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Heute mit: Jungen Männern und Chaoten, Rangeleien, Atom (gut und gaaanz böse) und einem nicht-militaristischen Militär

Früher, als bekanntlich nicht alles besser war, aber eben früher, gab es an Kirmesständen bzw. Fahrgeschäften immer mal wieder ein Hinweisschild, auf dem zu lesen war: Junger Mann zum Mitreisen gesucht. Das war bekanntlich nicht die ganze Wahrheit, denn der junge Mann, der sich vielleicht meldete, sollte nicht nur einfach „mitreisen“ bis zum nächsten Rummelplatz, sondern er sollte vor allem arbeiten, etwa als Schiffschaukelbremser, Kartenabreißer, Aufpasser und vor allem als Auf- und Abbauer von Kirmesbuden! Zwischenzeitlich müssen alle jungen Männer bzw. die für sie vorgesehenen Mitreiseplätze aus der Mode gekommen sein! Aber jetzt sind die „jungen Männer“ wieder aufgetaucht – nach den Silvesterkrawallen. Da haben ich nämlich in verschiedenen Printmedien gelesen und auch in „Hauptnachrichtensendungen“ gehört, dass an den Krawallen vor allem „junge Männer“ beteiligt waren. Das ist leider eine bedauerliche Karriere, die junge Männer gemacht haben: vom Schiffschaukelbremser und Kartenabreißer zu einem Menschen, der mit Raketen schießt und mit Böllern wirft – und dies gezielt auf Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten und Polizistinnen, wobei die „jungen Männer“ nicht nur Straftaten begehen, sondern schwere Verletzungen und sogar den Tod der Beworfenen bewusst in Kauf nehmen.
Erst hatte ich gedacht, die „junge Männer“ seien die Fußtruppen der Umstürzler aus der Reichsbürgerszene, die aus Wut, weil sie den Aufstand verpasst oder verschlafen haben, jetzt mit Feuerwerkskörpern um sich werfen. Aber dann habe ich gelesen, dass es sich bei den jungen Männern um „Chaoten“ handelte (NRW-Innenminister Reul), eine Spezies also, die immer mal wieder in Erscheinung tritt.
Gemeinsam ist den „jungen Männern“ und den „Chaoten“ allerdings, dass man sie offensichtlich ethnisch, kulturell, sozial und von der Herkunft her nicht zuordnen kann (übrigens auch von der sexuellen Orientierung her nicht). Wobei CDU-Landtagsvize Gregor Golland immer hin vorsichtig angedeutet hat, dass bei vielen der „jungen Männer“ ein Migrationshintergrund vorliegt. Ganz anders ist das bei den Automatensprengern: da muss man nichts vorsichtig andeuten, denn da weiß man mittlerweile, dass es sich häufig um gut organisierte kriminelle Banden aus den Niederlanden handelt, deren Mitglieder überwiegend marokkanischer Herkunft sind.
Übrigens: Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, sei darauf hingewiesen, dass das Werfen von Böllern und anderen Gegenständen und das Attackieren der Polizei und anderer Einsatzkräfte nicht grundsätzlich nur von „Chaoten“ und „jungen Männern“ unbestimmter Herkunft verübt wird und strengstens zu verurteilen ist. Nein, so ist es nicht! Diejenigen, die am gestrigen Montag in Lützerath hinter „einer brennenden Barrikade positioniert“ waren und die Polizeikräfte mit „Böllern, Flaschen und Steinen“ angegriffen und beworfen haben, waren keine Chaoten oder junge Männer, sondern „Aktivisten“ bzw. „Klimaaktivisten“. Und ihre Aktionen waren lediglich „Rangeleien“ mit der Polizei (WAZ).
Wie es böse Böller- und Flaschenwerfer und gute Böller- und Flaschenwerfer gibt, so gibt es auch guten und bösen Atomstrom. Böse ist z.B. der Atomstrom, der bei uns im Land produziert wird, gut dagegen der Atomstrom, der aus unseren Nachbarländern zu uns kommt, wenn er denn gebraucht wird. Und gebraucht wird er noch! Industriepräsident Siegfried Russwurm hat sich wohl auch deshalb für ein Weiterlaufen der heimischen AKW über den (bisher) beschlossenen Termin Mitte April ausgesprochen. Die WAZ zitiert Russwurm so: „Wir sehen ja aktuell, wie dringend wir jede Kilowattstunde Strom benötigen, gerade in den sonnen- und windarmen Wintermonaten. Unseren europäischen Nachbarn ist es schwer zu vermitteln, in der gegebenen Mangellage sichere Kraftwerke abzuschalten und gleichzeitig Solidarität einzufordern.“ Auch in der CDU mehren sich die Stimmen, die einen Weiterbetrieb der heimischen Atomkraftwerke über den April 23 hinaus fordern. Dies auch vor dem Hintergrund der heimischen Stromproduktion. Nach Zahlen des „Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme“ betrug der Anteil des Atomstroms an der heimischen Produktion in 2022 über das Jahr 6,7 %. Allerdings war der Anteil an der Stromproduktion im vergangenen Dezember wegen der akuten Wind- und Sonnenschwäche teilweise deutlich höher und lag gleichauf mit der Produktion aus erneuerbaren Quellen. Aber solche Zahlen nennt die Vizechefin der Grünen im Bundestag „fadenscheinig“ und weist darauf hin, dass 2023 „mehrere Gigawatt Windkraft und Solarenergie zusätzlich ans Netz gehen“ (Julia Verlinden, laut WAZ). Das ist eben Grüne Mathematik, die sich auf die Nennleistung bezieht und die Problematik der Speicherung und der Grundlastversorgung außer Acht lässt. Und das bedeutet nach Grüner Logik: Wenn bei Windflaute und nicht vorhandener Sonne 10 Wind- und Solaranlagen keinen Strom produzieren, dann verdoppeln wir eben die Anlagenzahl auf 20 – und dann wird es schon reichen! Denn je mehr Windmühlen und Solaranlagen wir aufstellen, desto sicherer können wir sein, dass Mutter Natur uns Sonne und Wind zur Verfügung stellt! Wo das Dogma regiert, haben die Fakten aber keine Chance! Und Frau Verlinden macht es, ihrer Logik folgend, bei Kälte so: Sie stellt sich dann in die Ecke ihres Büros – denn da sind es 90 Grad!
Noch kurz zum Aufreger des Jahreswechsels, dem Lambrecht-Video. Da kochte die Schmäh- und Empörungssuppe zeitweilig über wegen der neusten Blödsinnigkeit der Ministerin. Aber mal ehrlich: War das nicht letztlich eine läppische Angelegenheit, die im Kern nichts anderes war, als den Ampel-Geist aus der Flasche zu lassen, also etwas, was zu dieser Regierung insgesamt trefflich passt? Dass die Ministerin ohne große Probleme in den Monty Python-Sketch “Upper class twit of the year” eingebaut werden könnte, wussten wir doch schon längst. Jedenfalls ist sie als hellste Kerze auf der Torte bisher nicht auffällig geworden. Aber what shalls, wie wir Engländer sagen! Ein Finanzminister, der uns Schuldenberge als Sondervermögen verkauft! Ein Wirtschaftsminister, der nicht weiß, was eine Insolvenz ist. Und eine Außenministerin, deren „feministische Außenpolitik“ bisher wesentlich aus Kriegsgeschrei besteht. Ein Gesundheitsminister, der mit Corona sein Thema verloren hat und weiterhin an seinem Image als Witzfigur arbeitet. Eine Innenministerin, die uns eine Truppe Vollhonks als Bedrohung der Republik verkaufen möchte. Und ein Kanzler, der abgesehen von einer paar Neo-Floskeln (Doppel-Wumms), immer rechtzeitig weiß, dass er sich an nichts erinnern kann, außer, dass er irgendwie auch dabei war. Da fällt Frau Ministerin L. doch nun wirklich nicht besonders negativ auf!
Aber als Objekt der Empörung reicht sie natürlich aus, weil sie gerne in Fettnäpfchen tritt!
Aber diese Empörung über die „Verteidigungsministerin“ sollte doch eigentlich in Relation gesetzt werden zum Kriegsgeschehen in der Ukraine. Das scheint aber irgendwie abgehakt zu sein! Niemand aus der Regierung und den sie tragenden Fraktionen ist bisher mit Überlegungen in Erscheinung getreten, die über das Thema von Waffenlieferungen hinaus reichen. Niemand aus der Regierung und den sie tragenden Fraktionen hat bisher Gedanken zu Wegen aus dem Krieg jenseits des Waffengangs vorgetragen! Niemand aus dieser Regierung und den sie tragenden Fraktionen scheint auf dem Schirm zu haben, dass es leicht ist, einen Krieg zu beginnen, aber viel, viel schwieriger, ihn auch zu beenden. Anders: Diese Regierung bereitet die Bevölkerung mental lieber auf einen „Kriegswinter“ vor, der kalt werden könnte, weil das Putin-Gas nicht mehr fließt.
Überlegungen, wie man den Krieg beenden könnte, überlässt man gerne denen, die als Militärs den Krieg zu führen gelernt haben. Und so ist es erneut ein früherer Bundeswehr- und NATO-General, nämlich Hans-Lothar Domröse, der Gedanken zum Ende des Krieges formuliert. Domröse geht bei seinen Überlegungen davon aus, dass im Laufe des Jahres beide Seiten erkennen werden, „dass sie nicht weiterkommen“. Ein Szenario, das ein wenig an das Ende des 1. Weltkrieges erinnert. Für alle Beteiligten friert der Krieg als „Stellungskrieg“ ohne Landgewinn ein. Interessant ist aber, welche Konsequenzen Domröse zieht: Er geht davon aus, dass beide Seiten ihre (politischen) Maximalziele nicht erreichen können – weder Russland noch die Ukraine. Er sieht Chancen (und die Notwendigkeit) für diplomatisch zu schließende Kompromisse – vielleicht durch Vermittlung der Türkei, Indiens oder der UNO. Ziemlich abgeklärt weist der General darauf hin, dass die Ukraine bis dahin auf westliche Unterstützung angewiesenen ist, auch natürlich auf militärische. Aber ganz ohne schneidigen oder gar kriegslüsternen Ton. Halt wie jemand, der offensichtlich weiß, was Kriegsführung bedeutet.

Ganz im Gegensatz zu den GRÜNEN, die innerhalb kürzester Zeit eine Wandlung vollzogen haben von einer naiv-pazifistischen Partei zu einer Partei des Kriegsgeschreis! Und des Maulheldentums! Da kann einem Frau L. in ihrer Naivität fast sympathisch werden!

Aber eben nur fast!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

Zeit für ein „Ministerium für Wahrheit“, damit kompetente Fachkräfte klären, wann ein junger Mann ein Mann ist oder ein Aktivist oder Chaot. Herbert Grönemeyer hat diese Frage ja auch nicht beantwortet.

https://youtu.be/UEJNMkEr1Ls

Irgendwo las ich, dass es keine jungen Männer waren, sondern Menschen aus Westasien. Nähert sich immer mehr Orwell an, Ozeanien, Eurasien…

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Last edited 1 Jahr zuvor by Heinz Niski
Heinz Niski

Ist das Magnetfeld gekippt? Habe ich gar nicht mitbekommen. Hoffentlich funktioniert mein Navi noch mit diesen neuen Koordinaten.

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Ali-Emilia Podstawa

‚Halbstarke‘ und ‚Menschen aus dem Großstadtmilieu‘ waren es, so formulierten heute die Sprachgestalter aus der heute-Redaktion für die 19.00 Uhr heute-Sendung. –
Klick. Aus.
Zum Glück noch eine Sektflasche im Kühlschrank entdeckt. Die Welt ist seit 19.15 Uhr wunderschön.
So schön wie die WDR-Nebelschwaden, die von den brennenden Autoreifen der Klimaaktivisten im Rheinland stammen. Romantische Klimarettende erzeugen gute Giftwolke. Ich liebe unsere zeichensetzenden Journalistenden. – Übrigens meldet die WAZ gerade: ‚Steinewerfer attakiert wieder fahrendes Auto‘
Woher wollen die so viele Details zur/m Tätigen kennen? Eine Schlagzeile randvoll mit Vorurteilen.
https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/gelsenkirchen-buer-unbekannter-wirft-steinplatte-auf-auto-id237279913.html

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Last edited 1 Jahr zuvor by Ali-Emilia Podstawa