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Wie wir alle wissen, werden in Wahlkampfzeiten gerne Märchen erzählt – von Gut und Böse, von besseren Zeiten, von fiesen Mächten und guten Rittern, von kommenden Katastrophen und Untergängen und von einer goldenen Zukunft. Das Muster ist immer dasselbe, und die Bösen sind immer die Anderen. Und wir wissen auch: Was da glänzt ist Talmi-Glanz!
Zeit also, echte, gute, alte Märchen einmal mehr, aber anders zu erzählen!

Teil 1:
Wie sich Hänsel und Gretel einmal im Wald (ver-)irrten!

„Hänsel sagte zu Gretel: „Wir werden den Weg schon finden.“ Aber sie fanden ihn nicht. Sie gingen die ganze Nacht und noch einen Tag von Morgen bis Abend, aber sie kamen aus dem Wald nicht heraus und waren so hungrig, denn sie hatten nichts als die paar Beeren, die auf der Erde standen. Und weil sie so müde waren, daß die Beine sie nicht mehr tragen wollten, so legten sie sich unter einen Baum und schliefen ein.“*

Wenn wir nicht wüssten, dass es ein Märchen ist, was uns die Brüder Grimm hier erzählen, und dass dieses Märchen am Ende doch gut ausgeht, nachdem die böse Hexe von Gretel im Backofen verbrannt worden ist, könnte man glatt meinen, dass wir hier etwas von Brabbelbär, alias Hänsel, und Plapperpuppe, alias Gretel zu lesen bekommen. Gut, die haben kein wirklich geschwisterliches Verhältnis, weil sie auch keine Geschwister sind, sondern eine Zweckgemeinschaft. Sie sollen eine Partei zum Wahlsieg und zur Kanzlerschaft führen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die ganze Welt zu retten. Um das Ziel zu erreichen, hat man schlussendlich dem Hänsel die Gretel vor die Nase gesetzt. Und der Hänsel hat anfänglich so getan, als fände er das in Ordnung. Aber nachdem die Gretel wochenlang kein Fettnäpfchen ausgelassen hatte, in das man im Überschwang des vermeintlich sicheren Erfolges treten konnte, hat der Hänsel dann aber doch in der einen oder anderen Quassel-Show preisgegeben, dass ihn das schon gewurmt hat und die Gretel nur deshalb auf Platz eins steht, weil sie die „Frauenkarte“ gezogen hat!
Trotzdem muss der Hänsel natürlich weiterhin gute Miene zum bösen Spiel machen. Und deswegen hat er sich breit schlagen lassen, gemeinsam mit der Gretel ein Klimaschutzprogramm vorzustellen. Und wo macht man das am besten? Natürlich im Wald!

Aber wie nicht anders zu erwarten, denn auf die Gretel ist einfach Verlass, bereitete die Gretel ihrem Hänsel auch hier wieder Ungemach. Durch ihre Orientierungslosigkeit, die eine doppelte ist, nämlich eine geographische und eine sprachliche. Kaum angekommen im Wald, meinte sie, sich als Waldexpertin ausweisen und deshalb sagen zu müssen: „Da ist der Wald hier im Oderbruch anders als der Wald im Süden des Landes.“ So, so, der Wald im Oderbruch ist also anders als der Wald im Süden! Was für eine Binse! So etwa wie: Seehunde sind andere Hunde als Hirtenhunde! Oder: Eine Schwalbe ist auch noch nicht als Meister vom Himmel gefallen! Oder: Kräht der Hahn früh auf dem Mist, muss man noch lange nicht kleinere Brötchen backen!
Das Problem war allerdings, dass sich die Gretel und ihr Hänsel, der deutlich Abstand hielt von ihr, die nicht aus der Geographie kommt, überhaupt nicht im Oderbruch befanden, sondern im Biesenthaler Becken in Brandenburg. Den Mangel an Ortskenntnis könnte man durchaus sogar noch verschmerzen. Könnte man, wenn man nicht wüsste, dass dieser Teil des Waldes zu dem Wahlkreis gehört, in dem Gretel als Direktkandidatin gegen Olaf, den Vergesslichen, antritt.
Nun leben in einem Wald, egal ob im Oderbruch oder im Biesenthaler Becken oder sonst wo,  auch Tiere. Allerdings eher selten Reiher! Die sind nämlich Schreitvögel und bewohnen mit Ausnahme des Nachtreihers, der in den Anden lebt, zumeist eher flache Gegenden in der Nähe von Gewässern (Flüsse, Seen, Sümpfe), wo sie ihre Nahrung finden. Aber irgendwie flatterte ein Reiher durch Gretels Sprachzentrum. Denn als sie die geplante Task-Force für das Klima vorstellen wollte, sprach sie von dem „Hin- und –Her-Gereihere“ der Ministerien.**
Was aber wohl sprachlich gemeint war, war „rumgeeiere“, also eine populäre Formulierung für ein Hin und Her von Argumenten und Standpunkten, ohne wirkliche zu einem Entschluss oder Beschluss oder einer Entscheidung zu kommen. Diese saloppe Formulierung ist jedoch ein politisches Ärgernis, denn die Abstimmung zwischen einzelnen Ministerien wird hier abgewertet, stattdessen soll die Task-Force entscheiden. Ein demokratischer Prozess, wie er sich in unterschiedlichen Positionen einzelner Ministerien ausdrückt, deren Standpunkte in einem Abwägungsprozess bewertet werden müssen, wird hier weggewischt und für überflüssig, ja sogar hinderlich erklärt! Hier zeigt sich (indirekt) ein undemokratischer Hang zum Aushebeln eines Entscheidungsprozesses zugunsten einer autoritären Kommandostruktur!

Aber was ist mit dem Reiher? In der Alltagssprache kennen wir das Verb „reihern“: es steht für „sich übergeben müssen“, „brechen müssen“ , „göbeln“, „speien“ „koddern“ , „kübeln“, „die Fische füttern“ , „Würfelhusten haben“ oder kurz für „kotzen“. Das Wort in dieser Verwendung erklärt sich daraus, dass Reiher (-arten) ihre Jungen durch ausgewürgte Speise ernähren.
Gretels Formulierung eröffnet also zwei Deutungshorizonte: entweder steht der Begriff in ihrer schier endlosen Reihe von Wortverhunzungen, sprachlichen Fehlern und Verdrehern und ist letztlich Ergebnis einer Sprachschwäche, *** oder sie hat tatsächlich „reihern“ gemeint, dann bedeutet dies, dass sie den demokratischen Abstimmungsprozess zwischen Ministerien „zum Kotzen“ findet, was ein äußerst zweifelhaftes Licht auf ihr Demokratieverständnis wirft.

Immerhin haben es Hänsel und Gretel, wie im Märchen, am Ende wieder aus dem Wald herausgeschafft. Und vielleicht hat Hänsel die Gretel am Ende getröstet und so etwas gesagt wie „Immerhin hast du nicht vom Schwarzwald oder Sauerland gesprochen. Und außerdem: Auch andere Politiker haben sich schon mal versprochen. Der ehemalige Bundespräsiden Heinrich Lübke hat bei einem Staatsbesuch in Japan mal die Stadt Osaka mit einem Potenzmittel verwechselt und sie Okasa genannt.“
Und Gretel hat, weil das eines ihrer Lieblingswörter ist, geantwortet: „Ebend!“****

*https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/hansel_und_gretel

**Deutlich zu hören in der Aufzeichnung in Minute 4.05 bis Minute 4.12 auf www.phoenix.de/klimaschutz-a-2246115.html?ref=suche

*** „Wernicke-Aphasiker leiden auf der einen Seite unter Wortfindungsstörungen, bei denen die Wörter in ihrer Struktur und damit Bedeutung stark abgewandelt werden. So werden Silben und Buchstaben je nach Person ausgelassen oder hinzugefügt. Ein einfaches Wort wie Ball wird zum Beispiel zu All. In Folge dieser als Paraphasie genannten Symptomatik kann es auch dazu kommen, dass Aphasiker Wortbedeutungen vollkommen verwechseln.(…)“. (Quelle: https://medlexi.de/Wernicke-Aphasie)

**** Phoenix-Video (siehe ** bei 4.35)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Heinz Niski

So einem Einsatzkommando (Task-Force) wäre doch sicher auch das Ministry of Defence unterstellt. Die haben 20 Jahre in Afghanistan Brunnen gebohrt und Schulen gebaut (Deutschland wird am Hindukusch verteidigt). Das Klima wird in Sibirien (Methan aus Permafrost und Gesteinsschichten), in den USA (Methan aus undichten Frackingbohrlöchern) in Brasilien (Methan aus Kuhmägen) sowie in Afrika (unsere alten Autos mit ausgebauten Katalysatoren) verteidigt.

Da wären dann noch die Kohlekraftwerke in Polen… also ziemlich viele Aufgaben für so eine Task-Force. Haben wir denn schon genug Stromtankstellen unterwegs nach Afrika und Sibirien für die Elektroroller (E-Scooter) der Klimaverteidigungskräfte?

https://www.tagesspiegel.de/wissen/besorgniserregende-entwicklung-in-sibirien-unerwartete-mengen-von-methan-freigesetzt/27476448.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

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Der Kleine Häwelmann

Die Brunnenbohrer sollen wieder zurück, meint Norbert Röttgen.
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https://www.heise.de/tp/features/Eroberungskrieg-der-Taliban-Sorge-vor-einem-Massenexodus-6158526.html
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und Klimaschutz gibbet in China, nich inne PäÄrrDä:
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Professor Jörg Wellnitz von der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und Inhaber einer Professur in Melbourne, hat sich akribisch mit allen Aspekten der E-Mobilität auseinandergesetzt.
Das Ergebnis:
„Sie kann und wird nie so kommen, wie von Industrie und Politik prognostiziert.
In der Volksmeinung ist E-Mobilität eine tolle Sache“, sagt der Professor, „aber sie macht überhaupt keinen Sinn, wenn man sich alle Aspekte des Themas einmal vor Augen führt.“
Für gerade einmal 16 % des klimaschädlichen Kohlendioxidausstoßes ist der Autoverkehr verantwortlich. „Belastender ist da ja schon die Massentierhaltung und die landwirtschaftliche Monostruktur“, so Wellnitz.
Von den großen Containerschiffen auf den Weltmeeren ganz zu schweigen.
330 dieser Schiffe gebe es aktuell.
15 von ihnen produzierten so viel CO2 wie alle 750 Millionen Autos zusammen.
Vom Flugverkehr und den großen Kreuzfahrtschiffen ebenso ganz zu schweigen….
„Bis eine Batterie für einen Tesla gebaut ist, kann man 8 Jahre lang mit einem Verbrennungsmotor fahren (bzw. 200.000 km), um die gleiche Umweltbelastung zu erzielen“, so Wellnitz.
Denn seiner Meinung nach ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Strom zum Aufladen der Batterien – der zudem in der Hauptsache alles andere als sauber produziert wird – ebenso besteuert wird wie Benzin oder Diesel.
Und dann lägen die Kosten für ein Elektroauto bei rund 800 Euro pro Monat.
Und der hat aufgrund der möglichen Ladezyklen eines Akkus in 8 Jahren fast nur noch Schrottwert.
Und das weiß die Autoindustrie nicht?
„Alle wissen es“, sagt Jörg Wellnitz, „aber es geht weder um die Umwelt, noch um die Kunden.“
Warum Hersteller wie Audi, BMW und andere derzeit Milliarden in die neue Technologie investieren, liege ganz wo anders.
„Zum einen lassen sich Milliarden an EU-Fördergeldern kassieren. Daneben bewahren E-Autos die großen Hersteller vor Strafzahlungen wegen Nichterreichens der europäischen Klimavorgaben, da sie mit angeblichen Zero-Emissionsmodellen den Flottenmix nach unten drücken.
„Es geht selbstredend auch um das Markenimage, um ein grünes Mäntelchen und um Technologiekontrolle.“ Man baue die E-Autos im Wissen, dass sie alles andere als die automobile Zukunft seien.
„Es zu machen ist billiger, als es nicht zu machen“, hat mir mal ein Automanager gesagt !
„Es ist sinnlos, aber es kostet weniger.“
Und – so ganz nebenbei – geht es natürlich auch darum, noch mehr Autos zu verkaufen.
1,6 Milliarden Fahrzeuge gibt es heute bereits weltweit.
80 Millionen werden pro Jahr produziert.
Die E-Autos sind für die Hersteller kein Ersatz für Verbrenner, sondern ein Zusatzgeschäft, um als Zweit-oder Drittfahrzeug noch mehr Autos an den Mann zu bringen.
Doch dieses Zusatzgeschäft stößt an seine Grenzen, wenn es um die benötigen Rohstoffe für den Bau von Akkus geht, deren Abbau in Chile (Lithium) und Zentralafrika (Kobalt) nicht nur extrem umweltunverträglich ist und in weiten Teilen mit unvertretbarer Kinderarbeit einher geht.
„Würde Audi den A4 in großer Serie rein elektrisch bauen, müssten sie den halben Weltmarkt an Kobalt leerkaufen.“
Bei VW – so Wellnitz– habe man so eine Rechnung schon mal aufgemacht und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass der Konzern für seine Produktion von E-Autos rund 130.000 Tonnen Kobalt benötigen würde.
Die Weltproduktion jedoch liegt derzeit bei 123.000 Tonnen !
Und die meisten Schürfrechte liegen in China, was, wie Professor Fritz Indra sagt, der auch mal bei Audi beschäftigt war, „einen veritablen Wirtschaftskrieg auslösen kann“.
„Die Chinesen haben sich in Afrika weitgehende Schürfrechte gesichert. Kobalt wird zum Beispiel im Kongo teils unter brutalsten Bedingungen von Kindern aus dem Boden gekratzt“, so Indra.
„Man braucht zudem Graphit, Mangan und Lithium.
Bei all diesen Themen begeben wir uns voll in eine chinesische Abhängigkeit, wir müssen das alles von den Chinesen kaufen.“
Wie für Professor Jörg Wellnitz liefert auch für „Verbrennerpapst“ Indra das Elektroauto „in einer gesamtheitlichen Betrachtung“ keinen Beitrag zum Klimaschutz.
Wellnitz, für den der Dieselmotor nach wie vor der sauberste und umweltfreundlichste Antrieb ist, macht noch eine andere bemerkenswerte Rechnung auf:
Ein Auto-Akku liefert 100 Wattstunden Leistung pro kg Gewicht,
ein Benziner 12.000 Wattstunden und Wasserstoff (für Wellnitz der Treibstoff der Zukunft) 33.000 Wattstunden Leistung pro kg Gewicht.
Würde man eine aufrichtige Ökobilanz aufmachen, basierend auf Preis, Bauraum und Leistung, dann „kommt hinten der Ottomotor raus oder ein kleiner Diesel“, sagt Jörgj Wellnitz.
Und: „Das Wasserstoffauto wird ganz sicher kommen.“

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