5
(2)

Heute mit: Spezies in Gelsenkörki. Von Swifties, Talahons und NWPs.

Wer bis zu den Konzerten von Taylor Swift noch nie von „Swifties“ etwas gehört oder diese Spezies noch nie gesehen hatte, konnte in Gelsenkirchen, drei Tage lang die Hauptstadt der „Swifties“,  seine Kenntnislücken beseitigen. „Swifties“ sind Fans von Taylor Swift, zumeist (aber nicht nur) Menschen jüngeren Alters mit einer Lust, sich Glitzerfummel anzuziehen, sich farbenfroh und durchaus auch elegant bzw. festlich zu kleiden oder einen anderen Kleidungsstil aus bestimmten Phasen („Eras“) ihres Idols zu imitieren. Freundschaftsbänder gehören ebenso zur Ausstattung wie aufgeklebter Körperschmuck, schicke Handtäschchen oder auch das eine oder andere „verrückte“ Teil.

Wesentliches Ausstattungselement scheint aber das Mitführen von guter Laune zu sein. Fröhlichkeit, Lachen, Begeisterungsfähigkeit und eine flirrende Leichtigkeit des Seins sind Stimmungselemente. Aggressives Gebrüll scheint bei Swifties unbekannt zu sein, dagegen ist geduldiges Warten wohl weit verbreitet. Überhaupt scheinen zivile Umgangsformen und eine gewisse Achtsamkeit im Umgang mit anderen Menschen zum selbstverständlichen Repertoire sozialen Verhaltens zu gehören. Gemessen am üblichen Alltag in Gelsenkirchen für drei Tage die friedliche Eroberung der Stadt durch Sanftheit, Frohsinn, freundlichen Umgang miteinander und – ja, ich schreibe das einfach mal so! – auch Schönheit und Glanz! Für drei Tage die angenehme  Regentschaft des Ephemeren in vieltausendfacher menschlicher Gestalt!

Durchaus auch schon vorhanden in unserer Stadt, aber noch nicht vieltausendfach, das menschliche Gegenbild – in Verhalten und vestimentärer Erscheinung:   die sich via Internet (v.a. TicToc) verbreitende „Bewegung“ der „Talahons“. Das sind überwiegend migrantische Jugendliche oder junge Männer (es gibt aber auch weibliche Exemplare dieser Spezies), die aggressives Verhalten kultivieren wie das (Schatten-)Boxen, Treten und andere Aggro-Muster, zu deren Ritualen das Spucken auf den Boden gehört sowie das Aufsetzen eines aggressiven Gesichtsausdrucks und das Verwenden entsprechender Sprachelemente. Das Erscheinungsbild ist eher stereotyp: Jogginghosen und Gucci-Basecaps, fette Goldketten und andere (vermeintliche) Luxus-Accessoires, Nike-Turnschuhe und Kenzo-Shirts und – ganz wichtig! – Bauchtaschen. Gerne getragen werden auch Fußballshirts von internationalen Mannschaften (Paris St. Germain, AC Mailand). Airpods gehören beim „Rumhängen“, der Hauptbeschäftigung der Talahons, ebenso gerne zum Erscheinungsbild wie eine gegelte Frisur mit Mittelscheitel. Einweg-Vapes und Energie-Drinks (Red Bull) dürfen nicht fehlen.  Vor dem Hintergrund des sozialen Milieus, aus dem die Talahons in ihrer Mehrzahl kommen, kann man davon ausgehen, dass es sich bei den zur Schau gestellten „Luxusartikeln“ nebst Kleidung zumeist um „Nachbauten“ (Imitate) handelt, um den Begriff „Fälschungen“ zu vermeiden.

Eine Begriffserklärung verweist auf den arabischen Begriff „Ta´Lahon“, was „Komm her““ bedeutet. Diese ursprünglich nicht unfreundliche gemeinte Formel hat durch das öffentliche Auftreten der Talahons, vermutlich beeinflusst durch Rap-Songs, eine Wendung ins Aggressive bekommen.*

Während die „Swifties“ aus dem Stadtbild nach den drei Konzerten ihres Idols wieder verschwunden sind, begegnet man den Talahons im Alltag an bestimmten Orten und Plätzen. Ob sie eine ebenso „vergängliche“ Jugend-Strömung wie einst die Punker oder die Hippies, die Grufties oder die Mods sind, wird sich zeigen.

Von ganz anderer Art ist die letzte Gruppe, auf die man in Gelsenkirchen trifft. Ich wusste überhaupt nicht, dass es diese Gruppe gibt, denn ich bin noch keinem Vertreter dieser Spezies begegnet. Es sind, wie der Gelsenkirchener Kinderarzt Dr. Christoph Rupieper sie genannt hat, „NWPs“. Das meint „nicht- wartezimmerfähige Patienten“. Ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, welche Art von Patienten Dr. Rupieper damit meinen könnte. Ich vermute – Sie auch! Deshalb schließe ich den heutigen ELEVATOR an dieser Stelle ab und lasse Sie mit Ihren Vermutungen allein!

* Beispiel: Das Wort taucht im Song „Ta3al Lahon“ des Deutsch-Rappers Hassan auf:

Ta3al lahon, ich geb‘ dir ein’n Stich, bin der Patron
Ta3al lahon, du machst Marjalle, du sagst mir: „Pardon“
Ta3al lahon, ich geb‘ dir ein’n Stich, bin der Patron
Ta3al lahon, du machst Marjalle, du sagst mir: „Pardon“

https://www.youtube.com/watch?v=m6PrHy5R9Dk

Wie inspirierend, erhellend, unterhaltend war dieser Beitrag?

Klicke auf die "Daumen Hoch" um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung 5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag inspirierend fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut uns leid, dass der Beitrag dich verärgert hat!

Was stimmt an Inhalt oder Form nicht?

Was sollten wir ergänzen, welche Sicht ist die bessere?

Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
Meine Daten entsprechend der DSGVO speichern
7 Kommentare
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Fra.Prez.

Was guggst du? Bin der Patron. Was ist letzte Peis? Bin der Patron. Was stört Dich AMG? Bin der Patron

0
0
Heinz Niski
Fra.Prez.

nach 6 Minuten musste ich aus Selbstschutz ausschalten

0
0
Heinz Niski

na ja, letztlich sind es unsere Kinder.

0
0
Fra.Prez.

Meine bestimmt nicht.

0
0
Heinz Niski

So oder so, sie werden ihr Erbteil von dir einfordern. So oder so.

1
0
Be.Voi.

ein Blick in die Zukunft.comment image

1
0