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SOS: Schlips-Oberhemd-Socken

An den drei Buchstaben konnte man (frau) sich früher aufrichten, wenn man partout nicht wusste, was man (frau) einem Mann schenken sollte, der Blumenstrauß von der Tanke einem (einer) aber doch zu profan war und auf die Schnelle auch kein Bausatz für die Spielzeugeisenbahn mehr aufzutreiben war. Schlips-Oberhemd-Socken – das ging immer! Blöd war es nur, wenn schon jemand anders auf die Idee gekommen und dann auch noch das Muster des Schlipses identisch war. Da war der Qualm in der Bude schon vorprogrammiert! In der asiatischen Kultur, etwa bei den Japanern, werden aus diesem Grund die Pakete erst geöffnet, wenn, die Gäste wieder auf dem Heimweg sind. Es gilt, das Gesicht zu wahren! Das eigene – und das der Gäste!

Nach so einer Bundestagswahl wie gestern ist das etwas anderes! Da hat die Partei, egal welche, ihr Geschenk bekommen, es ist 18.00 Uhr, also Zeit für die erste Hochrechnung. Und rund eine halbe Stunde später tritt der erste Heiopei auf die Bühne, beißt in ein Mikrophon und würgt sich Bekundungen der Dankbarkeit oder der Enttäuschung, des Glücks und der Zufriedenheit aus dem Hals. Und danach erklärt er den (bereits ermüdeten) Zuschauerinnen und Zuschauern, warum die 10% weniger als bei der letzten Wahl doch – bei genauem Hinsehen – ein Erfolg waren, warum man so viele dolle Gespräche führen konnte, warum seit der letzten Wahl 13 neue Mitglieder in die Partei eingetreten sind, warum überhaupt alles ganz prima gelaufen ist. Was nicht fehlen darf: Der Hinweis auf den Zusammenhalt der Demokraten der demokratischen Mitte der demokratischen Parteien. U.s.w.u.s.f.!

Und danach beginnt die Parade der Politclowns, der Freizeitsatiriker, der Damen, die beim Sprechen allen immer ein zusätzliches „d“ anbieten und „ebend“ sagen, wenn sie „eben“ meinen, die Verantwortung übernehmen: Für Siege und Niederlagen, für die Sonn- und Feiertage, für kommende Rentenkürzungen und Benzinpreiserhöhungen, für Anti-Falten-Creme, hergestellt aus biologisch nachhaltiger Schafsmilch aus dem Weserbergland. Nicht zu vergessen sind auch die, die unter pathologischem Lachen leiden, unterbelichtet sind, denen einen Dauergrinsen ins Gesicht gefräst worden ist und bei denen größere Teile der Haut farbig aufgehübscht sind mit Botschaften aller Art (ich bin ein Stück Seife, hau ab!, mach dich vom Acker!).

Man muss das nur lange genug durchhalten, denn dann ist der kleine Horrorzirkus auch wieder zu Ende und wir können uns wirklich ernsthaften Dingen oder Tätigkeiten zuwenden, z. B. dem Füttern des lieben Viehs oder dem Training unserer Delphine. Denn:

POLITIK IST NICHT ALLES!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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