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Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
Heut wetzt er das Messer,
Es schneidt schon viel besser
Bald wird er drein schneiden,
Wir müssens nur leiden.
Hüte dich schöns Blümelein!
(Volkslied, Textfassung aus: Des Knaben Wunderhorn, 1. Strophe)

Im 17. Jahrhundert tauchte die erste (schriftlich überlieferte) Fassung des Volksliedes auf, das in zahlreichen Varianten existiert. Das ist nicht zufällig so, denn das siebzehnte Jahrhundert war auf dem europäischen Kontinent bestimmt vom 30jährigen Krieg (1618-1648). In einigen Teilen Deutschlands (das es als einheitlichen Staat aber noch nicht gab) verloren durch die unmittelbaren Kriegseinwirkungen sowie durch Hunger und Seuchen nahezu zwei Drittel der Menschen ihr Leben. Der Tod war allgegenwärtig – in Texten und bildlichen Darstellungen wurde er oft als „Schnitter“ (Sensenmann) dargestellt, der, in eine schwarze Kutte gekleidet, die Menschen aus dem Leben riss und der seine Gewalt (wie es im Lied heißt) „vom höchsten Gott“ bekommen hat. Er ist also, wie es bei den „Blues Brothers“ heißt, im „Auftrag des Herrn“ unterwegs. Lebensfreude und Prachtentfaltung auf der einen und Armut, Tod und Vergänglichkeit auf der anderen Seite bestimmen das antithetische Lebensgefühl des barocken Zeitalters (carpe diem/ memento mori). In unserer Zeit ist der Gottesbezug des Todes wohl eher von untergeordneter Verbreitung und Bedeutung!
Vielleicht ist der einstige Schnitter heute ein eher sachlicher und pragmatischer Geselle!

Einen schönen Sonntag noch und eine gute Woche!

 

Der pragmatische Tod oder Der Letzte macht das Licht aus

„Unerwartet komm ich, keine Frage
Doch heute ist das Ende deiner Tage.“

Sanft sprach der Tod, fast freundlich, nett
Elegant der Anzug, das Haar adrett

„In der Pfanne brät grad ein Spiegelei!“
„Das macht nichts, das ist einerlei.

Nur keine Angst deswegen, sorg dich nicht.
Ich stell den Herd aus und das Licht.“

„Gib es einen Grund für dein heutiges Kommen
So dass mein Leben ist zerronnen?“

„Nein, es gibt keinen besonderen Grund
Und du bist ja auch noch kerngesund.

Deine Zeit ist um – geh nur zur Tür hinaus
Ich mach den Herd und auch das Licht noch aus!“

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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