Aus der besten aller Welten (17)

Heute kommen wir an einem Großen der deutschen Literatur nicht ganz vorbei, denn in wenigen Tagen – am 6. Juni 1875 – wird der Lübecker Kaufmannssohn Thomas Mann 150 Jahre alt. Wir werden mit Erinnerungen an ihn und sein Leben behelligt werden, auch an seine Wandlung vom Stramm-Rechten zum aufrechten Demokraten, der Zeit seines Lebens seine Homosexualität unterdrückt oder hinter der Fassade seiner wohlanständigen Bürgerlichkeit verborgen hat und fast rund zwei Jahrzehntemit seiner jüdischen Frau im Exil in den USA verbracht hat.

rauchenderembryoUnd irgendein Werk des Schriftstellers, etwa die „Buddenbrooks“ oder „Der Zauberberg“ wird man, selbst wenn man es nicht gelesen hat, so doch wenigstens vom Titel her nennen können. Für seinen schriftstellerischen Erstling, den Romanerfolg über die Familiengeschichte der „Buddenbrooks“, hat er übrigens 29 Jahre nach der Veröffentlichung den Nobelpreis für Literatur erhalten. Das muss man ihm erst einmal nachmachen. Das soll aber auch reichen mit der Ehrung, denn faktisch werden seine Werke kaum noch in deutschen Schulen gelesen.

Aber darauf hinweisen wird man wohl noch dürfen!

Wir wenden uns nun profanen Dingen aus unserem Alltag zu, denn die Deutschen, zumal der jüngere Teil, streben nicht so sehr danach, Manns Werke eifrig zu lesen, sondern sie wollen vor allem möglichst früh den KFZ-Führerschein machen, denn bekanntlich darf man in Begleitung eines Erwachsenen schon ein Auto steuern, wenn man 17 Jahre alt ist und den „Lappen“ in der Tasche hat.

Das Problem dabei: Der Erwerb der Genehmigung, ein Auto lenken zu dürfen, wird seit Jahren immer teurer. Mittlerweile liegt der Preis zwischen 2500 und 3500 EURO. Die Fahrschulen geben die Mehrkosten für Kraftstoff, Versicherung, Unterhalt und Betrieb der Fahrschulen und andere Dinge (Formulare, Prüfungskosten) gerne an die Endkundschaft weiter. Hinzu kommt, dass über 40 Prozent der Kunden bei der ersten theoretischen Prüfung und 37 Prozent bei der praktischen Prüfung scheitern, was Mehrkosten nach sich zieht (erneute Anmeldung zur Prüfung, Mehrkosten für die Übungsstunden etc.). Zwar haben CDU/CSU und SPD im Koalitionsvertrag ganz allgemein ein Einfrieren der Kosten als Ziel aufgenommen, aber der Weg dahin bleibt doch recht vage. Die Anschaffung von mehr Fahrsimulatoren, an denen die Fahrschüler ohne Begleitung durch einen Lehrer üben können, ist kein Ausweg, weil sie Anschaffungskosten von über 30 000 EURO aufwerfen und bestimmte Situationen (Nachtfahrten, Wetterverhältnisse) so gut wie nicht abbilden können. So bleibt vielen Prüflingen wohl nur die unerfüllte Liebe eines Gustav von Aschenbach aus der Novelle „Der Tod in Venedig“ (1911) zu dem vierzehnjährigen (feminin wirkenden) Tadzio. Von Aschenbach macht sich durch seine unerfüllte Zuneigung zu Tadzio selbst zum geckenhaften Alten, der sein Alter verdrängt und dessen Liebe nicht ausgesprochen und nicht erwidert wird.

Das führt uns wiederum zu Thema RAUCHEN, dem ich, das muss ich zu meiner Schande gestehen, bis vor rund 14 Jahren intensiv gefrönt habe, es heute aber nicht mehr tue. Mark Twain, dem amerikanischen Schriftsteller (1835-1910), wird (zu meiner Entschuldigung) die Aussage zugeschrieben: „Es gibt nichts Leichteres, als mit dem Rauchen aufzuhören. Ich selbst habe es schon 137 ´mal geschafft.“ Unsere lebensfrohen Nachbarn in Frankreich sollen wohl bald (auf Geheiß der Regierung) auch in vielen öffentlichen Bereichen zum Wohle der Kinder nicht mehr rauchen dürfen. Das ist für jemanden, der als junger Mann viele französische Filme mit Belmondo oder Gabin gesehen hat, natürlich ein Kulturschock, denn ohne eine „Kippe“ im Mund hat man diese „Helden“ so gut wie nie gesehen.Im Kontext des Rauchens kommen wir abschließend noch einmal auf Thomas Mann zurück, der selbst ein starker Raucher war. Im „Zauberberg“ findet sich die folgende Passage, in der Hans Castorp über das Rauchen (einer Zigarre) spricht:

„Das verstehe ich nicht!“ sagte Hans Castorp. „Ich verstehe es nicht, wie jemand nicht rauchen kann, – er bringt sich doch, sozusagen, um des Lebens bestes Teil und jedenfalls um ein ganz eminentes Vergnügen! Wenn ich aufwache, so freue ich mich, daß ich tagüber werde rauchen dürfen, und wenn ich esse, so freue ich mich wieder darauf, ja ich kann sagen, daß ich eigentlich bloß esse, um rauchen zu können, wenn ich damit natürlich auch etwas übertreibe. Aber ein Tag ohne Tabak, das wäre für mich der Gipfel der Schalheit, ein vollständig öder und reizloser Tag, und wenn ich morgens sagen müßte: heut gibt’s nichts zu rauchen, – ich glaube, ich fände den Mut gar nicht, aufzustehen, wahrhaftig, ich bliebe liegen. Siehst du: hat man eine gut brennende Zigarre – selbstverständlich darf sie nicht Nebenluft haben oder schlecht ziehen, das ist im höchsten Grade ärgerlich – ich meine: hat man eine gute Zigarre, dann ist man eigentlich geborgen, es kann einem buchstäblich nichts geschehen.“ ***

***https://bingereader.org/2016/04/19/der-zauberberg-thomas-mann/ (alte Schreibweise wird beibehalten)

 

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