zeigen, funktioniert manchmal bei den aufgeblasenen Viertelstarken. Mit sowas rechnen die nicht. Überlebenstipp: Wenn aus der Rotte heraus Testosteron bereits von weitem zu riechen ist, keine Fotos machen.
Der junge Hengst kam ja extra aus der Ferne angaloppiert und log mir etwas vor, um seine Eigentumsrechte am öffentlichen Raum zu deklarieren. Der übte. Testete. Merkwürdigerweise war nichts zu spüren von der verbreiteten Erzählung, dass in diesen Familien, Kulturen, der Respekt vor dem Alter ein hohes Gut ist. Aber vielleicht sehe ich für einen 60 Jahre jüngeren auch wie ein Alien aus, habe zu viele Lachfalten, ein zu entspanntes, friedfertiges Gemüt???
„Unterschiedliche Hintergründe“ „Machokultur“ „keine Regeln“ es werden Lösungen gesucht. 1000 und einmal gehört: mehr Kitas, mehr Erzieher, mehr Schulen, Lehrer, Unterrichtsstunden, mehr Sozialpädagogen, Sozialarbeiter, mehr Psychologen, mehr Therapeuten, mehr Freizeitangebote, mehr Bademeister, mehr Jugendzentren, mehr Arbeitsplätze, mehr Verdienst, mehr Wohnungen. Auch wenn es von allem ein „Mehr“ gäbe, würde es die grundsätzliche andere Auffassung vom zusammenleben ändern?
https://www.n-tv.de/panorama/Gewalt-in-Freibaedern-haeuft-sich-Suche-nach-Loesungen-article24208768.html
Freunde, die in direkter Nachbarschaftt zum ehemals alterwürdigen Ricarda-Huch-Gymansium wohnen, teilen ihren Schlaf jede Nacht mit einer Meute von jungen Menschen, die es sich direkt gegenüber auf den Treppenstufen des Eingangsportals gemütlich machen. Wo sollen sie auch hin, die jungen Leute. Zwischendurch wechselt die Besetzung. Es fahren beeindruckende Automodelle in die kleine Straße ein. Vermutet wird Drogenkonsum und -handel. Es kommt regelmäßig vor, dass in den grauen Morgenstunden immer mal wieder jemand suchend um den Treppenaufgang schleicht. Die Behörden wissen Bescheid. Man zuckt mit den Schultern, schließt die Fenster, steckt sich Oropax in die Ohren und ruft sie nicht mehr an.
Nächtliche Ruhestörung durch Gruppen auf einem Spielplatz bei einer Bekannten, die im Schichtdienst arbeitet und Bereitschaftsdienst hat. Falls die Polizei kommt, was selten ist, machen sie vor dem Eintreffen auf dem Platz ihre Sirene an. Das ist das Signal für die Leute abzutauchen und die Polizei kann vermerken: Fehlalarm, da war nix. Gefühlte Ruhestörung.
Das ist nix Anderes als Kapitulation. Ähnlich wie die gerade aufgeregte Diskussion über Clanfamilien. Völlig dabei ausgeklammert sind die Roma-Clans in deren Hackordnung. und andere illustre Osteuropa-Banden. Die mischen doch in ähnlichen Geschäftsmodellen mit.
Junge Männer sind bei den Tätern und Opfern die überproportional vertretene Gruppe die Gewalt ausüben und erleiden laut Kriminalstatistik. Auch unter Deutschen. Manche Nationalitäten sind überdurchschnittlich daran beteiligt.
Ich hasse es übrigens auch ungefragt fotografiert zu werden und empfinde das als übergriffig. Es rechtfertigt sicher keine Gewalt. https://www.spiegel.de/panorama/gewalt-sind-junge-maenner-gewaltbereiter-als-aeltere-a-58387073-7f6f-43cc-bbce-2ae2655ce94b?fbclid=IwAR1HnWtstzchdM3bids93ubFP1j6uoKCNGsW9W1HfbTcDlYKAcE2CNMtpqY
Ich habe einen Einkaufswagen fotografiert, weit und breit war kein Mensch in der Nähe geschweige denn im Bild. Mich interessiert weniger das Phänomen von Gewaltexplosionen aus Frustration, Perspektivlosigkeit, archaischen Ehrvorstellungen, religiösen Prägungen, sondern die Chuzpe, mit der öffentlicher Raum für sich deklariert wird, mit der ein 14-jähriger (im anderen Fall ausgewachsene Männer) sich die Rolle der Exekutive, Judikative und Legislative anmaßt. Das gepaart mit rassistischen Sprenkeln aus Überheblichkeit, Lügen, Einschüchterungsversuchen, schreibt man sonst ja eher als Alleinstellungsmerkmal alten, weißen Männern zu. Es sind die kleinen, feinen Gesten, die Schritt für Schritt das Umgangsklima vergiften, verhärten, die auf der einen Seite Vermeidungsstrategien hervorrufen, auf der anderen Seite die Illusion von Macht erzeugen. Die einen meiden bestimmte Straßen, bestimmte Tageszeiten, bestimmte Verkehrsmittel, die anderen tappen in die Glaubens-Falle, dass ihr „Self-Empowerment“ stärker als das System, als das bürgerliche Recht ist.