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Was ist noch peinlicher als der inszenierte Trottel-Putsch? Die Berichterstattung darüber! Jedenfalls in Teilen. Das Thema selbst ist, wie vorausgesagt, nach ein paar Stunden schon von nur noch geringem Interesse, gut für eine Art medialer Resteverwertung. So etwa in der WAZ von heute. Der „Putsch“ ist bis auf Seite 6 im Mantelteil gerutscht, hat dort nur noch Randspaltencharakter. Damit das überhaupt noch jemand liest, schlagzeilt die WAZ, die hier lediglich eine dpa-Meldung „nacherzählt“: „Reichsbürger bauten Kompanien auf“. Sprachlich suggeriert das, die Reichsbürger hätten bewaffnete oder paramilitärische Gruppen aufgestellt, angeblich exakt 286 „Heimatschutzkompanien“. Liest man aber nicht nur die Überschrift, klingt es in der eigentlichen Meldung schon anders: Da ist nur noch von „geplanten“ Kompanien die Rede, von „Verschwiegenheitsunterschriften“, von „mehreren Verdächtigen“, die an Schießübungen teilgenommen hätten. In wenigen Zeilen also vom „haben“ zum „hätten“, vom Indikativ zum Konjunktiv II (Irrealis). Fast kleinlaut heißt es dann zum Ende hin, dass es keinen Hinweis darauf gegeben habe, dass ein „Staatsstreich unmittelbar bevorgestanden habe“. Aber die Bedrohung soll groß sein – wegen der „hohen Gewaltbereitschaft“. Wobei nicht gesagt wird, wie man diese Gewaltbereitschaft festgestellt hat und ob sie mit der von bestimmten Hooligan-Gruppen im Fußball vergleichbar ist.
Solche Artikel sind peinlicher als peinlich! Und gefährlich, weil sie deutlich machen, dass der Begriff „freie Presse“ von einigen Machern wohl so verstanden wird, dass man Tatsachen behauptet, die sich aber dann als frei erfunden herausstellen. Stützen der Demokratie sind solche Presseorgane dann allerdings nicht! Und wundern sollte man sich auch nicht, wenn Leute auf die Straße gehen und „Lügenpresse“ rufen! Man macht sich durch solche Beiträge nämlich seine Gegner selber!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Fra.Prez.

Bei der ersten medialen Berichterstattung über Waffenfunde bei den Razzien, wurde tatsächlich eine „Steinschleuder“ aufgeführt. Angesichts der älteren Jahrgänge des Volkssturms vermute ich, dass es ein Ding aus meiner Kindheit sein muss. Astgabel, Einweckgummis, Lederzunge vom alten Schuh, bisken Draht und fertig war die Waffe zum Sturz von Konrad Adenauer. Warum nicht auch heute?

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Be.Voi.

und als politisches Resultat, das sich aus der Geschichte ergeben wird, werden Sie Ihre Steinschleuder abgeben oder zumindest registrieren lassen müssen.comment image

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Heinz Niski

diesen embedded Journalismus haben sie sich vom Irakkrieg der Amis abgeschaut. Das wird denen noch um die Ohren fliegen, diese angebliche Geheimhaltung und Journalisten, die diesen Mist mitmachen und dabei vergessen, dass sie das kritisch begleiten müssen.. egal…

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MichaL

Uiui, Tatsachen behaupten, die sich aber dann als frei erfunden herausstellen?
Wer macht denn sowas? Außer natürlich die, die Herrn Herzmanatus Worte in den Mund legen oder eine Anzahl von nichtleuchtenden Laternen erfinden. Aber das sind ja auch keine Journalisten, sondern ehemalige Kabarettisten…

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Heinz Niski

Wir können dir die Adresse einer Selbsthilfegruppe für Stalker geben. Oder möchtest du nur eine HerrKules Berührungsreliquie haben???

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Mi.Lied.

Euch auf facebok zu lesen sei stalken?
Egal: Wie immer eine Nichtantwort von Euch, schade…

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Heinz Niski
Last edited 1 Jahr zuvor by Heinz Niski
Mi.Lied.

Wie sollte ich denn das Wort Kabarettist betonen, damit es nicht wie Eierdieb klingt?
Falls Du übrigens wirklich denkst, dass nur Journalisten korrekte Dinge schreiben können sollen, nein, das ist auch normalen Menschen möglich. Und falls man Fake-News verbreitet, kann man das durchaus nachträglich richtigstellen. Auch ohne Journalistenschule.

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