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(K)LEBEN FÜR DIE KUNST
Früher, also viel früher, als man, wie meine Mutter zu sagen pflegte, Fett noch mit O schrieb (das muss also noch vor Luthers Bibelübersetzung gewesen sein), also jedenfalls vor der Erfindung künstlicher (synthetischer) Farbstoffe ab dem 18.Jahrhundert, rührte man Farben mit Leim an. Die Farben gewann man aus Naturstoffen, also Pflanzen, Tieren, Gestein. Das Klebemittel, das man benötigte, damit die Farben auf Flächen, etwa in der Malerei, hielten, stellte man aus tierischen Produkten her, so aus Häuten und Knochen, dem Geweih oder Gehörn von Tieren, oder aus Milcheiweiß ( z.B. Quarkleim). Durch die Kombination der Farbpigmente und der Leime entstanden die Farben, mit der die Meister der Malkunst die unsterbliche Gemälde oder Fresken schufen, die uns noch heute beeindrucken. Mit der Entwicklung synthetischer Farb- und Klebstoffe erweiterten sich die Farbpalette, die Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Verwendung der Klebstoffe.
Auch die Menschen, die keine Künstler waren und Bildwerke produzierten, profitierten von der Entwicklung synthetischer Klebstoffe. 1972 brachte Henkel „Pattex“ auf den Markt, 1982 den „Sekundenkleber“ und danach weitere Klebeprodukte. Bald gehörte der „Pattex-Stift“ zur Grundausstattung aller Erstklässler, die von nun an in der Lage waren, ihre Eltern, Geschwister und die gesamte Verwandtschaft mit „Klebebildern“ in den Wahnsinn zu treiben, deren Grundlage neben zerschnittenem Papier immer der Pattex-Stift war.
An diese gesellschaftlich weit verbreite Kunstform der „Klebebilder“ knüpfen nun neuerdings auch Menschen an, die von sich behaupten, die Welt vor der Klimakatastrophe retten zu wollen, weswegen sie sich an bereits vorhandene und öffentlich ausgestellte Gemälde kleben – genauer an deren Rahmen. So in Frankfurt (Städel-Museum: „Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe“ von Nicolaus Pussin ), in Dresden (Gemäldegalerie Alte Meister: „Sixtinische Madonna“ von Rafael) und in Berlin (Gemäldegalerie: „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ von Lukas Cranach dem Älteren). Diese Missachtung von Kulturgütern und Beschädigung der wertvollen Kunstwerke dient natürlich einem höheren Zweck – der Rettung der Welt vor der Klimakatastrophe durch Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit. Oder waren es doch nur die 15 Minuten Berühmtheit, die, so wird es als Ausspruch Andy Warhol zugeschrieben, in Zukunft (also unserer Gegenwart) jeder haben wird? Oder haben diese „Aktivisten“ in ihrer Grundschulzeit wirklich kein schönes Klebebild hinbekommen und wurden von ihren Mitschülern verlacht, weswegen sie sich zur Verarbeitung dieses Traumas als Klebeelement an die Rahmen berühmter Gemälde gepappt haben?
Mich hat jedenfalls diese Aktion, was das Klima angeht, nicht beeindruckt, sondern mich nur veranlasst, mit meinem 450-PS-Boliden vier Runden mit heulendem Motor um den Häuserblock zu fahren, um dem Klima mal richtig eine zu schmieren! Beeindruckt hätte es mich, wenn die „Aktivisten“ nach Moskau gefahren wären, sich mit einer Hand an der Kreml-Mauer festgeklebt und laut gerufen hätten: „STOP THE WAR, Mr. Putin“. Oder auch, um Putin zu verwirren: „Finger im Po, Mexiko!“
Das wäre ne Sache gewesen!
Ich hätte glatt drei Tuben Pattex finanziert!

*hollow (Adj.): hohl, leer, dumpf, bedeutungslos

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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