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Wenn eine Laienspielschar versucht, Meisterwerke genialer Profis nachzuspielen, dann muss der zur Wirkung gelangende Dilettantismus in reinster Form, also in seiner ganzen unterirdischen Beschränktheit, den gesunden Menschenverstand zwangsläufig beschämen, weil die Grenze zur Peinlichkeit durch die klägliche Darbietung schmerzhaft überschritten wird.
Das war gestern nicht anders im Hohen Haus, der Herzkammer der bundesrepublikanischen Demokratie!
Da hatte man den Eindruck, die Abgeordneten versuchten sich an Monty Pythons „Die wunderbare Welt der Schwerkraft“ aus dem Jahre 1971, also der verfilmten Sammlung von rund 40 Sketchen aus den frühen Fernsehsendungen der Pythons. Die einzelnen Sketche gehen in diesem Film bekanntlich – ohne einen gemeinsamen roten Faden zu haben – ineinander über, wobei als Verknüpfungselement, abgesehen von einigen Trickfilmen von Terry Gilliam, immer wieder, zumeist in einem absurden Ambiente oder Kostüm, John Cleese auftaucht und den Satz äußert: AND NOW FOR SOMETHING COMPLETELY DIFFERENT!
Im Mittelpunkt stand gestern der Sketch „Upper Class Twit oft he Year“ (Die Weltmeisterschaft der Oberschichttrottel) mit Disziplinen wie Anteilnahme heucheln, frenetisch klatschen, Betroffenheit demonstrieren, aufstehen und wieder hinsetzen, Schleifen in den Farben einer Landesflagge tragen, einem Präsidenten und Gast die kalte Schulter zeigen, zur Tagesordnung übergehen und über Nebensächlichkeiten schwatzen.
Vorausgegangen war der Performance der Laienspieler ein durchaus hochemotionales Solo eines ukrainischen vormaligen Comedy-Profis, der vor einiger Zeit ins ernste Rollenfach gewechselt war und einen Monolog hielt, der durchaus an Passagen aus Dramen Shakespeares erinnerte. Nach dem Ende dieses bewegenden Vortrags nahmen sich die darstellenden Dilettanten aber nun nicht etwa die Zeit, über das Gesehene und Gehörte zu sprechen und eine Haltung dazu einzunehmen. Nein, kaum war der Profi von der Bühne verschwunden, machte eine Frau, die der Schar vorsaß, sich anheischig, Glückwünsche zu verlesen, zur selbstgewählten Sketchauswahl überzuleiten und so zu tun, als könne sie damit die Meisterschaft eines John Cleese auch nur annähernd erreichen.
Was aber natürlich nie der Fall sein wird!
Wobei die Ansammlung von Trotteln der Trottelgruppe im Film, was deren Blödheit angeht, durchaus nahekommt. Weil sie sich selbst spielen!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Fra.Prez.

Ein groteskes Bild, was der Welt gestern geboten wurde. Wenn ich heute an das „Hohe Haus“ denke, als es noch im piefig kleinstädtischen Bonn mit einer angemessenen Zahl Mandatsträgern angesiedelt war, bekomme ich wohlig warme Erinnerungen, was Stil und Etikette betrifft (…selbst Herbert Wehner konnte staatstragend sein). Die Grundregeln des politischen Anstandes waren intakt, auch wenn mich das damals, als „Langhaariger“, anödete. Damals war es selbstverständlicher und nicht auffällig, wenn Politiker noch Verantwortung für ihr Handeln trugen, Fehler eingestanden und ggf. den Rücktritt einreichten. Rudolf Seiters war so jemand. Das selbstgerechte und -verliebte Getöse heute, verbunden mit der existenziellen Frage vieler handelnden Akteure „wie komme ich aus der Schußlinie wegen meiner Versäumnisse und rette Amt wie Pension?“ ist ja nicht erst seit Andy Scheuer selbstverständlich. Beispielhaft für diese Form der penetranten Uneinsichtigkeit bot gestern Abend bei „Lanz“ die Bundesministerin Schulze. Im Bezug auf die Blamage zur Selensky Ansprache verteidigte sie den stummen Kanzler und das respeklose Prozedere mit Zähnen und Klauen. „Unverschämtheit“ rief sie dem fragenden Lanz zu, als er sicht nicht mit der dämlichen Schulz Argumentation zufrieden geben wollte. „Ein Parlament muß auch zuhören können“ lautete ihre Verteidugungslinie, die ein Andy Scheuer nicht hätte besser darlegen können. Ich hatte als Zuschauer auch genau zugehört. Was mir blieb war das schwallartig Erbrochene vom Teppich zu wischen.

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Ro.Bien.

Schlimm is ja, es nützt nix, sich aufzuregen – die Posten bleiben besetzt – die Pension weiter sicher.

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Ro.Bien.

Es sei denn – wir schwingen uns endlich auf und bewerfen sie wenigstens mit faulen Eiern.

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Fra.Prez.

bin dabei

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Mar.Kol.

 und wer musste den Teppich reinigen ? Bestimmt nicht du sondern Klaudia …

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Fra.Prez.

nee, mein Lieber, da kennst Du aber mich schlecht

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Klau.Hol.

Von B.M.?

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Klau.Holl.

ganz deiner Meinung.
Im übrigen habe ich vermutet, dass Du das geschrieben hast. Wortwahl und klare Haltung, hat mir gut gefallen. Und nicht weil Du dem Merz Recht gibst

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To.Kli.

Der Mann ist Schauspieler, kein Politiker. Das wurde in den vergangenen 3 Wochen sehr deutlich! Sorry, bin da hart. Aber es ist nicht SEIN Drehbruch, sondern das Drehbuch „westlicher“ Interessengemeinaschaften.

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Fra.Prez.

Quatsch

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Fra.Prez.

…und das von Aliens der Andromeda Galaxie

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To.Kli.

Jau, und das von Robbi, Tobbi und das Fliewatüütcomment image

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Fra.Prez.

 ah ja, zumindest hat er die Kindersendung gesehen und nachhaltig verarbeitet. Braver Junge!

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To.Kli.

Sehr erwachsen ist sein Dialog auch nicht. Möge er mit den Kindern in seinem Alter einen einen fruchtbareren Diskurs halten könnenncomment image

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To.Kli.

Wenn das eigene Leben scheiße ist, dann sucht man halt nach Helden, mit denen man sich identifizieren kann…

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Fra.Prez.

Von welchem Küchenkalender lesen Sie Ihre Weisheiten ab?

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To.Kli.

Na immerhin erkennen Sie es als Weisheit. Ihre Kommentare lesen sich so, als hätten Sie die von benutztem Toilettenpapier abgeschrieben. Und jetzt waschen Sie sich mal brav die Hände oder putzen Sie sich den Mund ab und gehen mit dem Hund raus. Wenn der sein Häufchen gemacht hat können Sie mir gerne daraus vorlesen.

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Fra.Prez.

Genau diese fäkale Gedankenwelt durfte man von Ihnen erwarten. Ziemlich peinlich…

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To.Kli.

wenn man Scheiße erkennt muss man Scheiße als Scheiße benennen. Es ist ja Ihre Scheiße, nicht meine.

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Ro.Bien.

Offensichtlich habe ne Reihe Herren hier im Blog ihre anale Phase nie hinter sich gelassen. Da erspart sich das Ernstnehmen.

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To.Kli.

Ich empfehle Ihnen eine tiefergehende Auseinandersetzung mit den entwicklungstheoretischen Grundlagen des Scharlatans Freud, wenn Sie sich denn tatsächlich in Zukunft auf die entlarvten Theorien dieses Geschichtenerzählers beziehen möchten. Sie glauben wahrscheinlich auch, dass Frauen, die gerne Fellatio praktizieren, eine orale Fixierung aufweisen. Bilden Sie sich! Es schadet nicht.

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Ro.Bien.

Der Mann ist erstmal fertig ausgebildeter Jurist. was von vielen Grünen/innen mit abgebrochenen Ausbildungen , die gerade unsere Republik regieren, nicht gesagt werden kann. Und talentierter Medienmensch. Sollte zur Kenntnis genommen werden.

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To.Kli.

Jau, geht aber an meinem Kommentar vollkommen vorbei.

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Ro.Bien.

Dann liegts vielleicht am Kommentar.

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To.Kli.

Natürlich… das Problem liegt immer bei den anderencomment image

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To.Kli.

Doch, er ist eben genau so ein Politiker wie die, die wir hier haben. Nun sind alle kritischen Medienberichte über ihn vergessen oder werden gar relativiert mit Einleitungstexten, in denen zu lesen ist, dass es sich um Texte VOR der russischen Aggression handelt. Nun macht der Krieg ihn zu einem Helden, wie wir ihn, oder besser: wie ihr ihn auch hier haben wollt. Eigentlich aber ist er eine tragische Figur.

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To.Kli.

Ein großartiger Vorschlag, den Sie gerne für sich selbst beherzigen dürfen.

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Mi.Rob.

Man sieht, dass der „Friedensprozeß“ weiter aufrecht erhalten bleibt.

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der mit dem zweiten Auge

K.G.E. betet und betet und betet und tropft Betroffenheit
https://www.zdf.de/nachrichten/zdfheute-live/bundestag-selenskyj-goering-100.html

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Heinz Niski

It’s the economy, stupid.

Erst Franz Beckenbauer, nun Gerhard Schröder. Hosianna und kreuziget ihn. Katar lässt sich durch Winterfussball weiss waschen, viele edel gesinnte Fussballfans wollen den Spielen, wenn überhaupt, dann nur heimlich zusehen. Da gibt es schließlich Sklavenarbeit, tausende von Toten dadurch, Autokratie, vielleicht schlimmer noch – Despotie, Verbandelungen mit dem Iran, mit Russland, mit Krieg führenden Saudis, gaaaaanz böse all das für Menschen, die als sanftes Ruhekissen ein gutes Gewissen haben (wollen).
Und dann..?
Schock!!
Der gute Mensch und Politiker Robert Habeck ist unterwegs nach Katar!
Entsetzen.
Er will dort Gas einkaufen und uns gute Menschen in die bösen Taten (Sklavenarbeit, Iran Unterstützung, Bomben auf den Jemen, enge Verbindung zu Russland — ach, das wording ist ja nun Putin – Autokratie statt Demokratie, Scharia als Gesetz usw. usw.) verwickeln.
Habeck wird durch unser Gas Geld dort die Unterdrückung der Frauen finanzieren.
Habeck wird durch unser Gas Geld dort die Menschen verachtende Scharia finanzieren.
Habeck wird durch unser Gas Geld ein Regime finanzieren, dass die allgemeinen Menschenrechte, die Menschenwürde ablehnt.
Habeck will uns in Abhängigkeit zu Regimen, Autokraten, Monarchien, Islamisten, Krieg führende Länder bringen.

Diejenigen, die noch gute Menschen sind, stehen nun auf und sagen: Nein! Das wollen wir nicht! Das bringt uns um unseren Schlaf. Das macht uns mitschuldig.

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To.Kli.

Idealismus und Realpolitik klaffen weit auseinander.

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Heinz Niski

das ist mir zu eindimensional. Nennen wir das doch jetzt einfach „Wandel durch Handel“ – da ist für jeden was drin. Die Goethe Institute gendern Katar zu einem woken Lummerland durch, wir schicken Chirurgenteams, die frisch abgehackte Hände wieder annähen, Diverse bilden ein Peace-Corps und bringen Vielfalt und Selbstbestimmung und Empowerment in die Wüsteneien. Alles wird gut. Wir müssen uns nur immer im Klaren sein, dass wir die Guten sind.

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jon doe

Das ist Desinformation. In Katar werden keine Finger oder Hände abgeschnitten. Dort wird nur ausgepeitscht. z.B. bei Ehebruch, Verleumdung, Alkoholkonsum, Diebstahl, Apostasie. Also alles kein Grund, Gas aus Katar zu verweigern.

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Heinz Niski

https://www.heise.de/tp/features/Give-War-a-Chance-6587232.html?seite=all

Interessante Zusammenfassung der Drehungen und Wendungen der öffentlichen Meinungen in den letzten Tagen.

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Heinz Niski

Für mich zwei zentrale Sätze:

Von etlichen Friedensfreunden sind auch Rufe zu hören, den russischen Kampfjets den ukrainischen Luftraum zu sperren. Es obliegt dann pensionierten Generälen, eine militante Moral zu befrieden, die sich gegenüber der bellizistischen Praxis der Regierung auf der Überholspur befindet.

Was kann Deutschland tun, um das Leiden in der Ukraine zu beenden? Bei „Hart aber fair“ rät ausgerechnet ein Ex-Militär zum Dialog mit Putin, während eine Grüne einen Energie-Importstopp fordert. Ein Report aus dem Grenzgebiet zu Polen lässt die Gäste mit den Tränen ringen.

Ich hätte bis vor kurzem nicht daran geglaubt, dass Militärs politisch, strategisch, taktisch mehr Weitsicht haben, als unsere Politiker von CDU über SPD, FDP, Grüne bis zur Linken.

Verkehrte Welt. Zeit

Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben,

einmal aus einer anderen Perspektive erneut anzuschauen.

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Last edited 2 Jahre zuvor by Heinz Niski
Heinz Niski

Neutralität der Ukraine ist das Gebot der Stunde

Zur herrschenden Ukrainophilie, zur neuen Bewegung der „Nato-Linken“ sowie den Herausforderungen der Friedensbewegung. Ein Kommentar von Peter Nowak

Zitat:

Es ist dem Publizisten und Antisemitismusforscher Clemens Heni vorbehalten, darauf hinzuweisen, dass der ukrainische Botschafter Melnyk, am Grab des ukrainischen Nationalistenführers und erklärten Antisemiten Stepan Bandera einen Kranz niederlegte. Eigentlich müsste eine solche Geste eine politische Karriere heute beenden.

Nur wird sie jetzt einfach totgeschwiegen. Das macht die aktuelle Ukrainophilie in Deutschland besonders unangenehm, weil man da immer das Gefühl hat, dass unbewusst da noch die Vorstellung wabert, jetzt könne man die deutsche Niederlage bei Stalingrad doch noch rückgängig machen.

https://www.heise.de/tp/features/Neutralitaet-der-Ukraine-ist-das-Gebot-der-Stunde-6587114.html?seite=all

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Last edited 2 Jahre zuvor by Heinz Niski
Heinz Niski

sieht so aus, als wenn die Apokalypse vor der Tür steht und Einlass begehrt. Ich bin gespannt, wie woke und gendergerecht diese Zeitenwende über uns kommen wird.
https://www.heise.de/tp/features/Der-Ukraine-Krieg-als-Menetekel-6594057.html?seite=all

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