„The Impact Company
BIPoC Diversity, Audience and Culture Consulting
Als Unternehmen, das von deutschen BIPoC (Black, Indigenous, People of Color) Expert:innen aus den Bereichen Policy, Medien, Marketing, Community Building, Operations, Produkt und Brand Management gegründet und geführt wird, spezialisieren wir uns darauf, Unternehmen durch den kulturellen Wandel hinzu Diversity, Equity & Inclusion (DEI), Anti-Rassismus, kultureller Relevanz und Purpose zu führen. Unser Ansatz zentriert dabei Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Empathie, wodurch wir wirtschaftliche Risiken für unsere Kund:innen minimieren und Innovationskraft, Wirtschaftlichkeit und Markenattraktivität maximieren.“
(https://www.theimpactcompany.de/ueber-uns/)
Soweit alles klar?
Wenn nicht, dann versuche ich zu helfen, wobei ich kein BIPoC bin und wenig Ahnung habe von Policy, Operations, Brand Marketing, Operations oder Community Building im Kontext von Diversity, Equity und Inclusion oder gar Purpose.
Aber eigentlich ist das alles recht einfach: Was hier auf dem Kothurn einer aufgeblasenen, mit Anglizismen oder in billigem Denglisch, politischen Versatzstücken, Zuckerwatte mit woker Geisteshaltung und Genderismus durchsetzten Sprache einherschreitet, preist zunächst einmal ein Geschäftsmodell an. Das besteht darin, der Kundschaft einen zeitgeistigen Anzug zu verpassen, um Gewinne zu maximieren und Risiken, nämlich die eines shit-storms, der die Marke, das Produkt oder das Unternehmen in ein schlechtes Licht rückt, zu minimieren.
Noch schlichter: Wenn ihnen demnächst in einer Auto-Reklame ein Pärchen, zwei Männer und ein Kind oder zwei Frauen und ein Kind (alle farbig), begegnen, und sich zum Abschied küssen oder wenn sie in einem Möbelkatalog zwischen furnierten Bücherregalen auf Pressspanbasis nur noch PoC finden, aber keinen lesenden alten weißen Mann oder in einem Bahnabteil keine weiße alte Dame mehr sitzt, dafür aber der Zugbegleiter (m,w,d) sichtlich schwul, trans, bisexuell, auf keinen Fall aber hetero ist, und dies alles drastisch herausgestellt wird (also eben gerade nicht wie selbstverständlich wirkt), dann war als Beraterfirma irgendeine Truppe wie die von „The Impact Company“ am Werke.
Noch kürzer: Anti-Rassismus und woker Zeitgeist als Verkaufsmasche, wobei ich ja schon Freude daran habe, wenn sich Menschen anmaßen zu beurteilen, wann etwas anti-rassistisch oder rassistisch ist, alleine auf der Basis der Behauptung, sie seien Expertinnen auf diesem Gebiet (wobei die zwei(!) auf der Webseite vorgestellten Mitarbeiterinnen zugleich die Gründer der Firma sind und als Expertise schon mal nicht Bio-Deutsche sind, also keine Kartoffeln). Wobei für diese Experten natürlich völlig klar ist, siehe die Auflistung oben, dass es zwar Rassismus von Weißen gibt, aber nicht gegenüber Weißen.
Aber die Expertinnen von „Impact“ können noch mehr, nämlich Literatur, besonders Theaterstücke, „rassismuskritisch“ analysieren:
„The Impact Company wurde vom Berliner Ensemble beauftragt, das Stück „Der Diener zweier Herren“ des Regisseurs Antú Romero Nunes, basierend auf dem Originalstück von Carlo Goldoni aus dem Jahr 1746, rassismuskritisch zu bewerten. Entlang mehrerer Indikatoren wie Sprachen und Ausdrucksweisen der Figuren, Darstellung einzelner Charaktere und dem geographischen bzw. historischen Kontext hat The Impact Company untersucht, ob und inwieweit Unterdückungssysteme reproduziert werden. Dabei lag der besondere Fokus auf der Darstellung der Charaktere als Bewohner:innen der US-Südstaaten.“
(Quelle: wie oben)
Bei dieser antirassistischen Bemühung verrutscht den Expertinnen einiges – und damit meine ich nicht die schludrige Endredaktion ihres eigenen Textes (fehlendes „r“ in Unterdückungssysteme, weiter oben „hinzu“ statt „hin zu“), sondern die Unfähigkeit (oder den Unwillen), Sachverhalte genau zu erklären. Wenn die Expertinnen sich am Original von Goldoni orientiert haben wollen (Hut ab, dass sie Italienisch können!), dann sollte ihnen aufgefallen sein, dass die Komödie, die als Höhepunkt der Commedia dell arte gilt, im Original nicht in den Südstaaten spielt, sondern im Venedig des 18.Jahrhunderts, dass also folglich hier eine Transformation durch den Regisseur vorgenommen worden ist. Und aus „Diener zweier Herren von Goldoni (in italienischer Sprache) ist am Berliner Ensemble nun „INVISIBLE AGAIN“ (in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln) geworden.
Auf der Seite des Berliner Ensembles lesen wir: „Ausgehend von den Masken und Klischees der Commedia del arte, der Figurenkonstellation im Diener zweier Herren und der großartigen Komödienkonstruktion von Carlo Goldoni, begibt sich der Abend auf die Suche nach Fragen von Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Heimat und tut dies im leichten Gewand eines Western Noir.“ Deswegen heißt es auch korrekt in der Ankündigung: DER DIENER ZWEIER HERREN NACH CARLO GOLDONI In einer englischen Bearbeitung von Antú Romero Nunes: INVISIBLE AGAIN. (https://www.berliner-ensemble.de/download/document/5127)
Nun kann man natürlich den Standpunkt einnehmen: Venedig oder Südstaaten der USA: Hauptsache Italien! Und Hauptsache, die Anti-Rassismus-Fahne schwenken und den behaupteten Anspruch kultivieren! Und wenn überhaupt, dann wird hier nicht Goldinis Komödie untersucht, sondern ein vom Regisseur Nunes völlig neu geschriebenes Stück, das als Western daherkommt.
Aber das eigentliche Problem liegt meiner Meinung nach woanders: Eines der renommiertesten Theaterhäuser der Republik, gegründet von Bertolt Brecht, meint es nötig zu haben, zwei Leute zu engagieren, die prüfen sollen, ob die Inszenierung rassistische Elemente enthält, die irgendjemandem aus der Gruppe der BIPoCs vielleicht sauer aufstoßen, so dass er oder sie sich verletzt fühlt und deshalb einen shit-storm in Gang setzt (auch hier: weiße Figuren, die klischeebehaftet sind oder rassistisch gezeichnet bzw. dargestellt werden, stören wohl niemanden). Ich will jetzt hier keine langen Ausführungen darüber machen, was Theater generell leisten kann, soll, muss. Aber dass ein Haus, das Regisseure, Dramaturgen, Spielleiter und Experten auf allen Theatergebieten hat, meint, sich Rat von selbsternannten Rassismus-Experten holen zu müssen, ist schon erbärmlich. Und dass mittlerweile mit dem woken Zeitgeist, eine Verlängerung des Jakobinertums in die heutige Zeit, aber in anderer Gestalt, Geschäfte gemacht werden, ist ebenso erbärmlich.
Dieses moderne Jakobinertum ist allerdings nicht nur irgendeine esoterische Veranstaltung oder verschrobene Sektenideologie, sondern greift wie ein schleichendes Gift die Fundamente unseres Wertesystems an. Und dazu gehören u.a. der offene Diskurs, das Aushalten gegensätzlicher Position, der Konkurrenzkampf von unterschiedlichen Überzeugungen, der Meinungsstreit! Hier ein verhülltes Denkmal, dort eine zensierte Wandmalerei oder eine gesprengte oder von vornherein abgesagte Lesung, weil einigen Aktivisten die Positionen des Vortragenden nicht gefallen, dort die Diskreditierung von Schriftstellerinnen und Schriftstellern (Rowling, Tellkamp), hier Straßenumbenennungen und dort das freiwillige oder unter Druck durchgeführte Verbot, einen blödsinnigen Schlager zu spielen. Das ist das genaue Gegenteil! Die – häufig bis fast immer – humorlosen und moralinsauren modernen Jakobiner wollen uns gerne sagen, wie wir glücklich zu leben haben, was wir denken sollen , wogegen wir zu sein haben und wofür wir sein sollen. Die alte Guillotine aus der Zeit Robespierres, die noch ehrlich vor aller Augen ihre blutiges Geschäft betrieb, ist ersetzt worden durch das schleichende Gift einer geistigen Bevormundung, einer Infiltration durch „Wissende“, die uns sagen, was als „korrekt“ zu gelten hat.
Dabei ist das entscheidende Moment der Ausschluss einer Mehrheit durch die wissende (korrekte) Minderheit, die immer schneller, immer drastischer, immer schriller neue Ansprüche und Forderungen stellen muss, um sich nicht totzulaufen. Das war schon in der Französischen Revolution so unter den Jakobinern und Robespierre. Zur Zeit der Schreckensherrschaft stand die Guillotine nicht still, bis Robespierre selbst sie ohne Gerichtsverhandlung besteigen musste. Am 28.7.1794 wurden er und 21 seiner Anhänger durch die Guillotine enthauptet.
omg!
dauert schon länger als der „Summer of Love“ – hat aber bisher weder einen Welthit hervorgebracht, noch irgendeine andere kulturelle Leistung. Außer Zensur unter dem Deckmantel von „Empathie“ ……. https://youtu.be/y4G3KPP1Nts
„Achtung! Jetzt kommt ein Karton!!!!“ Dann hätte ich weitergelesen…
https://www.youtube.com/watch?v=EshRTkJ7M6A
Wir sind in der Hölle.
?
Wer von Euch hat noch „kothurn“ nachgeschlagen
Oh, Mann! Habe ich da wirklich sprachlich ins Klo gegriffen? Mir schien die Redewendung vom sprachlichen Schreiten „auf dem Kothurn“ passend im Zusammenhang mit dem Theater (Berliner Ensemble) und der aufgeblasenen Sprache und der Selbstbeschreibung der zwei Impact-Leute.
Damit niemand zum Nachblättern gezwungen wird: Im „goldenen“ Jahrhundert Athens (500 vor Christus) hatten Tragödien und Komödien ihre Blütezeit. Allein Sophokles werden über 120 Theaterstücke zugeschrieben, von denen aber nur sieben als Texte erhalten sind. In den großen Arenen, den Spielorten, regierte eine andere Spielweise als heute. Individueller Ausdruck war aus zwei Gründen nicht angezeigt: die Schauspieler bzw. ihre Figuren repräsentierten Rollenmuster, bestimmte Haltungen und Einstellungen, nicht aber einen Charakter. Sie vertraten bestimmte Positionen, also etwa eine Einstellung gegenüber göttlicher und menschlicher Macht. Zweitens gab es ein funktionales Problem, nämlich die Verständlichkeit, die Akustik. Beides zusammen fand eine (technische)Lösung: die Figuren wurden stilisiert durch ihre Kostüme und Masken, die mit einer Art Sprechtrichter zur Verstärkung versehen waren. Und man vergrößerte die Figuren (die Schauspieler) durch einen „Plateauschuh“, den Kothurn. Mit diesem Schuhwerk war das Gehen eher ein Schreiten, passte also auch gut zur stilisierten Sprache. Die Redewendung („auf dem Kothurn schreiten“) ist heute aber eher negativ besetzt – meint also gekünsteltes, überzogenes, abgehobenes, aufgeblasen-unangemessenes Sprechen.