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Liebes Tagebuch!

Eine schöne Arbeitswoche ist schön zu Ende gegangen. Ich hatte einen Pressetermin, der mir viel Freude gemacht hat und ganz entspannt war. Ein schönes Foto morgen in der Lokalzeitung! Ich lache ganz freundlich wegen der Kunst! Für Kunst bin ich ja zu haben. Vor allem für Kunst, die zum Interieur passt. Dekorativ kann sie auch sein, nur nicht zu geschmäcklerisch. Also kein Zwang zur Tiefe, aber doch mit Ausdruckskraft. Eher luftiger Biskuit als schwerer Hefeteig!
Wir haben seit meinem Amtsantritt so eine Reihe mit dem Titel OB goes Art. Da werden in meinem Büro, im Vorzimmer und im Flur Kunstwerke präsentiert, die eine Jury ausgewählt hat und für die ich dann die Flächen zur Verfügung stelle. Diesmal war es eine ganz aktuelle Sache, im Grunde eine Auseinandersetzung mit dem Klimawandel. Die junge Künstlerin zerreißt Seiten aus Katalogen von Reiseunternehmen mit all den bunten Urlaubszielen und setzt die zerrissenen Seiten dann so zusammen, dass daraus Tierbilder entstehen, also sagen wir mal ein Elefant, eine Ziege oder auch ein Riesenkäfer. Und das macht klar, worum es geht, nämlich dass Tourismus die Natur zerstört und bedroht, vom CO2 mal abgesehen! Also, ich hätte nicht gedacht, dass man aus zerrissenen Katalogseiten so eindrucksvoll einen Käfer gestalten kann. Oder ein Nashorn! Am besten hat mir aber das Kapuzineräffchen gefallen. So putzig!
Ich hatte erst ein wenig Bedenken wegen des Titels OB goes Art. Ich mag dieses Pseudoenglisch nicht. Aber hauptsächlich, weil irgendein Sexist bestimmt auf die Idee kommt und blöde Witze macht: Die Kunst sei von einem bekannten Tamponhersteller gesponsert! Dabei schreibt die Firma sich o.b. Aber das ist sowieso ein kleiner Stimmungskiller mit dem OB, das für mich verwendet wird. Das ist mir am Montag passiert. Das spricht so ein Kerl auf dem Flur mich an, kurz vor dem Vorzimmer, und sagt:
Sind sie die Sekretärin von unserem OB? Ich hätte gerne einen Termin beim Frank!
OB bin ich, habe ich geantwortet.
Aber Sie sind doch eine Frau, soweit ich das beurteilen kann! Da können Sie doch nicht der OB sein. Und der Frank schon mal überhaupt nicht!
Bin ich auch nicht. Ich bin DIE OB, verstehen Sie? DIE, DIE, DIE OB!
Dann sind Sie seine neue Frau? Die alte war aber netter!
Da bin ich ins Vorzimmer und habe ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen!
Ach, liebes Tagebuch!

Nashorn hin, Äffchen her!
Wenn ich ganz ehrlich bin:
So ganz wirklich schön war dann die Arbeitswoche doch nicht mehr!
Schlaf gut!
Auf bald, liebes Tagebuch!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Es.Serap.

Wenn ich mich mal einmischen darf, also der Frank der hat ja jetzt nachträglich noch so eine Narrenkappe als Orden bekommen, aber der hat doch nie wirklich mitgesungen. Ich habe die K.W. oder das Tagebuch (hi hi) steppen und singen gesehen bei dieser toten Augen Vorstellung „vereinter Fußball im europäischen Herzen.“ Im Musiktheater. Die kann das. Und die sieht auch besser aus. Und die war die einzige im Foyer, die den Text kannte. Na ja… diese Stellen mit dem Arschleder und so, da habe ich die Britta gesucht, hatte gehofft, dass die passend zum Steigerlied irgendwas kleines Schwarzes hätte und Doppel-Cajal oder ne Leder-Pants. Ach liebes Tagebuch, wenn Politik so menschelnd daher kommt, möcht auch ich wieder häufiger wählen gehen. Ganz liebe Grüße und noch viel Papier wünscht Dir E.S. Bussy.

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anonym

Hier wird gewohnt zersetzend noch so jedes zart keimende Pflänzlein ins Lächerliche gezogen. So weit, so schlecht.

Bei der Betrachtung der genannten Kunst fällt auf, dass diese „Mechanischen Käfer“ eine sehr übergriffige, aggressive, phallische Atmosphäre verbreiten. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass vor allem BürgerInnen in diesem Raum unbefangen ihre Anliegen vortragen können.

#metoo sollte da mal einen unbefangenen Blick drauf werfen.

https://www.waz.de/staedte/gelsenkirchen/warum-gelsenkirchens-ob-mechanische-kaefer-im-buero-schaetzt-id233765037.html

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Klau.Hol.

Ach liebes Tagebuch, ich hätte es nie für möglich gehalten, aber ich vermisse ihn, den Frank B. Wie tief ist das Niveau im Rathhaus gesunken……

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