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HOLLOW TALK (51)

Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Menschen nur Schauspieler

(aus dem Drama „Was ihr wollt“ von W. Shakespeare)

 

Hurra, hurra, die Schule brennt!“ ist die Titelzeile (Hook-Line) eines Schlagers der Neuen Deutsche Welle von EXTRABREIT aus dem Jahre 1980 – übrigens zunächst als B-Seite der Coverversion von „Flieger, grüß mir die Sonne“ erschienen. Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Welcher Schüler (m/w/d) hat im Traum nicht einmal davon phantasiert, dass die eigene Schule bis auf die Grundmauer abgebrannt wäre (was, das sei kurz erwähnt, übrigens kein Vergnügen ist, wenn man aus den Sommerferien kommt, und die Penne, an der man als Pauker stationiert ist, nur noch ein Haufen qualmender Asche ist!).

Nun gibt es aber ´mal wieder etwas Neues von der Schulfront: Wir haben in diesem Magazin schon öfter darauf hingewiesen, dass sich der in den Noten spiegelnde Absturz (bei gleichzeitiger Zunahme der Einser-Abiturnoten) auf breiter Front zeigt. Bis hin zu der wachsenden Zahl derjenigen, die durch die erste (theoretische) Führerscheinprüfung rauschen.  Das Notenbild verschlechtert sich – immer mehr Schülerinnen und Schüler erweisen sich (aus Lehrersicht) als „ungeeignet“, den Anforderungen der Schulen gerecht zu werden. Und da spielen auch die Formen und Methoden des „modernen“ Unterrichts (falsch verstandene oder falsch praktizierte Schülerzentrierung) keine Rolle beim Versuch, den Absturz des Lernens aufzufangen.

Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und sollen hier – ohne Rangfolge bzw. Gewichtung – nur noch einmal kurz aufgerufen werden: Eine nicht ausreichende Begleitung der Kinder und Jugendlichen durch die Elternhäuser, ein Mangel an Konzentrationsfähigkeit, ein Mangel an Kommunikation, die eingeschränkten Möglichkeiten des gemeinsamen Spielens, der Mangel an Förderung. Darunter liegen die strukturellen Probleme unseres Schulsystems: Die zu frühe Selektion in Schultypen, zu große Klassen, Dominanz des (falsch verstandenen) Frontalunterrichts, methodische Fehler, unzureichende Förderung durch die Schulen usw.

Schon allein diese Aufzählung macht deutlich, welch ein Berg von Widerständen von den Unterrichtenden zu überwinden ist. Hinzu kommen noch, zumindest in unserer Region, Probleme der Integration von Kindern und Jugendlichen, die aus anderen Kulturen zu uns kommen und Probleme bei der Integration haben, etwa weil in ihren Familien und ihrem Umfeld so gut wie kein Deutsch gesprochen wird. All das sind nur Mosaik-Steinchen, kleine Facetten, die aber – mit unterschiedlicher Gewichtung an den einzelnen Schuler, ja selbst innerhalb einer Schule in Klassen und Lerngruppen – eine Rolle spielen.

Wenn man aber vor diesem Berg an Problemen steht, dann sucht man nach Lösungen. Und dann kommt man schnell auf eine Idee: Testen, testen, testen! Jetzt sollen also in NRW nicht die Leistungen als solche verbessert werden, sondern es soll öfter getestet werden! Bisher gibt es die dafür vorgesehen „Lernstandserhebungen“ in den Klassenstufen 3 und 8.Nun sollen diese „Erhebungen“ auch in den Stufen 2, 5 und 7 durchgeführt werden – und zwar in Deutsch und Mathematik, in denen die NRW-Schüler besonders schlecht abschneiden!

Vielleicht hätte die verantwortliche Bildungsministerin erst einmal eine Überprüfung der bisherigen Testergebnisse (etwa in den Zentralen Abschlussprüfungen) in Auftrag geben sollen, anstatt einen Ansatz zu suchen, der dazu dienen soll „herauszufinden, was die Kinder und Jugendlichen besonders beschäftige“ (Dorothee Feller, NRW-Schulministerin laut WAZ vom 3.Juli 2025, S.1).

Mein Tipp: TikTok, Selfies, Soziale Medien etc.

Wer darauf schaut, muss auch nicht, wie von der Bundesregierung geplant, ein Lachgas-Verbot aussprechen sowie ein Verbot von zwei weiteren Stoffen, die als K.o.-Tropfen dienen, um Kinder vor „gesundheitlichen Risiken“ zu schützen (WAZ). Es kommt auch niemand auf die Idee, die Teilnahme von Kindern am Straßenverkehr zu verbieten, weil im Jahr 2023 insgesamt 27235 Kinder im Straßenverkehr verunglückt sind, von denen 44 Kinder den Tod fanden. Dieser Hinweis ist nicht zynisch gemeint, sondern will darauf aufmerksam machen, dass schnelle „Patentrezepte“ oft nur vordergründig sind und der „Knalleffekt“, der mit solchen „Lösungen“ verbunden ist, eher Schaden mit sich bringt als auf Lösungen hinzuführen. Allerdings passen solche „Rezepte“ dann auch eher in die gegenwärtig vorherrschende „Scheinpolitik“, die keine Lösungen bringt, sondern nur unsere Wahrnehmung vernebelt.

Das trifft auch auf das Thema „Wohngeld“ zu! Die Zahl der Empfänger hat in NRW einen neuen Höchststand erreicht: Ende des vergangenen Jahres bezogen in NRW insgesamt 323845 Haushalte Wohngeld – das waren 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Wohngeld können die einkommensschwachen Haushalte beantragen, die die Miete nicht aus eigener Kraft aufbringen können, um einen angemessenen Wohnraum zu finanzieren.

Ende 2024 lag der durchschnittliche gewährte Zuschuss zur Miete bei monatlichen 310 Euro.

 

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