War
What is it good for?
Absolutely nothing!*
So beginnt Edwin Starrs Song „WAR“ aus dem Jahre 1969, mitten in einer Zeit, in der der Vietnamkrieg tobte (1955 – 1975) und die amerikanischen Streitkräfte auf eine bittere Niederlage zusteuerten, die ihnen der Vietkong und ihre südvietnamesischen Verbündeten beibrachten. Starr konzentriert sich ganz auf die grauenvolle Seite des Krieges, auf das Leid, die Toten, die Verstümmelten – ohne jedoch die Grausamkeit des Krieges durch drastische Bilder zu verdoppeln. Er spricht die Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit der jungen Soldaten an, die auf den Schlachtfeldern des Krieges zu Land, im Wasser und in der Luft verheizt werden und denen in frühen Jahren schon der Tod begegnet („undertaker“).
Man mag den Song naiv finden, simplifizierend, ungeschichtlich, verharmlosend oder sogar gefährlich, denn Starr macht aus dem Thema „Krieg“ eine Tanz-Nummer, die richtig Drive hat.
Man mag jede Menge Einwände vortragen, etwa die, der Krieg gegen Hitler habe doch Millionen und Abermillionen von Toten, Verwundeten, Traumatisierten und seelisch oder körperlich Verstümmelten gekostet, habe aber doch sein unmittelbares Ziel erreicht, nämlich die Zerstörung eines Systems, das Millionen von Menschen das Leben gekostet hat und eine Unrechtsherrschaft über Europa errichten wollte.
Man kann auch sagen, dass selbst ein langer Krieg, wie etwa der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648), der weite Teile Europas verwüstet hinterlassen hat – mit Millionen von Toten durch kriegerische Handlungen, Krankheiten wie die Pest und Hungersnöte – doch zu einem Ende geführt worden ist. Aber nicht mit Kanonen, sondern an Verhandlungstischen in Münster und Osnabrück!
Brecht hat den Kern des Krieges in einem eindrücklichen Bild zum Ausdruck gebracht: Zu Beginn sitzt Mutter Courage mit ihren Kindern auf dem Marketenderwagen. Bis zum Ende des Dramas kommen ihr die Kinder „abhanden“, wie es an einer Stelle heißt. Da sie aber auf Einnahmen aus dem Verkauf ihrer Waren angewiesen ist, spannt sie sich selbst vor den Wagen und zieht die Karre, ihr rollendes Geschäft, hinter den Truppen zum nächsten Kriegsschauplatz. Es heißt am Ende:
Das Frühjahr kommt! Wach auf du Christ!
Der Schnee schmilzt weg! Die Toten ruhn!
Und was noch nicht gestorben ist
Das macht sich auf die Socken nun.
Es bleibt also die Frage, worüber TRUMP und PUTIN zwei Stunden telefoniert haben, wenn doch Edwin Starr alles, was zu sagen ist, in ein knappes Liedchen setzen konnte?
Man kann sich also vorstellen (oder zumindest die Frage stellen), dass (bzw. ob) die beiden Narzissten beim nächsten ESC als Double antreten und das Lied von Edwin Starr als funky Nummer präsentieren, mit vereinfachten Schrittfolgen und seitwärts an der Bühne in Bereitschaft stehenden Sauerstoffgeräten! Vielleicht können Sanitäter des Roten Kreuzes auch als Tanzpartner fungieren, wobei TRUMP sicher von mindestens zwei Helfern in die Höhe gehoben werden müsste (Gefahrenzulage vor der Veranstaltung absprechen!)!
Das sind so ein paar Gedanken, die mir durch den Kopf geflattert sind, als ich gestern in den Nachrichten gehört habe, dass die beiden Weltführer offensichtlich genug Zeit hatten, um sich gegenseitig Schmeicheleinheiten zu verpassen. Was sollen sie auch sonst tun?
*Edwin Starr: WAR
https://www.youtube.com/watch?v=ztZI2aLQ9Sw
War, huh, yeah
What is it good for? Absolutely nothing, uhh War, huh, yeah What is it good for? Absolutely nothing Say it again, y’all War, huh (good God) What is it good for? Absolutely nothing, listen to me, ohWar, I despise
‚Cause it means destruction of innocent lives War means tears to thousands of mother’s eyes When their sons go off to fight And lose their lives…………..