Stattfilm 1984 – ein Produkt aus der Desinformationsfabrik Niski & Vogt, das damals für klammheimliche Freude bei den städtischen Angestellten sorgte und als VHS-Kassetten Bückware im Hans-Sachs-Haus die Runde machte.
Die Offiziellen geißelten öffentlich diese „Trash Satire“ aus der Hetzküche der „links-radikal-anarchisch“ gelesenen Buben N & V, blieben ihrer Panik in Liebe verbunden, dass Kritik, Spott, Satire der Stadt den Todesstoß versetzen würde.
Georg Kreislers Gelsenkirchen Lied: Pfui, Nestbeschmutzerei!
Das Markenzeichen „Gelsenkirchener Barock“: böse Kampagne von Tintenpissern und Laberfritzen mit weißen Kragen in den Medienstuben und Schmierblatt-Buden!
Der Film „Romeo und Julia im Pott“: grausames Ruhr-Plattdeutsch, prollige Gelsenkirchener lobpreisen in Eckkneipen Schlote, Hochöfen und verbreiten krawallig Klischees über Stadt und Eingeborene.
Der Stattfilm 1984 setzte sich mit bescheidenen Mitteln (VHS-Video) mit der Kultur- und Jugendpolitik Gelsenkirchens nach dem Brand des Jugendzentrums „Pappschachtel“ auseinander.
In der WAZ tobte in den Leserbriefspalten ein Krieg zwischen Lokalchauvinisten, Patrioten, wackeren SPD Genossen, die von ihren Führungskadern ermuntert wurden, unter mehreren Pseudonymen und unter Aufgabe ihrer Selbstachtung, todesmutig den Ruf der Stadt zu schützen.
Auf der anderen Seite der anarchosyndikalistisch und autonomistisch gelabelte Max & Moritz Nachwuchs der knorrigen Bergbau- und Hochofenarbeiter, der mit einem Bein in der Vergangenheit stand (Schwerindustrie, Arbeitertradition, Kirche & Gewerkschaft) und mit dem anderen Fuß Tritt zu fassen versuchte auf den glitschigen Steinen der gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchzeit.
Friedensbewegung, Nato Doppelbeschluss, Ökologiebewegung, Grüne, Atomausstieg, Arbeitskämpfe, Sozialabbau, Zuwanderung (Gastarbeiter) Aids beschäftigte die Gesellschaft.
Es fand eine technische Revolution statt, Computer (Commodore 64), Videorekorder tauchten auf, die Neue Deutsche Welle (NDW 99 Luftballons) koppelte sich vom angloamerikanischen Mainstream ab, das Privatfernsehen startete, Punks, Hausbesetzer und autonome Zentren setzten die Politik unter Druck.
Das kleine Stattfilmchen 1984, eine liebevolle Hommage an die Resilienz der Gelsenkirchener, die Filz & Klüngel, die eine jahrzehntelange absolute SPD Mehrheit als posttraumatische Wachstumschance sahen, sollte auch heute noch Herzen erwärmen können.
Schauen wir also mit Optimismus zurück, akzeptieren wir unsere Herkunft, um mit einem Mindset-Shift und mit viel Self-Empowerment unsere Traditionen, unsere Ressourcen zu aktivieren.
Gelsenkirchen kann es!
Transformation und Selfcareness sind wie Buer und Schalke, mindfulness und disruptiv, agil, aber nachhaltig: so ist der Gelsenkörki von heute!
Und das ist gut so.