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Heute mit: Glanz und Elend

Einst war es so: Wer in Buer wohnte und sich als echter Bueraner fühlte, sah den Kanal als Trennungslinie an, fuhr deshalb nicht über das Gewässer zu den Brüdern und Schwestern im ärmeren und weniger grünen Süden der Stadt, zu der man sich nicht zugehörig fühlte! Diese Zeiten sind längst vorbei, denn Buer hechelt Gelsenkirchen-Süd mehr oder weniger hinterher – jedenfalls was den Besatz mit verwaisten Ladenlokalen, Handy-Shops und dem Warenangebot überhaupt angeht. Einen großen Schritt, in dieser Hinsicht zu Gelsenkirchen aufzuschließen, tut Buer jetzt: denn nun soll eine Filiale von Woolworth das Angebot bereichern – und Woolworth gibt es in Gelsenkirchen schon längst!
Dass Buer ein kleines Stück zu Gelsenkirchen aufschließt („Buer bekommt wieder ein Kaufhaus“, WAZ), ist prima, denn Woolworth wendet sich, wie es in der WAZ heißt, an „preisorientierte Kunden“.
Und das liegt voll im Trend. Jedenfalls wenn man der FAZ (nicht WAZ) vom letzten Samstag Glauben schenken will. Denn wie die Zeitung, hinter der in früheren Zeiten angeblich immer ein kluger Kopf steckte (Eigenwerbung), zu vermelden wusste, ist „Luxus wieder auf dem Vormarsch“. Und persönlicher Luxus heißt in diesem Fall vor allem Kleidung, Schuhe, Lederwaren, Parfüm und Schmuck von Edelmarken, die – optimistisch geschätzt – in diesem Jahr zwischen 280 und 295 Milliarden Umsatz erreichen können. Und optimistisch können wir da angesichts der zu erwartenden „preisorientierten Kunden“ in Buer auf jeden Fall sein.
Im Trend liegen deshalb durchaus passend die zu erwartenden Preiserhöhungen für Häuslebauer. Die „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“, ein staatlich anerkanntes Institut für Bauforschung, rechnet nämlich damit, dass sich der Bau eines Einfamilienhauses für drei und mehr Personen mit 122 Quadratmetern im Schnitt um rund 40 000 Euro verteuern wird, wobei rund 10000 EURO auf die von der Bundesregierung vorgesehene Verpflichtung zur Bedachung mit Solaranlagen entfallen und rund 30000 EURO auf die Effizienzhaus-40-Standard-Verordnung.
Das sollte aber für einen normalen Häuslebauer kein Problem sein, denn diese Mehrkosten können locker durch preisorientiertes Einkaufen in Buer rausgeholt werden – jedenfalls dann, wenn man mal auf eine „Kelly Bag von Hermès in exklusivem schwarzen Eidechsenleder“ zum Preis von 13000,00 EURO  verzichtet (leider bei Woolworth zur Zeit nicht zu bekommen).
Glanz und Elend gibt es aber nicht nur im Warenangebot, sondern auch in der Bildung und der wissenschaftlichen Erkenntnis. So hat Ricarda Steinmayr, ihres Zeichens Professorin für Pädagogische Psychologie an der TU Dortmund, in ihrer jetzt veröffentlichten Studie „Qualität von Homeschooling“ herausgefunden, dass digitaler Unterricht den Präsenzunterricht nicht ersetzen kann (erste Erkenntnis) und die Qualität des Homeschooling während der Pandemie hochgradig „Glückssache“ war (zweite Erkenntnis), nämlich vom Engagement und der Qualität der Lehrkraft abhing.
Für diese Erkenntnisse hätte es allerdings eigentlich keiner Studie während der Pandemie bedurft. Denn das ist bereits das Ergebnis der 2013 erschienen Studie „Lernen sichtbar machen“ von John Hattie. Der australische Professor für Erziehungswissenschaften (University of Melbourne) hat eine Analyse von über 800 Meta-Analysen zur Effektivität von Lernen und Unterricht vorgelegt (im Original: Visible Learning: A Synthesis of Over 800 Meta-Analyses Relating to Achievment) und als Schlussfolgerung die besondere Bedeutung der Lehrkraft für den Unterricht betont.
Aber es schadet ja nicht, etwas noch einmal zu sagen! Wobei es andererseits schon fast langweilig ist, darauf hinzuweisen, dass Frau A.B. abermals Korrekturen in ihrem Lebenslauf vornehmen musste. So ist z.B. jüngst eine zuvor behauptete Mitgliedschaft im UNHCR (Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen) aus den Angaben verchwunden. Die UNO und ihre Kommissionen sind bekanntlich keine Vereine, denen man einfach so beitreten kann. Das ist so wie mit der Hermès-Tasche aus Eidechsenleder, die es eben auch nicht in der „Wulli“ gibt!
Aber fragen kann man ja mal!

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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