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Zutaten
Portionen: 8 

  • 8 Eigelbe
  • 250 g + 8 EL Zucker
  • 3 EL Speisestärke
  • 1 ungespritzte Zitrone
  • 1 Vanilleschote
  • 1 Zimtstange
  • 1 Liter Milch

Wären in Deutschland Szenen wie in Barcelona am Tag der Abstimmung über eine Loslösung von Spanien denkbar – etwa wenn der „Freistaat“ Bayern beschlösse, eine Volksabstimmung über die Loslösung von der Bundesrepublik zu organisieren? Schickte die Berliner Zentralregierung in einem solchen Fall einige Hundertschaften Bundespolizei nach München, um bayerische Bürger auf dem Weg zur Abstimmung niederzuknüppeln?

Das Verhältnis zwischen der Zentralregierung (Bund) und den Ländern ist im Grundgesetz in den Artikeln 20 – 37 geregelt („Der Bund und die Länder“). In diesem Abschnitt  der Verfassung sind die Gewaltenteilung und  der Föderalismus festgeschrieben, hier werden Kompetenzen von Bund und Ländern umrissen (z.B. : Außenvertretung ist Bundessache), die Bedeutung der Parteien wird benannt und das Verhältnis zur Europäischen Union wird bestimmt. Und in Artikel 25 wird die Beziehung zwischen Grundgesetz und Völkerrecht bestimmt. Es heißt dort:


Die allgemeinen Regeln des Völkerrechtes sind Bestandteil des Bundesrechtes. Sie gehen den Gesetzen vor und erzeugen Rechte und Pflichten unmittelbar für die Bewohner des Bundesgebietes.

Aus der Bestimmung könnte man ableiten, dass – um bei dem obigen Beispiel zu bleiben – Bayern das Recht hätte, sich aus der föderalen Bundesrepublik zu verabschieden. Im Grundgesetz selbst ist die Frage der Sezession eines Bundeslandes nämlich nicht expressis verbis geregelt.

Das allgemeine Völkerrecht sieht aber das Recht auf Selbstbestimmung vor, gesteht also jedem Volk das Recht zu, über seine Staats- und Regierungsform zu bestimmen, ohne Fremdherrschaft eine eigene Nation zu bilden oder sich einer anderen anzuschließen.

Anders als im Grundgesetz ist die Frage der Sezession  in der spanischen Verfassung vom 29.12.1978 aber geregelt. Ihr Artikel 2 lautet:

„Die Verfassung gründet sich auf die unauflösliche Einheit der spanischen Nation, gemeinsames und unteilbares Vaterland aller Spanier, und anerkennt und gewährleistet das Recht auf Autonomie der Nationalitäten und Regionen, die Bestandteil der Nation sind, und die Solidarität zwischen ihnen.“

Autonomie ja – Loslösung nein! Darauf beruft sich die Zentralregierung in Madrid, darauf hat der König von Spanien in seiner Ansprache abgehoben. Gleichwohl könnten sich auch die Katalanen auf das Völkerrecht berufen – was ihnen bei der Durchsetzung ihres Loslösungswunsches aber kaum zur Hilfe gereichen würde, jedenfalls nicht unmittelbar.

Zubereitung

  1. Eigelbe mit 250 g Zucker schaumig rühren. Speisestärke gut unterrühren.
  2. Zitrone in einem Stück schälen. Vanilleschote auskratzen. Vanille, Zitronenschale und Zimtstange mit der Milch in einen schweren Stieltopf geben und zum Kochen bringen. Von der Kochstelle nehmen und mit dem Schneebesen die Eigelb-Zuckermischung hineinrühren.
  3. Topf zurück auf den Herd stellen und unter ständigem Rühren leise köcheln, bis die Crème dickflüssig wird. Zitronenschale und Zimtstange herausnehmen.
  4. Crème in 8 feuerfeste Förmchen füllen und erkalten lassen.
  5. Jedes Förmchen mit 1 EL Zucker bestreuen und unter dem Backofengrill den Zucker karamellisieren lassen und ein scharfes Auge draufhaben, weil der Zucker schnell verbrennt.

Nun könnte man den Vätern und Müttern der spanischen Verfassung eine unhistorische Denkweise vorwerfen, denn ein Gebilde wie einen Staat mit dem Begriff „unauflösliche Einheit“ zu belegen, ist ein Anspruch, der angesichts der europäischen Geschichte einerseits verständlich, andererseits aber wenig tragfähig ist, um aufbrechende Widersprüche aufzufangen und gesellschaftliche Entwicklungen zu begradigen.

Vielmehr ist es doch so, dass gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten – und hier will ich nicht lange auf dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawien und dem Bürgerkrieg  herumreiten – Autonomiebestrebungen gewachsen sind, sowohl hinsichtlich übernationaler Einrichtungen (EU-Brexit als bedeutendstes Beispiel) als auch innerhalb einzelner Staaten. Gerade das Anwachsen der als Krake empfunden EU-Bürokratie in Brüssel befeuert solche Bestrebungen.

Vielleicht muss man es lernen, auch in Fällen solcher Loslösungswünsche Widersprüche zu ertragen. England wird sich auf Dauer keinen Gefallen getan haben mit seiner Entscheidung. Und auch Katalonien wird sich mit der angestrebten Selbstständigkeit neue, größere Probleme einhandeln. Katalonien ist die am höchsten verschuldete Provinz Spaniens – nicht nur in absoluten Zahlen, sondern auch im Verhältnis zu seinem Bruttoinlandsprodukt. Katalonien ist nach Madrid die Region mit dem größten Außenhandelsdefizit, erzielt allerdings einen Handelsüberschuss auf dem spanischen Binnenmarkt, entfaltet seine Wirtschaftskraft also überwiegend in dem Land, aus dem es sich herauslösen will. Und ob im Zeitalter der Globalisierung die Gründung eines neuen „Kleinstaates“ einen generellen Fortschritt darstellt, mag offen bleiben.

Ob zeitgemäß oder nicht, ob in der Verfassung geregelt oder nicht: Das Recht, ihre eigene Geschichte zu schreiben und ihre eigenen Fehler zu machen, sollte man den Katalanen zugestehen!

Zeitaufwand:

Zubereitung: 10Minuten  ›  Kochzeit: 20Minuten  ›  Fertig in:30Minuten

Guten Appetit!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Spannende Frage: gibt es ein verbrieftes Recht, eigene Fehler machen zu dürfen?

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Bernd Matzkowski

was ich verdächtig finde, ist, dass die eu sofort der zentralregierung spaniens beigesprungen ist und sogar eine moderation ablehnt; hat man in brüssel etwa angst, solche tendenzen zu befeuern, die dann auch bestrebungen begünstigen, aus der eu auszutreten? das passt ja dann prima zu dem juncker-quatsch, die euro-zone zu erweitern und die pforten noch weiter zu öffnen, obwohl die entsprechenden kandidaten weder ökonomisch noch sozial oder politisch „reif“ sind(korruption etc.); was deine frage angeht: verbrieft ist das recht nicht mit den fehlern, aber übergesetzlich doch wohl schon vorhanden. und – wer bestimmt, was fehlerhaft ist (und wem die fehler schaden, wenn sie welche sind)?
und wer ist befugt zu handeln?hätte man die deutschen daran hindern können, sollen-ja müssen!-ihre fehler zu machen, als der weg absehbar war, den nazi-deutschland gehen würde?

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Heinz Niski

Laut James Hawes hätte man das alles verhindern können, wenn die Deutschen westlich der Elbe geblieben wären. Liest sich vergnüglich:

https://www.vice.com/de/article/59dw4d/ostdeutschland-war-von-anfang-an-ein-fehler-sagt-dieser-historiker

Wer bestimmt, was Glück ist (streben nach Glück, amerikanische Verfassung) und ist nach dem Energieerhaltungssatz des einen Glückes nicht des anderen Leids?
Brüssels wegschauen seit vielen Jahren in Sachen Katalanien Konflikt ist doch der kleinste gemeinsame Politik-Nenner. Die Moderation des Konfliktes zu verweigern, passt dazu. Handlungsunfähigkeit.

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Bernd Matzkowski

aus der von heinz oben genannten quelle: (Zitat)
VICE: Machen die Ostdeutschen uns alles kaputt?
James Hawes: Wenn dort 40 Prozent der Menschen für die AfD oder die Linke stimmen, ist das ein Problem. Ich glaube, es liegt auf jeden Fall eine große Gefahr darin – besonders, wenn man sich jetzt zu viel Mühe gibt, diese Leute zu umwerben.(Zitat Ende)

das ist doch genau die falsche perspektive, der grundton der überheblichkeit. denn immerhin:die ossis haben ihre politdiktatur zu fall gebracht- und übrigens friedlich. und sie haben sich jahre vorher bereits den russischen panzern etgegengestellt, als sie schon einmal ihre eigenen sed-bonzen ins wanken gebracht haben! und vor der wiedervereinigung:die erste friedliche und erfolgreiche revolution auf deutschem boden. und was machen sie jetzt,indem sie zahlreich afd wählen? sie strecken der abgehobenen (westlichen) elite, der polit- und medienkaste, diesen besserwisserischen gutmeinenden, die in ihrer vegan-restaurants und gründerzeit-villen, auf ihren gender-toiletten und in ihren durchgestylten zeitungsredaktionen, auf ihren bionade-partys und in ihren diskurs-zirkeln ihr lackbildchen von der brd malen, einfach mal den stinkefinger entgegen; sie trauen sich eben das zu tun, was im westen nur die gelsenkirchener getan haben:massenhaft die afd zu wählen, um zu zeigen: wir sind nicht einverstanden. wir fallen auf das gequatsche vom deutschland, in dem wir „gut und gerne“ leben können(cdu) nicht rein. auch in der ddr hat man uns ja schon als nazis verteufelt, weil wir gegen die da oben waren, weil wir den widerspruch zwischen propaganda und realität benannt haben. wir sind die im dunklen, von denen schon brecht ein lied gesungen hat, wir sind die mit den haifischzähnen, die sich nicht einlullen lassen von den talk-shows, die nicht ohne grund so heißen, weil es eben shows sind, die zeigen sollen, wie wir zu denken haben.
wir sind das menetekel!

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