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Ich kann mich nicht entscheiden. Habe aber noch zwei Tage Zeit, mir das mit der Bewerbung zu überlegen. Gut, die Ausschreibung betont, dass sie sich vor allem an Studierende richtet und Kenntnisse der Strukturen des Kreisverbandes Leipzig wünschenswert sind. Diese Kenntnisse habe ich nicht. Allerdings habe ich rund 30 Jahre Erfahrung im Kreisverband Gelsenkirchen hinter mir – in ganz verschiedenen Funktionen, besonders in der Ratsfraktion. Ich war sogar mal Oberbürgermeisterkandidat, ja, ich habe mir das zugetraut! Aber enttäuschend wenige Stimmen habe ich geholt. Ich vermute, dass die Hauptgründe für mein Scheitern waren, dass ich meinen Lebenslauf nicht täglich modifiziert und tatsächlich ein Studium abgeschlossen habe (mit 1. und 2. Staatsexamen). Weitere Gründe könnten gewesen sein, dass ich mein Studium durch harte Maloche, zumeist im Akkord, in Gelsenkirchener Fabriken und im Stadthafen finanziert habe und die über 20 Publikationen während meines Berufslebens tatsächlich selbst geschrieben habe. Da hat sicher der eine oder andere potentielle Wähler und vielleicht auch die eine oder andere potentielle Wählerin gesagt: Ne, der hat ja Lebens-und Berufserfahrung, einen ordentlichen Abschluss und kann womöglich 10 Sätze gerade hintereinander sprechen. Das ist uns zu gefährlich.
Gut, das ist Geschichte! Ich bin über die Niederlage hinweggekommen, bin schon lange nicht mehr in Partei- oder Fraktionszwänge eingebunden, kann mir meine Entscheidungen und Meinungen, unbedrängt durch Parteidisziplinwächter bilden, – ein Boris-Palmer-Schicksal droht mir nicht(mehr). Ich folge dem Motto meiner von mir verehrten Hannah Arendt: DENKEN OHNE GELÄNDER!
Soweit alles in Ordnung. Was mich zögern lässt, das ist die Sache mit der Bezahlung, die ein wenig an den Lebenslauf der Kanzlerkandidatin erinnert. Wegen der Korrekturen!
Im Mai wurde noch ein Monats- Salär von 450 EURO ausgelobt – bei einer 40-Stunden-Woche. Macht einen Stundenlohn von 2,81 EURO (450: 160 Stunden, wobei ich aus Erfahrung weiß, dass es bei den GRÜNEN mehr wird als eine 40 Stundenwoche).

In der tagesaktuellen Ausschreibung stehen die 450 EURO nicht mehr drin.
Da heißt es, man bekommt:
„Eine monatliche geringfügige Aufwandsentschädigung“

Aus dem „monatlichen Entgeld“ in Höhe von 450 EURO ist eine „geringfügige Aufwandsentschädigung“ geworden. Gleichgeblieben ist allerdings die Arbeitszeit im Umfang von „bis zu 40 Stunden“ pro Woche.
Jetzt frage ich mich natürlich, ob diese Aufwandsentschädigung reicht, wenn ich die Stelle bekäme, aber mir in Leipzig eine Unterkunft besorgen müsste, für die vielleicht Miete anfällt, und ich auch noch mein tägliches Leben finanzieren müsste.
Und bei irgendeinem dogmatischen Grünen auf dem durchgefurzten Sofa schlafen und zum Frühstück Brötchen bei der Bäcker*in holen und vegane Wurst bei der Metzger*in – das ist auch nicht mein Ding.
Aber ich habe noch bis zum 13.6.21 Zeit, um eine Bewerbung zu übermitteln. Vielleicht könnte ich punkten, wenn ich meine Erkrankungen als Argument für mich ins Feld führe und einfach behaupte, mein Lieblingsgericht sei Leipziger Allerlei. Und augenzwinkernd sage: knick-knack- ich mach´s wie die, die „vom Völkerrecht her“ kommt und viel über tiefgekühlte Hühner als Speicher weiß!
Link zur Quelle: https://www.gruene-leipzig.de/mitmachen/praktika/

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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Di.Niew.

Unbedingt bewerben. Bist ne klassische Minderheit mit Ausgrenzungserfahrung

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