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Es war einmal ein Land, das wenig Licht hatte, weshalb es Licht in großen Lederschläuchen aus dem fernen Land der Bären holte. Weil es viel Dunkelheit gab, schickte man viele Ochsenkarren mit vielen Lederschläuchen auf die gefährliche Reise, denn überall gab es Wegelagerer, Raubritter, Strauchdiebe, die neidisch waren, dass so viel Licht so günstig ins Dunkeldämmerland kam. Die verlangten einen 10ten oder stahlen manchen Ochsenkarren zum Behufe des Goldspinnens. Andere wiederum hatten viel mehr Licht, als sie selber brauchten. Das stank zwar böse wie ein Abtritt und wie faulendes Rattengedärm, auch war es viele Monde entfernt und gar sehr beschwerlich in Schläuche zu füllen, aber das Land war mächtig und weitsichtig wie ein Adler und sagte: „entweder du nimmst unser Stinklicht oder wir kaufen nie mehr eure schnellen Treidelflöße.“ Das Dunkelland war berühmt für seine schnellen Treidelflöße, weil man im Dunklen viel Zeit zum erfinden von schnellen Flößen hat.

Da war die Not groß und Heulen und Zähneklappern und Wehklagen hub an. Manche gar freuten sich und sagten: „wir brauchen kein Licht“ oder „Treidelflöße sind dummbatzig“ oder „auf Land fließt es sich besser“ oder „wir wollen jetzt Schlitten bauen, der Winter steht vor der Tür.“

Der weise Königin war sehr verzweifelt und schickte seine Boten aus und ließ verkünden: „wer einen Rat weiß und uns vor Stinklicht und Blutlicht bewahret, der bekommet meine hübsche Tochter Genovevia zur Frau oder zum Mann und die Hälfte des Mondes dazu.“

Dies hörte das tapfere Esspedälein und kam Geschwind mit einer List geeilt. „Wie wäre es,“ so sagte das tapfere Esspedälein, „wenn wir die Lichtschläuche nicht mehr selber kaufen, sondern dies die Untoten des Stiftlingslandes machen lassen? Die kann man nicht bestrafen, weil Untote weder Schmerz, noch Hunger, noch Leid verspüren und wir könnten Treidelflöße und Schlitten verkaufen.“

Gesagt, getan. Das Esspedälein nahm tapfer Mond und Frau zum Mann und so wohnten sie  zu zweit am Nordstromland, nahbei den Untoten und alle hätten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage gelebt, wäre da nicht ein großes Unglück über sie gekommen.

Das Volk murrte und rief: „wir wollen weniger Licht und zwar sofort.“ Die Fürsten scharrten mit den Füßen und sprachen: „wir wollen das Bärenlicht nicht mehr, wir wollen Stinklicht und Blutlicht, wir wollen Giftlicht und Knalllicht.“ Und die Strauchdiebe und Wegelagerer riefen: „sehet her, sind wir nicht die Guten und sind jene dort nicht Böse? So gebet uns denn nun von eurem Bärenlicht, welches so günstig ist, damit der Bär auf immer im Winterschlaf versinken möge.“

Da zeigte der Bär seine Pranke und ein großer Sturm hub an und blies und wehte und der Himmel verdunkelte sich und eine Kälte breitete sich aus und legte sich über die Länder.

Das Volk war begeistert und feierte und aß und trank und tanzte und sang und lobte die weisen Fürsten und trank Blutsbrüderschaft mit den Strauchdieben und rief: „wollten wir nicht immer schon weniger Licht? Und belastet uns Reichtum nicht? Und hat nicht das letzte Hemd keine Taschen?“

Und so feierten sie und feierten und wenn sie nicht gestorben sind, so feiern sie noch heute.

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Von Heinz Niski

Handwerker, nach 47 Jahren lohnabhängiger Arbeit nun Rentner. Meine Helden: Buster Keaton, Harpo Marx, Leonard Zelig.

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