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„MONOPOLY, das weltberühmte Spiel um Grundbesitz und Immobilien, führt dich mit dieser Ausgabe durch Gelsenkirchen – die Stadt im Herzen des Ruhrgebiets, an den flachen Hängen des breiten Emschertales. An den flachen Hängen des breiten Emschertals gelegen, war die Stadt und ihre Umgebung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur dünn besiedelt und fast ausschließlich agrarisch geprägt. Erst nach der Entdeckung der Steinkohle im Jahre 1840 entwickelte sie sich zu einem wichtigen Standort der Schwerindustrie, erhielt 1875 das Stadtrecht und später den Beinamen „Stadt der tausend Feuer“. Die Geschichte der Stadt Gelsenkirchen ist verhältnismäßig kurz, aber ebenso wechselhaft wie spannend – geprägt vom industriellen Aufschwung und Fall, von Migration aus Ost und Süd und von sportlichen Größen mit jahrhundertlanger Tradition. Ziehe in dieser MONOPOLY-Ausgabe durch die Stadt, mache halt im Nordsternpark oder an der Kampfbahn Glückauf, erwirb das Musiktheater, feilsche um die Zeche Consol, die Schauburg oder das Stadion. Kaufe und verkaufe deine Lieblingsplätze und Geschäfte, damit die Kasse immer klingelt! Mit Strategie, Verhandlungsgeschick und Glück, stehst du an der Spitze der Immobilienmogule und gewinnst das Spiel!
Und nun gehe selbst auf Entdeckungsreise mit dieser MONOPOLY-Ausgabe Gelsenkirchen.“ ***

Soweit der offizielle Informationstext zur „Monopoly-Ausgabe Gelsenkirchen“ der Firma winningmoves.de. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Realitäten der Stadt ist der Text nicht frei von einer gewissen (allerdings dann wohl unfreiwilligen) Komik, bleibt dabei aber in der Tradition der Spiel-Logik und der Spiel-Regeln. Geht man über die Bahnhofstraße, könnte sich natürlich angesichts des dort vorhandenen Angebots schon die Frage stellen, welche „Lieblingsplätze und Geschäfte“ man denn kaufen oder verkaufen möchte, „damit die Kasse immer klingelt“. Da gestaltet sich die Suche wahrscheinlich ähnlich schwierig wie die Suche nach den „flachen Hängen des breiten Emschertals“. Es fragt sich natürlich auch, warum und mit wem man denn um „die Zeche Consol, die Schauburg oder das Stadion“ (welches ist gemeint?)  „feilschen“ soll, zumal das „Feilschen“, auch wenn es das bei uns durchaus als Ausnahmeerscheinung auf (Floh-)Märkten gibt, doch eher eine Praxis ist, die wir orientalischen-islamischen Basaren zuordnen würden. In der westlich-kapitalistischen Wirtschaft wird, von Festpreisen ganz abgesehen, das „Verhandeln“ praktiziert. Und auch beim „Monopoly“ sind, zumindest beim Ersterwerb der Objekte, die Preise zunächst fixiert – erst im Verlauf des Spiels kommt eine Verhandlungsphase (auch mit Tauschhandel) zum Tragen.
Entscheidend ist aber etwas anderes: Die Gelsenkirchener „Monopoly-Ausgabe“, müsste, wollte man sie auf den aktuellen Stand bringen, um die Chance zu bieten, einer der „Immobilienmogule“ zu werden, das Objekt Kurt-Schuhmacher-Straße 124/126 aufnehmen und es auf dem Spielfeld ausweisen. Und das, obwohl der Erwerb in der harten Wirklichkeit zunächst als nahezu unsinnig erscheinen muss. Hat die erst seit Januar existierende „Vermietungsgesellschaft“ (Haftungskapital: 1500 EURO) die Immobilie doch zu einem Preis, nämlich 741000 EURO, erworben, der bei dem nicht ganz Doppelten des gutachterlich berechneten Verkehrswertes von 385000 EURO liegt. Wobei der Renovierungsbedarf über eine Million betragen soll, wenn man das Haus in einen sach-und fachgerechten Zustand, der modernen Anforderungen genügt, entwickeln will.
Nun ist das beim Monopoly ja so, dass am Ende der festgesetzten (vereinbarten) Spielzeit das Immobilienvermögen der Beteiligten ausgerechnet wird, dem dann das Barvermögen hinzugerechnet wird, um den Sieger zu ermitteln. Auf dem Weg dahin gilt es aber, möglichst hohe Mieteinnahmen zu erzielen, die immer entrichtet werden müssen, wenn ein Mitspieler auf das entsprechende Spielfeld kommt und deren Höhe u.a. davon abhängt, ob man „Häuschen“ oder sogar ein „Hotel“ auf dem Feld errichtet hat, für die vorher Geld an die „Kasse“ gezahlt worden ist. Im Falle der Kurt-Schuhmacher-Straße 124/126 stellt sich das (modellhaft) anders dar: Hier ist angesichts des genannten Zahlenwerks (Kaufpreis plus Sanierungsbedarf) ein einträgliches Mieteinkommen im Grund nur zu erzielen, wenn man a) zunächst lediglich die bei solchen Geschäften fällige Summe von 10% des Verkehrswertes (also etwa 38000 EURO) entrichtet und b) in den zwei Folgemonaten die Wohnfläche zügig mit möglichst vielen Mietern besetzt, bei denen die Miete fließt, weil sie vom Staat übernommen wird, und dann c)bevor der Kaufpreis komplett fällig wird, vom Kauf zurücktritt. Hier müssten also, wenn man die Immobilie ins Spiel integrieren will, die Regeln entsprechend angepasst werden, weil dieses Vorgehen beim „Monopoly“, das sich in dieser Hinsicht als weltfremd erweist, eben nicht vorgesehen ist.
Nun wollen wir aber nicht unterstellen, dass in der Wirklichkeit, also in Bezug auf die genannte Immobilie, eine solche Praxis geplant, vorgesehen oder gar durchgeführt wird. Davon sind wir mindestens so weit entfernt wie von der Vermutung, Immobiliengeschäfte dieser Art seien überhaupt generell und konkret im Kontext von Geldwäsche zu sehen. Nein, ganz im Gegenteil! Von solchen Vermutungen sind wir sogar Dutzende von Schalker-Meilen entfernt, schon allein deshalb, weil der Geschäftsführer der Immobilienerwerber-Firma sich nicht nur als Schalke -Fan geoutet, sondern auch versprochen hat, das bisherige Ekel-Gelb der Fassade entfernen zu lassen und durch einen blau-weißen Anstrich von Sockel und Fassade zu ersetzen.
Und damit ist alles auf dem besten Weg, aus den Häusern 124 und 126 eine TOP-Adresse mit tollen Ladenlokalen ebenerdig und super-renovierten und kostengünstigen Mietwohnungen in den Geschossen darüber zu machen! Wo demnächst, wenn Schalker wieder international spielt, sogar Spieler oder Mitarbeiter des Vereins Arena-nah wohnen könnten! Gegenüber der alten „Kampfbahn Glückauf“ und in der Mitte der „Meile der Traditionen“!
Und deshalb gehört ein solches zukünftiges blau-weißes Schmuckstück an der „Schalker Meile“ ohne WENN und ohne ABER ruckzuck in die Gelsenkirchen-Monopoly-Edition!

*** (Quelle: https://winningmoves.de/Monopoly-Gelsenkirchen/WM10537?gclid=EAIaIQobChMIkdKEtpT-_AIVvY9oCR1SUAluEAQYASABEgJPffD_BwE)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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3 Kommentare
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Mich wundert, dass der Erwerb solcher Objekte nicht zumindest erschwert werden kann.

Vor Jahren wurde schon mal eine Immobilie dieser Größenordnung zwangsversteigert. Gleich das erste Gebot war eine Verdoppelung des Mindestgebots. Die beiden Bieter waren dem Ordnungsamt bekannt.
Inzwischen sind die Interessenten geschickter, die Behörden agieren auf gleichbleibendem Niveau. Hier gibt es immerhin noch die kleine Chance, dass die ausstehenden Grundbesitzabgaben nicht in die Kalkulation des Erwerbers passen.

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Ro.Bien.

Weiss jemand, wem die Bude (noch) gehört? Der/die muss doch vor Freude im Dreieck springen.

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Kc.Mar.

„Rücken Sie vor bis zum nächsten Verkehrsfeld. Der Eigentümer erhält das Doppelte der normalen Miete. Wenn das Verkehrsfeld noch niemandem gehört, können Sie es von der Bank kaufen.“

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