Die Deutschen hatten schon immer ein Faible für Schweden und das Schwedische.
Etwa für schwedische Produkte: Volvo, Saab, Ikea, Zimtschnecken und WASA-Knäckebrot. Für die 42 nur jeweils 140 KG wiegenden und deshalb leicht beweglichen Geschütze aus Bronze, die dem Schwedenkönig Gustav II. Adolf im September 1631 bei Breitenfeld den Sieg über die Armee des Feldherren Graf Tilly sicherten und zu einer Wende auf den Schlachtfeldern des 30jährigen Krieges führten.
Für die schwedische Musik: ABBA und ACE OF BASE. Für schwedische Krimis: Hennig Mankell. Für die schwedische Landschaft und den Elchtest.
Und natürlich für schwedische Frauen. Von Pipi Langstrumpf bis Anita Ekberg, berühmt geworden durch ihre Badeszene im Trevi-Brunnen im Film „Das süße Leben“ (1960) an der Seite von Marcello Mastroianni, und Ingrid Bergmann („Casablanca“ mit H. Bogart).
Für die Filme von Ingmar Bergmann („Das Schweigen“, nicht zu verwechseln mit „Das Schweigen der Lämmer“). Und natürlich all die „Schwedinnen-Filme“ wie etwa „Her mit den Schwedinnen“ (1970), „Kommt, ihr wilden Schwedinnen“ (1976), „Hurra, die Schwedinnen sind da“ (1978) und noch einmal „Her mit den Schwedinnen“ aus dem Jahre 2000, ein Kunsthaus-Art-Film für die Intellektuellen, die sich für Schweden begeistern („Zwei junge Schwedinnen auf dem Land? Da kommen die knackigen Dorfburschen voll auf ihre Kosten. Als dann auch noch Viagra ins Trinkwasser gelangt, stehen die Männer Schlange“, Ankündigungstext).
Aber all das wird getoppt von der einen Schwedin, die sich den Status einer Heiligen ersessen hat, während andere in die Schule gingen, um sich Wissen anzueignen: Greta Thunberg. Zwischenzeitlich konnte man allerdings den Eindruck haben, sie sei etwas ins Abseits der „Klimabewegung“ geraten – vielleicht weil sie zu sehr mit der Vermarktung ihrer Bücher beschäftigt war („Ich will, dass ihr in Panik geratet! Meine Reden zum Klimaschutz“, erschienen 2019, und „Das Klima-Buch“, 2022). Vielleicht aber auch, weil ihr einige (positive) Äußerungen zur Atomkraft übelgenommen wurden – besonders angesichts der Debatte in Deutschland.
Jetzt aber ist sie wieder da! Und sie hat nichts von ihrer Erweckungskraft verloren, wie ein Auftritt in Lützerath schon kurz nach ihrem Erscheinen (!!) (WAZ) gezeigt hat (sie „erschien“ einen Tag früher als erwartet). Einen namentlich nicht näher genannten „Aktivisten“, dem Greta persönlich gegenüberstand, zitiert die WAZ (14.1.23) mit diesen Worten: „Ich war gerade sehr traurig und habe geweint. Nun bin ich überwältigt.“
Und das stimmt wohl auch! Überwältigung tritt nämlich dann ein, wenn der Verstand bereits ausgesetzt hat und man an den Lippen dieser schwedischen Heiligen hängt, so wie andere das Grabtuch von Turin anbeten oder an die Wundertätigkeit von „Schwarzen-Madonnen-Skulpturen“ glauben.
Wenn Greta Thunberg (laut WAZ) meint, uns sagen zu müssen, Deutschland blamiere sich, dann liegt sie noch nicht einmal falsch – aber aus anderen Gründen als die schwedische Plaudertasche selbst meint. Deutschland macht sich seit geraumer Zeit lächerlich, denn kein anderes Land der Welt tritt so penetrant als Moralapostel auf wie Deutschland und erweist sich dabei energiepolitisch als Land der Narreteien. Kein anderes Land auf der Welt mit nennenswerter Industrie folgt Deutschland auf seinem Energiekurs des radikalen gleichzeitigen Ausstiegs aus Kohleverstromung und Atomstrom, ohne dass in ausreichendem Maße bisher „grüne“ Alternativen zur Verfügung stehen, weswegen der „grüne“ Energieminister noch vor jedem Schurkenstaat (außer Russland) auf die Knie geht, um Gas zu besorgen. Und das hier verpönte Flüssiggas beschafft er zu hohen Kosten. Und dass weder der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität noch der Bau von Trassen (Nord-Süd) für das Einspeisen von Energie aus Windrädern entscheidend vorankommt, ist ebenso lächerlich wie das Märchen von der sauberen Energie aus der Steckdose für E-Autos. Das ist ja auch nicht so einfach wie das Verbot von Verbrenner-Motoren zu bewerkstelligen!
Aber kommen wir noch einmal auf Schweden zurück, das übrigens rund 35% seiner produzierten Energie durch Atomkraftwerke gewinnt! Dort gibt es, wie in den skandinavischen Ländern überhaupt, die Troll-Mythen. Die Trolle sind humanoide Fabelwesen von kleiner Statur, oft dargestellt mir einer langen Nase und nur vier Fingern an den Händen. Angeblich ist das besondere Merkmal der schwedischen Trolle, dass sie den Menschen nicht übel gesonnen sind und ihnen keinen Schaden zufügen. Allerdings gibt es auch Sagen, die davon erzählen, dass Trolle kleine Kinder stehlen und sie gegen ein Trollkind austauschen („Wechselbalg“).
Was ist jetzt also, wenn Greta gar keine Heilige ist, sondern ein solches Trollkind? Dann ist der oben zitierte „Aktivist“ Lug und Trug zum Opfer gefallen und die Anti-Kohle-Propaganda des Greta-Trolls nur eine böse Masche. Dann will Greta nicht heilen, sondern uns schaden! Und ist vielleicht mitverantwortlich für die heutigen Ausschreitungen im Rahmen der Demonstration und Kundgebung in Lützerath! Schlimm wäre es schon!
Aber nicht so schlimm wie für ihre „Eltern“, die bisher glaubten, sie hätten eine Heilige im Haus!
Man fragt sich natürlich, welches journalistisches Level unter Null die WAZ als „Leitmedium“ im Ruhrgebiet mittlerweile erreicht hat. Früher, als ich in Kindertagen noch eine Scheibe Fleischwurst beim Metzger bekommen habe, gab es eine kostenlose Kundenzeitung namens „Lukullus“. Das Blatt lag in den Metzgereien aus und war redaktionell wenig anspruchsvoll. Für die Hausfrau der 60er Jahre gemacht, transportierte es die Verheißungen des üppigen Wurst- u. Fleischangebotes in der Zeit der Fresswelle. Aber „Lukullus“ bot auch einen objektiven Mehrwert für die Leserin. Viele Tips für den noch analogen Haushalt, veganfremde Rezepte, ungegenderte Kreuzworträtsel und nette Bilder von glücklichen Metzgereifachverkäuferinnen mit dicken roten Backen. Das sog. Leitmedium WAZ von heute ringt in meiner Wahrnehmung mit der „Lukullus“ von damals um die Wurst der Gunst. Welcher Titel hat meine Leben stärker geprägt?
Ich teile die Erinnerung an die Fleischwurstscheiben-Kultur der Metzger, bei denen meine Mutter mit mir und später ich selbst mit meinen Kindern einkaufte. Der alte Herr Ptassek in Buer beeindruckte z. B. immer wieder mit seiner „Zaubergabel“, die er teleskopartig verlängern konnte, um die Wurstscheibe über die Theke zum Kind zu reichen. Neben dem Fachmagazin „Lukullus“ muss natürlich die biedere „Bäckerblume“ erwähnt werden, die es kostenlos beim Bäcker gab.Auch sie präsentierte Produkte, Rezepte und praktische Anregungen für den Alltag. In dieser Zeit hatte Gelsenkirchen noch drei Zeitungen mit „Lokalteil“: Buersche, Ruhr-Nachrichten und WAZ. Alle drei leisteten sich eigene Sportteile und Kulturredaktionen neben den Kernbereichen der Lokalpolitik. Leider ist diese Zeit vergangen und nicht rückholbar. Die Funke-Mediengruppe kann stattdessen verkünden (vor ein paar Tagen erst wieder) , dass sie von anderen Medien am häufigsten zitiert bzw. als Quelle genannt wird. Das spricht Bände!Auch für die anderen Publikationen!
Aus der Quelle der Funke-Medien Redaktion zu zitieren, ist so gehaltvoll, wie Ptassek Zaubergabel ohne Wurtsscheibe
Sehr gut lieber Franz…
das Zwischenmenschliche geht baden…
Ich kann nur zustimmen! Ich gehe regelmäßig in ein Sportstudio und stelle zwei Sachverhalte fest:
a)eine zunehmende „Lust“ (?) am Zerstören, z.B. der Scharniere von Spindtüren und auch der Elektronik (Schließmechanismus)
b)eine kleiner werdende Zahl von Menschen, die grüßen bzw. zurück grüßen oder gar freundliche Worte wechseln.
Das sind zwar nur kleine Symptome, aber durchaus aufschlussreich
Sehr gut lieber Franz…
Um Heilig gesprochen zu werden, muss eine Frau
1. Jungfrau sein – Kann bei Greta schon sein, ist aber irrelevant
2. den Märtyrertod erleiden, am besten bei einem stimmungsvollen Autodafé – Sie ist immer noch sehr lebendig und natürlich wünsche ich ihr noch 80 Jahre Lebenszeit.
3. sie muss katholisch sein – Greta ist wahrscheinlich wie die meisten Schweden protestantisch.
Fazit: Die Wahrscheinlichkeit zur Heiligen zur werden ist für Greta mäßig bis mau.
Mein guter Klaus H.! Es ist alles richtig, was du schreibst. Aber eben nur in der engen Gedankenwelt des römisch-katholischen Glaubens und seiner Regeln. Wir reden hier jedoch von der „Klimakirche“. Und da erfolgte die Heiligsprechung Gretas im Rahmen ihres Auftritts bei der UNO (Klimagipfel), wo sie ihre Erweckungsrede hielt (auch „Wutrede“ genannt). Es handelt sich hier also um eine Heilige neuen Typs, die die von dir genannten Voraussetzungen nicht erfüllen muss. Ausnahmsweise sei einmal auf WIKIPEDIA verwiesen:
„In religiösen Vorstellungen ist ein Heiliger ein Mensch, der als einer Gottheit besonders nahestehend beziehungsweise als in religiöser und ethischer Hinsicht vorbildlich angesehen wird. Die Anerkennung von Heiligen kann religiösen oder politischen Autoritäten vorbehalten sein oder sich in der Akklamation und Verehrung durch das gläubige Volk vollziehen„(WIKIPEDIA).
Es grüßt dich herzlich
BM
wie sieht es denn mit dem Autodafè aus? Burn Baby burn?