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Der Irrsinn ist bei Einzelnen etwas Seltenes – aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel (F. Nietzsche, 1844-1900)

Gewiss, es wird ein Zufall sein, dass diese beiden Artikel am selben Tag in der Lokalausgabe der WAZ erschienen sind. Da wird niemand Regie geführt haben, aber wenn doch, dann war es ein journalistisch-dramaturgischer Kunstgriff der Sonderklasse, ein Meisterstück kontrastiver Berichterstattung aus den Wirklichkeitszusammenhängen von Abgehängten im sozialen Alltagsgefängnis prekärer Umstände auf der einen Seite  und den luftigen Gefilden der kulturellen Elite in ihren Gedankenpalästen der freien Entfaltung des laufenden Irrsinns auf der anderen.

Schon in den Schlagzeilen findet dieser Kontrast seinen Ausdruck: „Zahl der minderjährigen Mütter ist hochhttps://www.facebook.com/WAZGelsenkirchen/posts/2183794848420578 steht gegen „Musiktheater hinterfragt Rassismus in der Opernwelt“. https://www.facebook.com/WAZGelsenkirchen/posts/2183849971748399

Lesen wir auf der einen Seite von einer großen Zahl von Schwangerschaften junger Mütter, überwiegend vom Balkan stammend, deren Anzahl, bezogen auf 1000 Frauen,  Gelsenkirchen den zweiten Platz in Gesamtdeutschland einbringt. So lesen wir auf der anderen Seite  von zwei „Agentinnen für Diversität“, die am Staatstheater Hannover ihren Wirkungskreis haben.


Am Musiktheater spürte man, so der Bericht, in einer Talkrunde dem Rassismus in Opernwerken nach – etwa in „Madame Butterfly“, „Aida“, „Die „Zauberflöte“ und natürlich „Carmen“. „Carmen“ muss, so vermute ich, für die Diskutanten im MiR sicher deshalb ein rassistisch durchwirktes Werk sein, weil die titelgebende Hauptfigur  bekanntlich nicht nur Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik, sondern zu allem Überfluss, laut Angaben zu den handelnden Charakteren, auch noch ein „Zigeunermädchen“ ist. Und im Chor finden sich nicht nur Stierfechter und Schmuggler, sondern auch „Zigeunerinnen und Zigeuner“ (https://opernfan.de/opern/carmen/183-carmen-oper-handlung.html). Ach Gott, dieser Opern-Rassismus!

Da schlägt das woke Herz nicht im ¾, sondern im Gesinnungstakt. Da schreit es auf das  Herz,  den schwarzen Giftpfeil des Rassismus nicht nur kühl analysierend und erkennend, sondern mit jeder Faser spürend, gleichsam stellvertretend für die Opfer des Rassismus an sich selbst schmerzhaft empfindend! Mit welcher Konsequenz? Nun, in Fällen als rassistisch eingeschätzter Textelemente sah man in der Runde der Talkenden  „Möglichkeiten für Eingriffe“ u.a. in Form von „Streichungen von Textstellen“. So bekämpft man also den Rassismus: man greift in überlieferte Literatur und alte Opernwerke ein und streicht die inkriminierten  Textstellen!

Das ist nichts anderes als eine Methode der Zensur, der gedankenpolizeilichen Intervention. Eine Methode der Zensur, die es schon so lange gibt, wie es überhaupt Literatur gibt und in der NS-Zeit und der kommunistischen  DDR, der bravsten Tochter der UdSSR,  ebenso gerne wie vielfach angewendet wurde und in Staaten wie China, Russland und Nordkorea auch heute noch gerne angewendet wird, um falsche Gedanken gleich welcher Art, in schriftliche Form gesetzt, zu unterdrücken. Denn was nicht geschrieben ist, das existiert auch nicht (mehr), so offensichtlich die weit verbreitete Auffassung der Zensoren. Ob im Stasi-Hauptquartier oder beim Streichkonzert in einer MiR-Diskussionsrunde:  Die Tätigkeit des Streichens von Wörtern und Begriffen, die beim Talk im MiR vorgeschlagen worden ist, ist übrigens die Tätigkeit von Winston Smith, der Hauptfigur in Orwells Roman „1984“. Sie besteht darin, im ministeriellen Auftrag aus Zeitungen, Dokumenten und anderen Schriften Wörter zu entfernen, die nicht mehr korrekt sind, weil sie der gegenwärtigen „Parteilinie“ nicht mehr entsprechen.


Nun gibt es neben der Fantasiezigeunerin und literarischen Figur Carmen auch ganz echte Vertreterinnen dieser Volksgruppe, die unter uns lebt, (häufig) vom Balkan kommt und heute – politisch korrekt –  „Sinti und Roma“ genannt werden soll (wobei nicht alle Angehörigen dieser Kultur sich gerne so bezeichnen lassen). Die Begrifflichkeit wird im WAZ-Artikel allerdings vermieden. Dass es sich bei den jungen Müttern überwiegend (nicht nur!!) um „Carmens“ handelt, geht nicht nur aus der geographischen Angabe „vom Balkan“ hervor, die gerne für diese Volksgruppe gewählt wird, sondern auch aus den Zahlenangaben: Konkret in Zahlen heißt das: Im Jahr 2020 waren von den insgesamt 52 jungen Müttern, für deren Kinder die Stadt eine Amtsvormundschaft hat, 24 rumänischer Herkunft,  neun deutscher Herkunft, vier serbischer und drei bulgarischer Herkunft. Zwölf weitere junge Frauen werden unter „andere“ geführt. Für das Jahr 2021 weist die Stadt bislang folgende Zahlen aus: Zwölf junge Mütter sind rumänischer Herkunft, neun aus Deutschland, aus Bulgarien vier und Serbien zwei.“

Ein großer Teil der Sinti und Roma, die bei uns leben, sind Staatsangehörige  Serbiens, Bulgariens und vor allem Rumäniens. Eines der großen Probleme ist der Umstand, dass die jungen Mütter dieser Gruppe  nach der Geburt ihrer Kinder den Schulbesuch nicht wieder aufnehmen, so etwa im Jahre 2021 von dieser Gruppe bisher keine einzige. Dass das Jugendamt diese jungen Frauen mit seinen Angeboten und Hilfen erreicht, ist, so Referatsleiter Schreck,  „nicht immer sichergestellt.“

Zwei Welten stehen sich, geronnen in den beiden Artikeln,  hier gegenüber: einerseits die Welt des Hochgeistigen, wo man in schwerer Gedankenarbeit Texte durchforstet, um sie von „rassistischen Elementen“ zu purifizieren. Auf der anderen Seite die realen und tagtäglichen Probleme einer gesellschaftlichen Minderheit (teilweise übrigens auch ausgebeutetes Element eines kriminellen „Geschäftsmodells“), die der Unterstützung und der täglichen Anstrengung städtischer Dienststellen bedarf, um den sozialen Unterhalt dieser Gruppe zu gewährleisten und sie, einfach gesprochen, nicht ganz zu verlieren und ihr vielmehr eine  Chance auf gesellschaftliche Teilhabe, etwa über Bildung, zu bieten.

Ob die „Rassismusforschenden“ und „Agentinnen für Diversität“ im MiR auch die diversen Lebensumstände junger Mütter „vom Balkan“  im Blick haben, die sich sicherlich von den eigenen deutlich unterscheiden, kann ich nicht beurteilen. Ob sie Kontakt mit den realen „Carmens“ haben, die mitten unter uns leben, weiß ich nicht. Ob sie also „Alltagsrassismus“ und die reale Welt im Blick haben oder nur die „Zigeuner“ des Opernlibrettos, mag dahingestellt sein. Aber ganz offensichtlich trauen sie ihrem Publikum nicht viel zu! Denn sie unterstellen den im Parkett und auf den Rängen Sitzenden ja wohl,  nicht  in der Lage zu sein, Operntexte und Figuren im Kontext ihrer Entstehungszeit zu sehen, literarische Topoi zu verstehen, Klischees als solche zu erfassen und Begriffe, Sätze, Charakterzeichnungen nicht auf ihren Gehalt zu überprüfen, so dass man ihnen diese Elemente „wegnehmen“ muss wie man kleinen Kindern die Tüte mit Süßigkeiten wegnimmt, damit sie sich nicht den Magen und die Zähne verderben. Und so marschieren oder stolpern sie auf  der schiefen Bahn der Denkungsart, ohne es zu merken, als Hilfstruppen einer Gesinnungspolizei durch die Opernwelt – und fühlen sich als moralisch überlegene Menschen dabei! Und diese Moral  steigt ihnen zu Kopf und in die Seele wie die Wirkung des Zigarettentabaks, von dem die Arbeitskolleginnen Carmens in der Oper singen:

ZIGARRENARBEITERINNEN.
In der Luft folgen wir mit
den Augen dem Rauch,
der zum Himmel
aufsteigt,
wohlriechend aufsteigt.
Das steigt angenehm
zu Kopfe;
ganz sanft versetzt das eure Seele in festliche Stimmung.

Nachtrag:

Das Musiktheater im Revier (MiR) arbeitet zurzeit an einer Inszenierung von Georg Friedrich Händels (1685-1759) Oper „Guilio Cesare“, in deren Mittelpunkt das Liebespaar Cäsar und Kleopatra steht. Kleopatra, die Herrscherin über eine Sklavengesellschaft, die auf der Ausbeutung und Erniedrigung Gefangener und Unterdrückter beruht, und Cesar, der Eroberer und Zerstörer ganzer Reiche, als  Hauptfiguren, denen das Publikum auch noch zujubeln soll!? Sofort vom Spielplan absetzen! Sklaven- und Kriegstreiber!

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 Zitate aus der WAZ, Lokalteil Gelsenkirchen, vom 22.3.2021(Papierausgabe) kursiv und im Fettdruck. Die Artikel sind auch online gestellt (WAZ plus)

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Von Bernd Matzkowski

geb. 1952, lebt in GE, nach seiner Pensionierung weiter in anderen Bereichen als Lehrer aktiv

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17 Kommentare
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Übertrag aus der WAZ Facebook Diskussion

Übertrag aus der Facebook Diskussion zum WAZ Artikel über Rassismus an der Oper
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Heinz Niski
Oper ist eine Kunstform, die sich mir nur schwer erschließt, umso mehr Respekt hatte ich bisher vor dem kundigen Publikum und den Akteuren. Wenn ich nun lese, dass diese die Texte nicht in ihren historischen Zusammenhang stellen können und darüber hinaus noch Nachhilfe von Agentinnen für Diversität benötigen, weicht meine Ehrfurcht und macht Platz für ein starkes anderes Gefühl. Das wird aber glücklicherweise etwas dadurch abgefedert, dass es neue Stellen und Arbeitsplätze gibt. Blackfacing Beauftragte z.B. – Mozart und Puccini sei Dank, ein paar Arbeitslose weniger auf der Straße.
Gab es eigentlich schon Metoo Lehrveranstaltungen im MiR?

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Ro.Bie.
Bekomme mittlerweile allergische Reaktionen, wenn ich Rassismus als Wort höre. Aber lassen wir das. führt zu nix. Aktuell gibts jemanden aus Frankreich, der das „Gedankenpolizei“ nennt und darüber ein Buch geschrieben hat. Das geht in die richtige Richtung.
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Heinz Niski
bis diese Welle durch die Sozial- und Kulturindustrie durchgeschwappt ist, wird sich einiges in dieser Gesellschaft grundlegend verändert haben. Freiheit der Kunst setzt auch furchtloses, freies Denken voraus. Wehner würde jetzt vielleicht sagen … aber die Herr*I*nnen Künstler baden lieber lau… so in einem Schaumbad.
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So.Tie.
Übersicht Rezensionsnotizen. https://www.perlentaucher.de/buch/caroline-fourest/generation-beleidigt.html
„Wie genau es aber dazu kommen konnte, dass ursprünglich linke Ideale wie Diversität und Aufgeschlossenheit sich in ihr Gegenteil verkehrten, schafft sie leider nicht einleuchtend zu erklären, so der abwägende Rezensent (in der NZZ).“
Pascal Bruckner findet in seinem Buch eine Antwort: „Bruckners These von einer sich mit den „Verlierern“ solidarisierenden intellektuellen französischen Linken, die „Religionskritik zum Rassismus umfunktioniert“, erklärt die Entstehung laut FAZ-Rezensent.
„Bruckners Essays begreift [die Rezensentin der taz] als Streitschrift wider den pauschalen Rassismusverdacht von links. Bruckners Einwände gegen den politischen Islam verbunden mit dem Wunsch, sich mit liberalen Muslimen zu verbinden und gegen die Attentate politischen Willen zu zeigen, kann sie nachvollziehen.“
https://www.perlentaucher.de/buch/pascal-bruckner/der-eingebildete-rassismus.html
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Mi.Ni.
Vielleicht wäre das Thema in Opern und in der Kunst aber auch viel weniger diskutierenswert, wenn Menschen nicht auch in ihrem Alltag immer wieder Erfahrungen mit Rassismus machen müssten.
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Heinz Niski
dann hätten die Künstler am MiR mit ihrem sehr häufigen POC (Leute von Farbe) Hintergrund, ihren diverseren geschlechtspräferenzen, ihrer größeren Sensibilität, Empathie, schon vor Jahrzehnten auf die Rassismus zementierenden Opern hinweisen müssen. Außer Orff (Nazi Nähe) und Wagner (Nazi Nähe) ist mir spontan nichts bekannt über Auseinandersetzungen mit rassistischen Werken. Nebenbei… ich war Zuschauer bei der Caritas Premiere des Wandertheaters, wie man Nazis, Rassisten und Fremdenfeinden in der Öffentlichkeit ein „Stop“ entgegenschleudert. Eine Betriebsversammlung war es. Mehr als 2 Drittel der Caritas Mitarbeiter haben erkennbar kein Interesse an dem Thema gehabt und „Party“ gemacht, statt gebannt zu lauschen, wie man Rassisten das Handwerk legt. https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezensionen/sachbuch/buchkritik-zu-caroline-fourests-generation-beleidigt-17248164.html … ZiTat aus dem Buch von C. Fourests „Die soziale Frage habe die Linke indessen vollständig aus den Augen verloren. In der Tat sind die aggressiven Debatten zur linken Identitätspolitik keine Themen der Unterschicht; sie entstehen in privilegierten Milieus, welche die Beschränktheit ihrer eigenen Perspektiven nicht wahrhaben wollen. Die identitäre Rechte, warnt Fourest, profitiere am Ende davon. Eine treffendere Analyse wird man so schnell nicht finden.“
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Mi.Ni.

Ich kann und will nicht beurteilen, wer wann schon etwas hätte unternehmen müssen. Was die Caritas-Veranstaltung angeht müssten Sie mir nochmal sagen, von welcher Veranstaltung Sie sprechen, wobei das aus meiner Sicht auch wenig mit dem oben benannten Thema hat. Aber vielleicht können Sie mir da etwas mehr Klarheit verschaffen. Bei dem zitierten Artikel aus der FAZ sehe ich diesen nicht zwangsläufig im Widerspruch zu dem von mir geschriebenen.
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Mi.Nie.

ich gebe den Ausführungen von Herrn Matzkowski weitestgehend recht, insbesondere was die Lebensumstände der dort beschriebenen jungen Frauen und deren Familien angeht und was er als „teilweise … auch ausgebeutetes Element eines kriminellen „Geschäftsmodells““ beschreibt. Was die Begrifflichkeiten angeht, so weiß ich ebenfalls, dass in unterschiedlichen Gruppen von Siniti und Roma auch unterschiedliche Eigenbezeichnungen gewählt werden und ich sicher nicht irgend jemandem vorschreiben will, wie er sich bezeichnet. All das ändert aber wiederum nichts an den Erfahrungen von Rassismus im Alltag, wie auch immer die Bezeichnung sein mag. Wenn Menschen stellvertretend für ihre gesamte ethnische Gruppe beschimpft werden, wenn Verfehlungen einzelner Menschen aus diesen Gruppen stellvertretend für die Gesamt Gruppe gesehen werden, wenn Menschen in ihren Arbeitssituationen erpresst werden, weil sie keine Lobby haben, wenn 450€-Kräfte bis zu 12 Stunden am Tag und 7 Tagen in der Woche arbeiten müssen, weil sie durch die fehlende soziale Absicherung erpressbar sind, wenn skrupellose Geschäftemacher die Situation der Menschen ausnutzen und sie in Schrottimmobilien unterbringen, wenn die Unterbringungen in der Fleischindustrie oder der Landwirtschaft erst dann als Problem ausgemacht werden, wenn die Gesundheitsprobleme im Zuge von Corona auch zu einer Bedrohung für die weitere Bevölkerung wird.
Was mich nun aber wieder auf meinen Ausgangskommentar zu sprechen kommen lässt: „Vielleicht wäre das Thema in Opern und in der Kunst aber auch viel weniger diskutierenswert, wenn Menschen nicht auch in ihrem Alltag immer wieder Erfahrungen mit Rassismus machen müssten.“
Oder anders formuliert: vielleicht käme niemand auf die Idee über Rassismus in der Oper zu diskutieren, wenn sich das Thema im Alltag längst erledigt hätte.

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Heinz Niski

Vielleicht sollten wir die Fragestellung erweitern um den Punkt, wer wann Erfahrungswissen zu Rassismus umdeklariert und um die Fragestellung, ob nicht auch unterprivilegierte Gruppen sich privilegierten Gruppen gegenüber rassistisch verhalten können?

Die nur Opferrolle kaufen Nachbarn von Sinti und Roma nun wirklich niemanden mehr ab. Ein Gang durch die Straßen reicht völlig aus.

Wer meint, Rassismus dadurch aus der Welt zu schaffen, dass er Begrifflichkeiten aus dem kulturellen Gedächtnis löscht, hat keinen Zugang zur Kunst, Kultur, wenig bis nichts über Menschen und Strukturen verstanden, vielleicht bisher nicht einmal wirklich gelebt.

Meine Lebenserfahrung sagt: Lösungen für die sich zuspitzenden und häufenden (auch rassistischen) Konflikte in unserer Gesellschaft werden nicht auf Opernbühnen durch Zensur zu finden sein, sondern auf der Straße und in politischen Gremien.

Früher war Oper auch ein revolutionäres, Gesellschaft gestaltendes Element. Punkig. Wild. Gegen Autoritäten gerichtet. Mit frechen und neuen Lebensentwürfen beschäftigt.

Statt diesen Geist wieder auf die Bühne und ins Publikum zu tragen oder aktuelle Opern und Libretti zu schreiben, beschäftigen sich (unkreative (?)) mit Herumgeschnippel an Texten und halten mich als Rezipienten für unmündig und zu blöd, um ein Kunstwerk „divers“ und „intersektional“ zu sehen.

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So.Jo.Ti.

Die Information der Stadt Gelsenkirchen zum Schulbesuch junger Mütter ist aber auch sehr gut:
„8 Informationen für schulpflichtige Mütter – Die Schulpflichtbefreiung
Die Schulpflicht ruht vor und nach der Geburt des Kindes einer Schülerin entsprechend dem Mutterschutzgesetz, also in der Regel sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt. Das Bestehen der Schwangerschaft muss durch eine ärztliche Bescheinigung und die Geburt durch eine Geburtsurkunde bei der Schulleitung angezeigt werden. Wenn nachgewiesen wird, dass durch den Schulbesuch nach Ablauf der Mutterschutzfrist die Betreuung des Neugeborenen gefährdet ist, ruht die Schulpflicht ebenfalls. Dies ist der Fall, wenn die Schülerin als einzige Betreuungsperson für das Neugeborene zur Verfügung steht. Das heißt, wenn zum Beispiel der andere Elternteil, Großeltern, nahe Familienangehörige oder auch eine öffentliche oder private Betreuungseinrichtung (Kindergarten, Hort) die Betreuung nicht übernehmen können. Eine Beurlaubung entsprechend der Elternzeit ist möglich, wenn ein entsprechender Antrag bei der Schulleitung gestellt wird. Diese kann eine Beurlaubung bis zur Dauer eines Schuljahres gewähren. Längerfristige Beurlaubungen bedürfen der Zustimmung der jeweils zuständigen Schulaufsichtsbehörde, die die Schulleitung gegebenenfalls dort ein- holen müsste. Ein Antrag der Schülerin bzw. deren Erziehungsberechtigten direkt bei der Schulaufsichtsbehörde ist nicht erforderlich Diese Angaben basieren auf § 40 und § 43 des Schulgesetzes NRW“.
S. 18/19
https://www.gelsenkirchen.de/de/familie/eltern/geburt/_doc/20160822_broschuere_familie_werden_druck.pdf

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Ro.Bie.

Das Problem liegt doch an den verkrusteten Traditionen der Rom und dem abschätzendem Umgang mit jungen Frauen sowie den „Kinderehen“. Wie bitte soll das hier gelöst werden ohne dafür Handlungskonzepte zu haben?

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Heinz Niski

Eine Gesellschaft, die sich mit dem „alternativlosen“ Hochschlafen von Schauspielern beschäftigt, hat keine Zeit, sich um das Wohl und die Entwicklung von Kindern zu kümmern, die mit 14 oder 15 Jahren geschwängert werden.

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Ro.Bie.

Also den Vergleich finde ich jetzt doch schräg – jedenfalls in der Metropole GE.

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Heinz Niski

ich habe noch keine Empörungswelle der metooler*I* nnen gegen die Schwängerung von Kindern in GE wahrnehmen können. Das ist als Thema nicht so sexy… viel zu konkret. Wahrscheinlich jubeln die eher Roma Aktivisten zu, die sich damit brüsten, dass die Männer seiner Familie seit Generationen mit 16 Väter (Eltern 1?) werden. Wie alt wohl Elter 2 dabei gewesen sein mag???

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Ax.Str.

Das Thema von „Kinderehen“ innerhalb der „balkanstämmigen“ Bevölkerung ist in der Aufmerksamkeit unserer Gesellschaft noch gar nicht angekommen, was aber auch daran liegt, dass diese Bevölkerungsgruppe nicht viel Kontakt zu dem Rest der Bevölkerung hat.

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Heinz Niski

mein Eindruck ist ein anderer. Schulen, Behörden, Nachbarn wissen das. Man will nur nicht das dünne Eis „Antiziganismus“ betreten.

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Ax.Str.

Das wird bestimmt auch ein Grund sein.
In meiner Nachbarschaft in der Altstadt habe ich bisher noch keine Nachbarn aus dem Balkan feststellen können. Hier sind’s eher Gruppen aus dem nahen Osten und alteingesessene türkischstämmige Familien. Nichts besonderes.

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Heinz Niski

kannst ja mal bei meiner Partnerin Probe wohnen. Mit guter Aussicht auf in den Garten fliegende Möbel, tanzenden Rattengangs, mit wandernden und kreißenden Sperrmüllhaufen auf dem Bürgersteig, mit regelmäßigen Aufmärschen aller Behördenvertreter, die eine Kommune, ein Land anzubieten hat. Gut angenommen wird auch Kreischen in der Nacht, Auto Schwarzhandel, blockieren von Einfahrten etc. – aber filmreif sind die nächtlichen Einlagerungen von Sperrmüllfunden im Haus. Du ahnst nicht, wie viel Kubikmeter so ein 6 Parteien Mietshaus in sich aufnehmen kann. Nur die Regeln der Fluktuation habe ich noch nicht verstanden. Warum und wann wechseln die Mieter so häufig?

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Heinz Niski

du kannst in GE 2 gegensätzliche Positionen bekommen von Menschen, die sich sehr intensiv mit Roma/Sinti/Zigeuner Nachbarn beschäftigen – eine eher resignierte Haltung hat Eckart Kuke – https://www.zeit.de/2016/31/gelsenkirchen-zuwanderer-rumaenien-bulgarien-sozialbetrug – eine eher euphemistische Position hat Venetia Harontzas
vom Lalok Libre.

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Ax.Str.

Ich hab‘ jetzt noch keinen Bock, Euch die offensichtlichen Gründe für dieses Verhalten zu erklären. Ihr seid alt und intelligent genug um selber alles über Schleuser, Lügen und falsche Versprechen von Schleusern, Verfolgung im Heimatland, Immobilienspekulanten, Unkenntnis von Regeln und Gebräuchen im Gastland, Stigmatisierung, Antiziganismus, Scheinarbeitslosigkeit, Abhängigkeit vom Schleuser und der Scheinarbeitsstelle, usw. usf. heraus zu finden.
Selbst in der WAZ gab’s dazu mal einen großen Artikel, indem es auch um Schrottimmobilien und die Hintergründe ging. Aber ich bin leider nicht der Typ, der Zeitungsartikel ausschneidet und ins Sammelalbum klebt.

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Ax.Str.

Ich hab‘ nicht um mehr Informationen gebeten sondern meinen Unwillen jetzt mit Euch zu diskutieren zum Ausdruck bringen wollen. Und Ihr kommt mir jetzt mit genau zwei Meinungen? Das halte ich für unseriös.

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Ro.Bie.

und eine von 2017 gibts auch noch. Leider wurde da nie wieder in der Intensität angeknüpft.
https://www.gelsenkirchen.de/de/_meta/aktuelles/artikel/30078-nicht-herkunft-sondern-armut-ist-unsere-herausforderung

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